Die Fans sammelten Geld, um die Abfindung für Brendan Rodgers zu bezahlen und forderten lautstark Jürgen Klopp als neuen Trainer. Als der Deutsche endlich seinen Vertrag beim FC Liverpool unterschrieb, war der Optimismus grenzenlos. Für die «Reds» schien nun plötzlich wieder alles möglich, die Fans liebäugelten sogar mit dem Meistertitel.
Doch nach den Klopps ersten neun Premier-League-Spielen folgt die Ernüchterung. Liverpool hat unter Klopp erst zwölf Punkte geholt und liegt nur auf Rang 9, gerade einmal einen Platz besser klassiert als bei Rodgers' Entlassung. Der Abstand auf die Spitze hat sich mehr als verdoppelt. Und seit nunmehr drei spielen wartet Liverpool in der Liga auf einen Sieg.
Zuletzt wurde der Traditionsverein beim 0:3 gegen Watford regelrecht vorgeführt. «Es ist egal, was ich sage. Dadurch wird es nicht besser», gab Jürgen Klopp anschliessend zu Protokoll. «Das war hoffentlich der enttäuschendste Moment meiner Zeit in Liverpool.»
«The Normal One» ist zur Zeit also tatsächlich höchstens Durchschnitt. Er gewann zwar gegen Chelsea und Manchester City, verlor aber gegen Leichtgewichte wie Crystal Palace, Newcastle oder eben Watford. Seitdem der Deutsche das Zepter übernommen hat, holte Liverpool in der Liga nur gerade 1,33 Punkte pro Spiel. Unter seinem Vorgänger Rodgers waren es leicht mehr gewesen (1,5 Punkte). Sogar Joe Zinnbauer hat bisher mit dem FC St. Gallen besser abgeschnitten (1,6 Punkte).
Grosser Zuwachs scheint nicht in Aussicht. In den nächsten fünf Spielen gastieren Leicester, Arsenal und Manchester United an der Anfield Road. Hinzu kommen die Auswärtsspiele bei Sunderland und West Ham. Immerhin auf der europäischen Bühne und im Cup läuft es einigermassen. In der Europa League steht Liverpool in den Sechzehntelfinals und trifft dort auf den FC Augsburg mit Marvin Hitz. Im Halbfinal des League Cups müssen die «Reds» gegen Stoke und Xherdan Shaqiri ran. Im FA Cup musste man noch nicht antreten.
Selbst bei den Spielern sinkt die Zuversicht in dieser Saison noch ganz oben mitspielen zu können. So erklärte etwa Emre Can nach dem letzten Spiel gegenüber Bild.de: «Unser Ziel vor dem Spiel gegen Watford war die Qualifikation für die Champions League. Aber jetzt sollten wir uns erst mal stabilisieren.» Trotzdem ist der Deutsche Internationale nach wie vor von seinem Trainer überzeugt: «Er bringt uns Pressing und Gegenpressing bei – wie in Dortmund. Dieser Fussball liegt uns als Mannschaft, die Gegner tun sich sehr schwer mit uns.» Vielleicht ist momentan Klopps Einfluss auf die taktische Ausrichtung seiner Mannschaft aber auch wichtiger als der Punkteschnitt.