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Heute Mittag: Vorne präsentieren sich die Kandidaten für die FIFA-Präsidentschaftswahl in einer persönlichen Ansprache. Jetzt nützen alle Beziehungen, Bankkonten, Briefumschläge und Berater nichts mehr. Nur die Persönlichkeit zählt. Die Ausstrahlung.
Beschränken wir uns auf den Auftritt der beiden Favoriten. Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa und Gianni Infantino. Der Gegensatz ist wahrlich faszinierend.
Vom «Prinzen aus dem Morgenland» ist nichts mehr zu spüren. Der Scheich tritt auf wie ein diskreter Banker aus dem calvinistischen Zürich aus der Zeit, als die Welt in dieser Branche noch in Ordnung war. Er spricht leise, unaufgeregt, aber deutlich. In seinem Blick liegt etwas Eindringliches, ja Bedrohliches, um seinen Mund liegt ein spöttischer Zug und doch ist er nicht ohne Charme.
Keine Frage: Ein Mann der Macht, irgendwie unheimlich, und spontan kommt dem neutralen Zuhörer ein Spruch von US-Präsident Theodore Roosevelt aus dem frühen letzten Jahrhundert in den Sinn: «Speak softly and carry a big stick; you will go far.» («Sprich sanft und trage einen grossen Knüppel, dann wirst du weit kommen.»)
Der starke Mann aus Bahrein klagt bei seiner Vorstellung nicht an, präsentiert kein detailliertes Programm. Er sagt, der Reformprozess habe eben begonnen und es sei noch viel zu tun. Seine zentrale Botschaft: die Differenz zwischen den Kleinen und Grossen verringern. Und er präsentiert sich, natürlich, als Diener an der Sache des Fussballs. Er nützt nicht einmal die ganze Redezeit von einer Viertelstunde. Nach knapp zehn Minuten ist sein Auftritt beendet. Ein brillanter Politiker. Ein Machtpolitiker. Er flösst Respekt ein. Aber er berührt die Herzen nicht.
Der Star dieser Präsentationsrunde wird Gianni Infantino. Er wirkt authentisch, kompetent und charmant. Ja, er reisst mit. Er spricht doppelt so lange wie sein grosser Widersacher aus dem Morgenland. Er bekommt sogar während seiner Rede Applaus.
Der italienisch-schweizerische Doppelbürger spricht seine Einleitung in fünf Sprachen. Er beginnt auf Englisch, sagt ein paar Sätze Italienisch, das sei die Sprache seines Herzens, dann folgen zwei, drei Sätze Hochdeutsch, Französisch und Spanisch. Hauptsächlich aber spricht er Englisch. Der rote Faden seiner Rede ist seine Reise zu den verschiedenen Kontinenten, nach Afrika, nach Süd- und Mittelamerika, nach Asien.
So lässt er einfliessen, dass er die Welt des Fussballs aus eigener Erfahrung kennt und so nebenbei lässt er einfliessen, was er alles verbessern könnte. Er erzählt, wie die Augen der Kinder in Afrika beim Fussball glänzen, was der Fussball, die FIFA, in Afrika tun kann, spricht dabei zwischendurch wieder Französisch und Portugiesisch, spricht über seine Reise nach Südamerika, schmückt seine Ausführungen mit ein paar Sätzen auf Spanisch und macht auch ein paar Bemerkungen auf Arabisch.
Er wirkt immer bescheiden und authentisch. Ein charmanter, weltgewandter und doch geerdeter Mann des Fussballs, ein Schweizer mit Charakter und Charme. Ein Saubermann auch. Und geschickt lässt er durchblicken, dass er als Generalsekretär der UEFA Führungserfahrung hat. Keine Frage: Könnten TV-Zuschauer abstimmen – er würde haushoch gewinnen. Er ist der Kandidat der Herzen.
Der Machtmensch gegen den Kandidaten der Herzen. So lässt sich diese Präsidentenwahl in einem Satz zusammenfassen.