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Noch erstaunlicher als der spektakuläre Schlussspurt zum verdienten Unentschieden ist die Konstellation in der Gruppe L: Zürich besitzt weiterhin alle Möglichkeiten, als erster Zweitligist in der Europa-League-Ära die Knock-out-Runde zu erreichen - notabene im Duell mit namhaften Konkurrenten, die im europäischen Ranking allesamt klar höher einzustufen sind als der FCZ. Am 8. Dezember bietet sich die Chance, mit einem Auswärtssieg gegen Osmanlispor unter die Top 32 vorzustossen.
«Wir meinten, wir würden gegen Villarreal einen Final spielen. Nun treten wir in Ankara nochmals zu einem Finalspiel an», brachte Uli Forte die bemerkenswerte Ausgangslage auf den Punkt. «Diese Chance in Ankara haben wir uns verdient.» Einmal mehr hätten alle gesehen, «wie unberechenbar der Fussball eben ist.» Dem Courant normal ist der FCZ jedenfalls entkommen, derweil dem zweifachen Europa-League-Halbfinalisten Villarreal gar das blamable Out droht.
Der Leader der Challenge League hat erreicht, was ihm nur ein paar wenige verwegene Optimisten zutrauten. Er dehnte seine Serie der Ungeschlagenheit auf Europacup-Niveau auf mittlerweile vier Partien aus. «Traumhaft ist das», bilanzierte Forte, ist sich der nach wie vor schwer lösbaren Aufgabe aber bewusst: «Wir Schweizer wissen ja, wie schwierig es ist, ein Entscheidungsspiel in der Türkei auszutragen.» Die Tumulte vor und nach dem WM-Playoff der Schweizer Nationalmannschaft vor elf Jahren am Bosporus hat Forte nicht vergessen.
Erkämpft hat sich der FCZ die unerwartete Finalissima auf türkischem Boden vor allem mit einem zuweilen wilden, aber mutigen Finish, als Forte nahezu auf alle verfügbaren Offensiv-Akteure setzte. In der 87. Minute zahlte sich der kompromisslose Effort aus. Zürich drückte, Moussa Koné fiel, Penalty. Joker Roberto Rodriguez erzwang vom Elfmeterpunkt aus den Gleichstand. Sekunden vor Schluss verpassten die entfesselten Einheimischen in der Overtime den kompletten Umschwung gar nur um Haaresbreite. Marchesanos vermeintliches 2:1 annullierte der Schiedsrichter wegen einer Offside-Stellung von Koné.
Forte ist primär Realist und kein Träumer. Er hatte geahnt, was auf seine Equipe zurollen würde. «Der Europacup ist nochmals eine ganz andere Kategorie, und Villarreal ist unglaublich abgebrüht.» In der Startviertelstunde bewahrheitete sich die Prognose des FCZ-Trainers vollumfänglich. Die Gäste dominierten und kombinierten, die Stadtzürcher am Anfang taumelten sofort. Captain Bruno Soriano markierte per Kopf früh das 1:0, der brillante Keeper Andris Vanins verhinderte mit zahllosen Interventionen weitere Gegentore.
Dass sich Villarreal die perfekte Ausgangslage noch entreissen lassen würde, zeichnete sich in jener spanischen Druckphase nicht einmal ansatzweise ab. Pato, das einstige brasilianische Versprechen, und Cédric Bakambu, in der letzten Saison zweitbester Torschütze in der Europa League, vergaben die Chancen zur Zäsur teilweise leichtfertig. «Uns glitt das Spiel aus der Hand», kritisierte Trainer Fran Escriba. Sie hätten zwei Punkte verloren und stünden nun vor einer «komischen Situation» - ein weiterer Fehltritt gegen Steaua wäre mit dem Out gleichzusetzen.
Escribas Zürcher Amtskollege hingegen strahlte nach dem «Hitchcock-Finale». Er hob die mentale Stärke seiner Mannschaft hervor und sprach vom «Charakter und der Courage, die es uns ermöglichten, eine solche Topmannschaft so aus der Fassung zu bringen».
Wie der FCZ den überdurchschnittlich bestückten Gegner in der mitreissenden Schlussphase bedrängte, verdient in der Tat höchsten Respekt – im zweitwichtigsten internationalen Klub-Wettbewerb gehört der Halbfinalist der letzten Kampagne mit einem Erfahrungsschatz von über 50 Partien zu den unbestrittenen Grössen.
Einen mutlosen oder gar destruktiven Plan hatte Fortes trotz der Umformierungen – der Taktgeber wich von seinem angestammten 4-2-3-1-System ab und setzte zu Beginn auf sieben defensiv ausgerichtete Akteure – indes nicht verordnet. Im Gegenteil: der Safety-first-Taktik folgte im richtigen Moment der totale Angriff.
Mit seiner beherzten Reaktion in der zweiten Hälfte demonstrierte der zweitklassige Herausforderer, weshalb er in dieser Spielzeit vor dem zweiten Rencontre mit «El Submarino Amarillo» in 22 Partien nur einmal verloren hat. Und Moussa Koné, das 19-jährige Talent aus dem Senegal, sorgte dank seiner Sprintstärke vereinzelt für sehenswerte Aktionen Zürichs und provozierte kurz vor dem Ende den Foulpenalty. (sda)
Zürich - Villarreal 1:1 (0:1) 10'069 Zuschauer. - SR Massa (ITA).
Tore: 14. Bruno Soriano (Trigueros/Corner) 0:1. 87. Rodriguez (Foulpenalty/Koné) 1:1.
Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic; Brunner (69. Rodriguez), Sarr, Kukeli (79. Sadiku), Voser (69. Winter); Schönbächler, Marchesano; Koné.
Villarreal: Asenjo; Rukavina, Musacchio, Ruiz, José Angel; Dos Santos, Trigueros, Bruno Soriano, Tscheryschew (70. Castillejo); Bakambu (82. Hernandez), Pato (78. Sansone).
Bemerkungen: FCZ ohne Buff, Yapi, Brecher (alle verletzt), Cabral (nicht im Aufgebot). 80. Lattenschuss von Rodriguez. Verwarnungen: 23. Ruiz, 31. Brunner, 90. Rukavina, 91. Marchesano (alle Foul), 92. Musacchio (Reklamieren). Gruppe L: Steaua Bukarest - Osmanlispor Ankara 2:1 (0:1). - Rangliste: 1. Osmanlispor Ankara 5/7 (8:7). 2. Villarreal 5/6 (7:7). 3. Steaua Bukarest 5/6 (4:5). 4. Zürich 5/6 (5:5).
Steaua Bukarest - Osmanlispor 2:1 (0:1) SR Mazzoleni (ITA).
Tore: 30. Ndiaye 0:1. 68. Golubovic 1:1. 86. Tamas 2:1.
Steaua Bukarest: Nita; Tamas, Moke, Tosca, Momcilovic; Pintilii (46. Bourceanu), Sulley (63. Achim); Enache (46. Golubovic), Boldrin, Amorim; Popa.
Osmanlispor: Karcemarskas; Vrsajevic (75. Bayir), Cürüksu, Prochazka, Pinto; Cagiran, Maher (61. Lawal); Regattin, Ndiaye, Delarge (69. Kilicaslan); Rusescu.
Bemerkungen: Verwarnungen: 49. Maher. 57. Sulley. 63. Cagiran. 67. Delarge. 85. Pinto. 89. Popa (alle Foul). 93. Nita (Unsportlichkeit). (sda)