Die Challenge League war in Zeit ihres Bestehens die Liga des Kommens und Gehens. Als 66. Verein trägt sich in dieser Saison Rapperswil-Jona in die Gästeliste des Unterhauses, das für viele Fans immer noch Nationalliga B heisst, ein.
Der 1928 gegründete FCRJ holt den Bruderverein aus dem Eishockey in der zweithöchsten Liga ein. Etwas, das vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Die jüngsten Beispiele der Zwangsabstiege von Biel und Le Mont haben aber gezeigt, dass selbst in der von 16 auf 10 Teams verschlankten Struktur nicht alle Vereine eine ausreichend gute Wirtschaftlichkeit mitbringen, um zu überleben.
Mit der Nummer 66 zieht die Challenge League offenbar keine Niete. Sie bekommt einen Verein, der sich jahrelang gewissenhaft auf die erstmalige Promotion vorbereitet hat. Die St.Galler verfügen über eine Basis von gegen 500 Junioren, um die sie sich in Zusammenarbeit mit den Grasshoppers kümmern. Hinter der soliden Entwicklung steht primär Rocco Delli Colli. Der Besitzer einer Pizzeria-Kette gibt als charismatischer Präsident seit 2005 die Linie vor. Finanzielle Experimente leistet sich die Crew um den gebürtigen Italiener nicht.
Das Budget wurde nach dem Aufstieg aus der Promotion League auf 2,4 Millionen Franken angehoben. Der wirtschaftliche Rahmen ist trotz des inzwischen stattlichen Personalbestandes knapp bemessen. Urs Meier, der rund zwei Jahre nach seiner Freistellung beim FC Zürich ins Trainer-Business zurückkehrt, rechnet mit einer schwierigen Aufgabe: «Wir messen uns ab sofort mit Spielern, die teilweise über jahrelange Super-League-Erfahrung verfügen. Der Unterschied wird gewaltig sein. Es geht darum, möglichst schnell und viel zu lernen, damit wir bestehen können.»
In früheren Jahrzehnten gab es einige Vereine, die nur für kurze Zeit am Spitzenfussball schnupperten, sich nicht selten finanziell übernahmen und später in den Regionalfussball abtauchten. Es tauchen Namen auf wie Emmenbrücke, FC Zug, Sursee, Malcantone Agno, Urania Genf oder Echallens.
Der FC Zürich trug 1989/90, in seiner ersten Zeit der Zweitklassigkeit, die Zürcher Duelle nicht gegen die Grasshoppers aus, sondern gegen Brüttisellen. Der SC Burgdorf spielte damals eine Saison in der NLB, heute spielt der Klub längst in der 3. Liga, in der siebthöchsten oder drittuntersten Spielklasse.
Blättert man noch weiter zurück, trifft man Namen von Vereinen an, von denen viele Fans nicht einmal die Ortsnamen kennen. Oder wer kennt Fétigny, das Bauerndorf im Freiburger Broye-Bezirk mit dreistelliger Einwohnerzahl? Oder Gambarogno, das noch nicht einmal eine Ortschaft ist, sondern der Name einer politischen Gemeinde, die Flecken wie 6571 Indemini, 6579 Piazzogna oder 6578 Caviano vereinigt? (ram/sda)