Die SCB-Spieler treffen einer nach dem anderen bei der PostFinance-Arena ein, wo der Fahrer des Mannschaftsbusses und Trainer Kari Jalonen schon ungeduldig warten. Man will zeitig losfahren, schliesslich weiss man nie … Stau am Gotthard?!
Doch Eric Blum kommt zu spät. Bei den Proben fürs «Züri Fäscht» 2019 bei Band-Kollege Roman Wick hat er seine Gitarre liegen lassen. Blum muss auf halben Weg umkehren, wird dann aber von Wick nach Bern chauffiert. Zum Glück hat dieser gerade Ferien. Mit 15 Minuten Verspätung heisst es beim SCB-Tross: «Leinen los!»
Kari Jalonen kündigt an, dass er den Jungs nun ein kurzes Video vorführen wird. Tristan Scherwey freut sich bereits auf «Rambo III», Eric Blum dagegen hofft auf einen tschechischen Independent-Musikfilm eines aufstrebenden Musical-Regisseurs und kramt zur Inspiration seiner Kollegen bereits seine Gitarre hervor.
Topskorer Arcobello faucht ihn an: «Fuck off, Eric. I wanna watch ‹Miracle on Ice›.» Jalonens Miene hellt sich sofort auf: «Richtige Einstellung Mark. In Lugano brauchen wir heute ein Wunder.» Sagt es und legt endlich die DVD mit dem Titel «So gewinnt man wichtige Spiele» ein, die ihm YB-Trainer Adi Hütter beim Einsteigen in die Hände gedrückt hat.
Es läuft gerade die Schlusssequenz mit Marco Wölfli – «Ich hoffe, wir konnten euch inspirieren» – , als der SCB-Car beim Hirschen in Langnau auf den Parkplatz fährt. Der Bus-Chauffeur erklärt übers Mikrofon: «Ein Kumpel von mir möchte auch mitfahren, er muss per Zufall ebenfalls ins Tessin.»
Ein überaus neutraler Chronist mit hochgesteckter Sonnenbrille und grau-meliertem Bart steigt zu, begrüsst alle mit einem «Tschou zäme» und setzt sich neben den Masseur, mit dem er sofort ein lustiges Frage-Antwort-Spiel beginnt. Er bekommt gar nicht mit, dass seinem Begleiter der Zutritt freundlich, aber bestimmt verwehrt wird. Einem Mann, der bereits im Bus sitzen würde, wenn er Larry Lionhill heissen würde.
Die Oldies Martin Plüss, Marc Reichert und Beat Gerber suchen verzweifelt einen vierten Jasser. Eric Blum winkt auf der Rückband ab, er beginnt gleich mit seiner Yoga-Session. Ramon Untersander, Marco Müller und Luca Hischier schauen vom Handy auf und fragen, ob man das nicht online spielen könne.
Leonardo Genoni kennt nur die Deutschschweizer Karten, Mark Arcobello sagt, dass er Jazz nicht ausstehen könne und Gian-Andrea Randegger beharrt so lange darauf, dass er am Rand sitzen möchte und Egge achtfach zählen muss, dass sich Plüss, Reichert und Gerber kurzerhand den neutralen Chronisten schnappen. Dieser beginnt sofort zu «mischlä», hätte da aber noch ein paar Fragen.
Der neutrale Chronist und Plüss feiern gerade einen Obenabe-Match, da packt Kari Jalonen eine Reihe weiter vorne sein Handy aus und ruft ZSC-Trainer Hans Walsson an. Von seinem schwedischen Berufskollegen erhofft er sich ein paar gute Tipps für das Gastspiel in der Resega. Die beiden haben erst ein paar Worte gewechselt, da schnappt sich jemand Jalonens Hosentelefon.
Es ist der neutrale Chronist. Sofort hängt er auf, wählt die Nummer von Arno Del Curto und drückt dem verdutzten Jalonen das Smartphone wieder in die Hand. «Frag ihn – oder mich», sagt der Chronist trocken.
Eric Blum ist gerade beim «Down-Facing Dog», da sieht er, wie Luca Hischier den Kollegen Tim Dubois und Samuel Kreis auf seinem Tablet ein paar Hockey-Videos zeigt. «Das isch min Brüeder, im Fall!», sagt er stolz und probiert mit einem Unihockey-Stock die Tricks im Gang nachzustellen. Ohne Erfolg!
Justin Krueger lächelt in der Bank neben dem Jass-Quartett bereits verschmitzt, als plötzlich sämtliche Handys im Bus vibrieren. Gleichzeitig bekommen alle eine Nachricht von Unbekannt. Darin steht: «Glaube an das Unmögliche und das Unmögliche wird möglich.» Kari Jalonen denkt sich: «Wer war denn das? Egal … Diese neuen Technologien sollte ich beim Coaching vielleicht auch mal nutzen.»
Auf der Raststätte kurz nach dem Gotthard gibt's die einzige Pinkelpause. Ersatz-Goalie Michael Garnett füllt zusammen mit dem Materialwart, unbemerkt von Kari Jalonen, den Biervorrat auf, nachdem er einen Spurt aufs stille Häuschen hingelegt hat.
In einer anderen Ecke der Raststätte übergibt Ambri-Spieler Peter Guggisberg seinem ehemaligen Davoser Teamkollegen Leonardo Genoni ein Päckchen. Er soll es vor dem Spiel an Dario Bürgler übergeben. Der werde es dann nach Davos weiterleiten. In der Nähe reibt sich ein neutraler Chronist bereits die Hände.
Der SCB-Car fährt bei der Resega auf den Parkplatz. Dort warten ein paar kauzige Gestalten in Fan-Trikot und Jeans-Gilet und … Maxim Lapierre. Der Lugano-Center «ginggt» heftig gegen den Bus und deckt den Fahrer mit Trashtalk ein. Thomas Rüfenacht kriegt das mit und sprintet förmlich aus dem Bus. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden eine wilde Keilerei.
Zum Glück fährt gleich das Schiedsrichter-Gespann ein, das die beiden Streithähne trennt. Angeführt von Kari Jalonen, der gerade intensiv mit einem neutralen Chronisten diskutiert, geht's schliesslich in die Garderobe, wo man sich in aller Ruhe für den zweiten Halbfinal vorbereitet.