Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Wer Ordnung in ein Team von guten Individualisten bringt, kann den Spengler Cup gewinnen. Guy Boucher ist ein internationaler Grossmeister der Taktik, der Disziplin und der Hockeyarbeit. Zu viel Guy Boucher zerstört eine Mannschaft (wie diese Saison den SC Bern). Aber die richtige Portion Guy Boucher kann Erfolg bringen. Der Spengler Cup zieht sich nicht vom Juli (Beginn des Eistrainings) bis im April (Playoff-Final) hin. Er dauert bloss sechs Tage. Sechs Tage – das ist offensichtlich die richtige Portion Guy Boucher.
Der Final des Spengler Cups 2015 war die beste Partie des Turniers. Nicht so wild und unterhaltsam wie der Halbfinal zwischen Kanada und dem HC Davos. Aber hockeytechnisch besser: Schnell, intensiv, taktisch hochstehend und spannend. Viel besseres Eishockey ist nicht möglich.
Lugano dominierte die Startphase. Aber die taktisch exzellenten Kanadier waren dazu in der Lage, Luganos Offensivkraft zu bändigen. Vom Ende her analysiert und erzählt, ist es ein logischer und verdienter Sieg der Kanadier. Aber ein Sieg Luganos war möglich und hätte Lugano gewonnen, so würden die Chronisten auch von einem verdienten Sieg berichten.
Kanada hat erstmals seit 2012 das Turnier gewonnen. Damals stand bei den Kanadiern Doug Shedden an der Bande. Es war die NHL-Lockout-Saison und er hatte die NHL-Stars im Team. So gesehen ist der Turniersieg von Guy Boucher eher höher zu werten. Er kann doch gewinnen und dieser Triumph beim Spengler Cup, live übertragen nach Kanada, hilft ihm bei der Stellensuche in der NHL.
Bei einer Analyse interessiert uns aber in erster Linie, ob Lugano nun wieder «grande» ist, oder ob Lugano am Ende doch ein Verliererteam geblieben ist. Seit dem Titel von 2006 hat Lugano ja nie mehr eine Playoff-Serie gewonnen.
Auch wenn der Spengler Cup im Vergleich zum Alltag der Qualifikation oder gar den Playoffs eine spielerische Party ist – die Fortschritte Luganos seit dem Trainerwechsel sind offensichtlich. Im Halbfinal gegen das KHL-Team Jekaterinburg (3:0) haben wir ein «Grande Lugano» gesehen. Es war die beste Partie unter Shedden. Das Spiel war sehr gut zwischen Offensive und Defensive ausbalanciert, die Eiszeit auf alle Spieler verteilt, die «Arbeiter» (die gibt es in Lugano auch) spielten im Boxplay und im Defensivspiel eine wichtige Rolle und Torhüter Elvis Merzlikins hielt famos. Wenn Lugano so spielt, dann kann es in den Playoffs bis in den Final kommen.
Nach diesem Spengler Cup dürfen wir behaupten: Lugano hat genug Talent, um die Meisterschaft zu gewinnen. Aber nach diesem Spengler Cup bleibt die alles entscheidende Frage unbeantwortet: Hat Lugano einen Meistergoalie? Der Final war eine Partie, die ein grosser Torhüter für Lugano hätte gewinnen können. So gesehen eine Partie mit Playoff-Charakter. Lugano hat den Final nicht wegen des Torhüters verloren. Aber Lugano hat den Final nicht dank des Torhüters gewonnen.
Elvis Merzlikins (21) hat diesen Final für Lugano nicht gewonnen. Aber er hat das Talent, den Stil und die NHL-Postur zum Meistergoalie. Bloss noch nicht die Konstanz und die Coolness. Also ist es nur eine Frage der Zeit, bis er ein Meistergoalie sein wird. Besser als Daniel Manzato (31) – zurzeit noch verletzt – ist er auf jeden Fall. Es wäre eine unverzeihliche Torheit, wenn Doug Shedden Elvis Merzlikins nicht zur unumstrittenen Nummer 1 erklären würde.