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Arsenal gegen Bayern: Vieles erinnert an Djokovic gegen Federer

Die Grundhaltung für den Service würde schon mal stimmen: Aber auch sonst erinnert Arsène Wenger diesen Herbst etwas an Roger Federer. 
Die Grundhaltung für den Service würde schon mal stimmen: Aber auch sonst erinnert Arsène Wenger diesen Herbst etwas an Roger Federer. 
Bild: Carl Recine/REUTERS

Arsène Wenger ist der Roger Federer des Fussballs und heute ist Novak Djokovic zu Gast – weshalb Arsenal trotzdem gegen die Bayern gewinnen kann

Arsenal London hat die ersten beiden Partien in der Champions League überraschend verloren. Ausgerechnet jetzt geht es gegen die übermächtigen Bayern. Doch die Chancen auf einen Sieg der «Gunners» stehen gar nicht schlecht. 
20.10.2015, 17:3920.10.2015, 18:25
Corsin Manser
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Wäre Arsène Wenger ein Tennis-Spieler, er würde sich wohl auch gegen die Allerbesten mit Regelmässigkeit ins Tie-Break kämpfen. Doch dort würde der tapfere Franzose Mal für Mal untergehen. Die wichtigen Punkte sind nicht das Ding des 65-Jährigen. Zweifelsohne, seine spektakulären Schläge und sein Kampfgeist würden das Publikum in Scharen anlocken, für einen Grand-Slam-Titel würde es trotz massenweise vorhandenem Talent nicht reichen.

Doch Arsène Wenger ist kein Tennis-Spieler, sondern Trainer beim FC Arsenal. Gerade bestreitet der Franzose seine 19. Saison als «Gunners»-Coach. Und in dieser läuft es ihm gut: «Im Kalenderjahr 2015 sind wir das Team, welches in der Premier League die meisten Punkte von allen geholt hat» ...

... aber nicht ausgezeichnet: «Doch die Leute vergessen manchmal, was wir erreicht haben und sprechen nur über das, was wir nicht erreicht haben. Irgendetwas wird uns immer vorgeworfen», lamentierte der Arsenal-Coach gestern an der Pressekonferenz vor der Partie gegen Bayern München. 

Arsenal London befindet sich in der Premier League auf dem ansprechenden zweiten Tabellenplatz. 
Arsenal London befindet sich in der Premier League auf dem ansprechenden zweiten Tabellenplatz. 
bild: weltfussball.de

Novak Djokovic zu Gast

Die Kritik ist gerechtfertigt, denn Arsenal vermag in der Premier League zwar zu überzeugen, doch in der Champions League setzte es gegen Dinamo Zagreb und Olympiakos Piräus bisher zwei höchst blamable Niederlagen ab. Die wichtigen Punkte, die Tie-Breaks, gingen mal wieder verloren.

Und jetzt wartet ausgerechnet der Novak Djokovic der Fussballwelt: Der allmächtige, schier unschlagbare FC Bayern München. Vieles deutet daraufhin, dass Arsène Wenger mit seiner Mannschaft heute Abend wieder einmal spektakulär scheitern wird.

Neun Spiele, neun Siege: Der Gast aus Deutschland hat soeben einen neuen Bundesliga-Start-Rekord aufgestellt. Mit Robert Lewandowski hat Bayern den derzeit wohl stärksten Mittelstürmer der Welt in seinen Reihen und auch die Neuzugänge um Kingsley Coman und Douglas Costa haben sich ausgezeichnet ins Team von Pep Guardiola integriert.

Wer wird heute das Rennen machen?

Für Guardiola ist Arsenal Favorit

Ist Arsenal also chancenlos? Nein! Denn es gibt durchaus Gründe dafür, dass Arsène Wenger mit seiner Mannschaft ausgerechnet heute gegen den deutschen Meister einen Big Point holt.

Geht es nach Bayern-Trainer Pep Guardiola, sind die «Gunners» sogar leicht zu favorisieren. «In dieser Situation hat Arsenal einen Vorteil: Sie müssen gewinnen», so der Katalane gestern. «Wenn ich mit meiner Mannschaft in dieser Situation wäre, wüsste ich zu 100 Prozent, dass meine Spieler wie Löwen kämpfen würden. So wird es bei den Gunners auch sein, sie werden ihre beste Leistung zeigen wollen.»

Für Pep Guardiola ist Arsenal heute im Vorteil.
Für Pep Guardiola ist Arsenal heute im Vorteil.
Bild: Kirsty Wigglesworth/AP/KEYSTONE

Auch Bayern-Stürmer Thomas Müller will den heutigen Gegner nicht unterschätzen: «Es wird ein sehr schwieriges Spiel, aber ich hoffe, dass es spielerisch ansehnlich wird, da Arsenal nicht mit zehn Spielern verteidigen wird, wie viele andere Gegner gegen uns in der Vergangenheit.» Das können sich die «Gunners» auch gar nicht erlauben, denn ein Unentschieden ist für die Truppe aus London zu wenig. Ein Dreier muss her, denn am vierten Spieltag geht es nach München, da wird das Punkten noch schwieriger. 

