Die Parallelen mit dem SC Bern sind ja fast zu schön, um wahr zu sein. Die Berner haben einen Trainer – Guy Boucher – den die Spieler fast nicht mehr aushalten. Die Erleichterung nach dessen Entlassung ist so gross, dass es doch noch zu Platz acht und schliesslich zum Titel reicht. Im Final gegen den HC Lugano.
Und nun hat Lugano einen Trainer, den einige wichtige Spieler fast nicht mehr ertragen: Doug Shedden. Der kanadische Feuerkopf und seine schwedischen Stars – eine Mischung wie Feuer und Wasser.
Die grosse Frage, die womöglich diese Meisterschaft entscheiden wird: Kann auch in Lugano eine Entlassung zum richtigen Zeitpunkt den gleichen meisterlichen Effekt haben wie vor einem Jahr die Amtsenthebung von Guy Boucher in Bern?
Der richtige Zeitpunkt für eine Trainerentlassung wäre, im Interesse bester Unterhaltung, während des Spengler-Cup-Abenteuers des HC Lugano. Das Schweizer Fernsehen, das Schweizer Radio, zahlreiche private Radiostationen und alle Chronistinnen und Chronisten wären vor Ort und hätten während der Festtagspause genügend Zeit und Platz, um ausführlich und objektiv zu berichten.
Es könnte ja schon sein, dass beispielsweise die drei schwedischen Weltklassestürmer, die fast so viel kosten wie der erste und zweite Block der SCL Tigers, unter einem neuen Trainer ein bisschen produktiver wären. Spielen sie gar gegen ihren aktuellen Trainer? Gibt es in Lugano eine «schwedische Verschwörung» gegen Doug Shedden? Das ist ein Vorwurf, der nicht bewiesen werden kann. Die Statistik ist allerdings recht interessant.
Schwedische Spieler haben in der Regel ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Teamtopskorer Linus Klasen hat mit minus 11 die schlimmste Plus/Minus-Bilanz des ganzen Teams. Tony Martensson steht mit minus 7 auch nicht viel besser da. Nur Patrik Zackrisson ist mit einer ausgeglichenen Bilanz aus dem defensiven Schneider.
Tja, wenn drei schwedische Weltklassestürmer nicht ganz in Hochform sind, dann hat der Trainer ein Problem. Lugano hat inzwischen auch 86 Gegentore kassiert. Nur Ambri ist mit 87 Gegentreffern defensiv noch schwächer. Nie zuvor in der Geschichte unseres Hockeys war eine so teure und talentierte Mannschaft defensiv so miserabel wie Lugano.
Und nun erzählt die schwedische Legende Bengt-Ake Gustafsson, als Nationaltrainer mit Schweden Weltmeister und Olympiasieger (2006), zuletzt Aufsteiger mit Langnau, dem Tessiner Fernsehen, sein Agent habe Lugano kontaktiert. Er könne sofort in Lugano anfangen und dieses grossartige Hockeyunternehmen wäre eine grosse Herausforderung für ihn. Was schon vor mehreren Wochen spekuliert wurde, ist jetzt sozusagen offiziell bestätigt.
Bengt-Ake Gustafsson Trainer in Lugano? Das wäre beinahe zu perfekt, um wahr zu sein. Der ruhige, kluge Taktiker, der mit Stars und «fertigen» Spielern wie kaum ein anderer umzugehen versteht. Der eine Mannschaft defensiv zu ordnen versteht. Der Deutsch, Englisch und natürlich Schwedisch spricht.
Wir können ohne jede Boshaftigkeit davon ausgehen, dass Patrik Zackrisson, Tony Martensson und Linus Klasen unter der Leitung ihres Landsmannes ihre Torproduktion ein bisschen erhöhen könnten.
Wie Bern auf Rang 8 die Playoffs erreichen, wie Bern den Trainer zum richtigen Zeitpunkt feuern, wie Bern Meister werden – welch grossartiger Masterplan wäre das. Noch grandioser wäre nur, wenn Lugano mit … Doug Shedden erstmals seit 2006 Meister würde.