Wie kann ausgerechnet ein Verein wie Stoke City sich Fussballer vom Kaliber eines Bojan Krkic, eines Marko Arnautovic und neuerdings eines Joselu leisten? Nicht dass alle erwähnten Exponenten Weltklasse-Spieler mit jenseitigem Palmarès wären. Aber die Tatsache, dass trotz aller Mankos ausgewiesene Schönwetterfussballer just jenes Stadion als Heimstätte wählen, das seit jeher für alle unspanischen Tugenden des englischen Fussballs herhalten muss, macht stutzig. Schliesslich relativiert man im britischen Norden auch heute noch die absolut unbestrittenen Skills eines Lionel Messi mit folgendem stehenden Begriff:
Man kann den Geldregen, wie er in der Premier League momentan stattfindet, durchaus verurteilen. Aber er ist die letzte Konsequenz einer seit Jahren anhaltenden Entwicklung. Das blutrünstigste Kolosseum kriegt die besten, die spektakulärsten Gladiatoren. Und Gladiatoren sind im Grunde genommen nichts anderes als der leider unverblümte Spiegel der Nachfrage.
Keine andere Liga hat sich in den letzten 20 Jahren so konsequent vermarktet wie die Premier League. Während sich Fussballfans seit Jahren (zu Recht) über den Slogan «beste Liga der Welt» ärgern, hat er sich doch unweigerlich in den Köpfen festgesetzt. Bastian Schweinsteiger zum Beispiel freut sich aufrichtig über den Wechsel zu Manchester United, ergo in die «best league of the world». Drähte laufen heiss, Fans drehen durch, obwohl Schweinsteiger noch keine einzige Liga-Partie bestritten hat, aber doch ein Leitmotiv zitiert, das offensichtlich sogar an der Säbenerstrasse kolportiert wird. (Vielleicht ist Schweini auch einfach gut mediengeschult, aber lassen wir das, sonst ist meine These für'n Arsch.)
Komm, wir sind ehrlich. Mann und Frau hätte es wissen müssen: Die Engländer sind seit jeher Kapitalistenturbos. Wer ins Stadion will, wirft dafür jedes Jahr mal gut und gerne einen Monatslohn nur für die Tickets auf. In der Premier League gibt's weder Sportchefs noch Trainer. Das sind alles Manager! Wie bei den Banken! Macht ja Sinn, dass die Rendite einfahren wie die Banken, heisst ja sogar gleich wie bei die Banken. Eine ganze Liga voll mit Rote Brause Leipzig!
Aber so einfach ist's leider nicht. Vermarktung ist im Fussball unterdessen weltweit gang und gäbe. Aber während sich die alten englischen Clublords ganz im Sinne von common wealth (zugegebenermassen ungerecht verteilt, aberebe) gemeinsam international aufstellen (Beipiel 1, Beispiel 2), konzentrieren sich andere europäische Top-Ligen wie die Bundesliga, die Serie A, aber auch die Primera Division vor allem auf den Binnenmarkt. Sie überlassen das Feld der internationalen Vermarktung den einzelnen Exponenten, die von Haus aus eh schon genügend Strahl- (und Zahl-)kraft mitbringen: Real, Barça, Bayern, Juventus.
Das Resultat davon? Voraussehbare Wettquoten. Wer macht nächstes Jahr in Italien das Rennen? Langweilig! Wer macht's in Deutschland? Wahrscheinlich langweilig! Real oder Barça? Seit Dekaden langweilig! Nicht mal in der Schweiz ist's mehr spannend.
Ich will das britische Modell nicht schönreden. Man sieht die unmittelbaren Konsequenzen von auf Fussball angewandtem Neoliberalismus (à la Thatcher/Merkel) seit Jahrzehnten an jedem internationalen Turnier: Die englische Nationalmannschaft reisst nichts, denn in England wird gekauft und nicht ausgebildet.
Wenn wir jedoch bloss den Ligabetrieb betrachten (und diese Sichtweise sei mir hier als langjähriger Premier-League-Fan vergönnt), dann bietet die englische Liga seit Jahren den intensivsten Wettbewerb, gerade weil sich auch vermeintlich kleine Klubs wie Fulham mal einen Spektakelstürmer wie z.B. Berbatov leisten können. Die Konsequenz: Man spielt schnell und physisch. Sonst verliert man gegen Fulham. Circus Maximus jedes Wochenende! Bis zum fucking Schluss, wenn Chefgladiator Stevie G saisonentscheidend ausschlipft!
Fazit: Droht die absolute Kapitalisierung unseres Lieblingshobbys? Ja, definitiv. Droht den Deutschen, den Spaniern, den Italienern gerade in Anbetracht der neuen Kaufkraft englischer Clubs der Ausverkauf? Ebenfalls definitiv, aber längst nicht von Engländern, sondern vor allem von Vormachtsclubs im eigenen Land! Beispiel? Barcelona kauft Atlético Madrid Arda Turan weg, ohne Bedarf auf dieser Position zu haben. Und wer ist schuld? Everton! Wegen Geld. Und Deulofeu! NOT.
Und wer jetzt immer noch an Erfolg durch Kaufkraft glaubt, darf sich gerne mal . Oder die Transfergeschichte von die Champions League-Stats 14/15 von $hitty zu Gemüte führenCharles Aranguìz. Der will nämlich trotz Millionenangebot von Leicester lieber zu Leverkusen. Quasi zu einem Traditionsclub ohne Kaufkraft. Und schon ist wieder alles relativ.
Ba-tam Tzschhsch!
Schöne Woche allerseits, auf das sie schnell vorbeigehen möge!
PS: Die eigentlich wirkliche Gretchen-Frage: Wer wird englischer Meister? Arsenal London. Wieso? Wer stellt denn so eine dämliche Frage. Natürlich weil ich Fan bin. COYG!