Arsenal-Coach Arsène Wenger schöpft Zuversicht aus der Vergangenheit. Für ihn ist Bayern München momentan zwar das beste Team Europas, was aber nicht heissen soll, dass seine Equipe heute untergehen wird. «Wir haben schon öfter gegen grosse Bayern-Teams gespielt», so Wenger an der Pressekonferenz. «Diese waren ebenso gut wie das aktuelle Bayern, doch wir haben sie trotzdem geschlagen.»

Arsenal hat seit 2004 die Gruppenphase der Champions League immer überstanden.
Arsenal hat seit 2004 die Gruppenphase der Champions League immer überstanden.
bild: theguardian

Zuletzt war dies im März 2013 der Fall, als Arsenal im Achtelfinal-Rückspiel (das Hinspiel endete mit 3:1 für München) mit 2:0 gewann und Bayern in der Allianz-Arena an den Rand des Ausscheidens brachte. Und ja, jenes Bayern war ebenso gross wie das aktuelle: Drei Monate später durften die Münchner in London den Champions-League-Pokal in die Höhe stemmen.

Brillant wie Roger Federer

Die netten Worte von Müller und Guardiola sind das eine. Auf der anderen Seite gibt es ein paar Argumente, welche für Arsenal sprechen, die tatsächlich nicht von der Hand zu weisen sind. Zum Beispiel wäre da mit Alexis Sanchez das «Gunners»-Pendant zu Robert Lewandowski.

In den letzten sechs Partien hat der Chilene für seinen Klub und für seine Nationalmannschaft überragende zehn Tore erzielt. Eins schöner als das andere. Beispiel gefällig? Bitte sehr, hier der Treffer zum 3:0 gegen Manchester United Anfang Oktober. Per Hacke hatte er übrigens auch das 1:0 erzielt. 

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Was für ein Hammer! Alexis Sanchez trifft im Moment aus allen Lagen. 
gif: footyroom.com

Vergangenes Wochenende beim Auswärtsspiel in Watford war der 26-Jährige ebenfalls erfolgreich. Wie schon gegen Manchester United gewann Arsenal beim Klub des Schweizers Almen Abdi mit 3:0. Die Tormaschinerie bei den Londonern läuft.

Das liegt nicht nur an Sanchez, sondern auch an seinen Vorbereitern. Kein Spieler hat in der Premier League mehr Assists auf dem Konto als Mesut Özil. Der Deutsche in den Reihen der Engländer befindet sich in Topform. Zusätzliche Stabilität wird dem Arsenal-Mittelfeld durch Santi Cazorla verliehen, welcher ebenfalls eine ausgezeichnete Saison spielt. 

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Neben ihnen blühen Spieler wie zum Beispiel der erst 20-jährige Aussenverteidiger Héctor Bellerin richtig auf. Innert kürzester Zeit hat sich der Spanier einen Stammplatz im Team von Arsène Wenger erkämpft. Unglaublich, was der Junge für einen Antritt hat! Schnell zu Fuss ist auch der wiedererstarkte Theo Walcott, welcher heute gegen die Bayern als Sturmspitze fungieren dürfte. Wenn der deutsche Meister ähnlich hoch steht wie in den vergangenen Liga-Spielen, könnte es dem wirbligen Engländer durchaus gelingen, die Bayern-Defensive mit schnellen Gegenstössen in Schwierigkeiten zu bringen. 

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Héctor Bellerin bereitet gegen Watford das 3:0 von Aaron Ramsey vor.
gif: footyroom.com

Auf der Torhüter-Position ist Bayern München natürlich zweifelsohne der Klassenprimus. Manuel Neuer ist das Mass aller Dinge, das ist klar. Doch seit diese Saison bei Arsenal Peter Cech das Tor hütet, sind die Londoner auch auf dieser Position richtig sattelfest geworden. In der Premier League hat man in neun Spielen lediglich sieben Tore bekommen und stellt somit die beste Verteidigung der Liga.

Arsène Wenger und sein Team erinnern diesen Herbst fast ein wenig an Roger Federer. Vieles stimmt, doch in den entscheidenden Momenten fehlt das gewisse Etwas. Doch vielleicht ist Novak Djokovic heute endlich fällig. Vieles spricht dafür, sogar die Unterlage: Londoner Rasen. 

Das sind die Topstars der 32 Champions-League-Teilnehmer

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Das sind die Topstars der 32 Champions-League-Teilnehmer
Zlatan Ibrahimovic (33), Stürmer bei Paris Saint-Germain.
quelle: x00102 / eric gaillard
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