Früher, da war ja alles besser. Früher, da haben noch richtige Männer Fussball gespielt. Früher, da hatte es vielleicht einen Ausländer pro Team, aber mehr sicher nicht.
Halt, Stopp! Auf diese Schiene wollen wir hier (ausnahmsweise) nicht aufspringen. Aber gestern Abend hat sich auf dem Matchblatt von Besiktas Istanbul gegen die SSC Napoli sehr Spannendes zugetragen, welches es früher so nicht gegeben hätte:
Ein Blick auf das Besiktas Kader zeigt: Trainer Senol Günes, selbst Türke, hatte die einfachste Matchansprache seiner Karriere: «Türken, ihr seid leider alle auf der Bank. Ihr anderen: Ihr regelt das!» Was den «Ausländern» tatsächlich einigermassen gelungen ist, denn das Spiel endete 1:1. Der Führungstreffer fiel allerdings erst, nachdem die ersten türkischen Spieler eingewechselt wurden.
Wer sich die Aufstellung ganz genau angesehen hat, der hat dieses Detail sicher schon ausgemacht: Bei Besiktas war trotzdem türkisches Blut in der Startformation vorhanden. Der Deutsche Tolgay Arslan und der Schweizer Gökhan Inler sind beide türkischer Abstammung – an den Namen unschwer zu erkennen.
Dafür auf der Bank: Kerim Frei. Der 22-jährige Flügel, geboren im österreichischen Feldkirch als Sohn einer Marokkanerin und eines Türken, ist hierzulande als talentierter GC-Junior aufgewachsen und hat bis zur U21-Stufe Länderspiele für die Schweiz absolviert. Unterdessen hat er sich aber für die Türkei entschieden und versucht, bei Besiktas endlich den internationalen Durchbruch zu schaffen. (drd)