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Ein direkt verwandelter Freistoss von Camille Abily eine Viertelstunde vor Schluss liess die Schweizer Träume vom grossen Coup gegen die Nummer 3 des FIFA-Rankings platzen. Die Nummer 10 von «Les Bleues» glich den Führungstreffer von Ana-Maria Crnogorcevic (19.) zum 1:1 aus und bewahrte den Turnier-Mitfavoriten vor dem blamablen Ausscheiden nach der Vorrunde.
Zur tragischen Figur im Schweizer Team avancierte Torhüterin Gaëlle Thalmann, die den nicht allzu scharf und platziert geschossenen Ball passieren liess. Ausgerechnet Thalmann, die zuvor keine Schwächen gezeigt und in der ersten Halbzeit die Schweizerinnen mit zwei Glanzparaden vor einem Gegentreffer bewahrt hatte.
«Es tut mir Leid für die Mannschaft», sagte Thalmann. «Wir haben super gekämpft und gespielt. Es war ein Handfehler. Ich wollte den Ball über die Latte lenken.»
In der Schlussphase stemmte sich die SFV-Auswahl zwar noch einmal gegen das Ausscheiden. In der 83. Minute traf Ana-Maria Crnogorcevic nach einem Corner aus aussichtsreicher Situation den Ball nicht richtig, Sekunden vor dem Schlusspfiff bot sich Ramona Bachmann noch eine Freistosschance. Der Schuss der Chelsea-Stürmerin parierte Sarah Bouhaddi im französischen Tor aber souverän.
Als «Spiel des Jahres» hatte Martina Voss-Tecklenburg das Spiel gegen die Nummer 3 der Weltrangliste bezeichnet. Dementsprechend engagiert und konzentriert traten die Schweizerinnen von der ersten Minute an auf. Sie waren sich der Wichtigkeit der Aufgabe bewusst und boten eine disziplinierte und kämpferisch einwandfreie Leistung. Und nach dem Platzverweis gegen Eve Perisset (17.) und dem 1:0 durch Crnogorcevic kontrollierten sie gegen die technisch und spielerisch starken Französinnen über weite Strecken die Partie – bis sie durch den Faux-pas Thalmanns um die Früchte ihrer Arbeit gebracht wurden.
Die Taktik der Schweizerinnen war bis zu diesem Zeitpunkt perfekt aufgegangen. Voss-Tecklenburg organisierte ihre Mannschaft in einem 4-1-4-1-System, um die Räume in der Defensive eng zu machen. Auf der rechten Seite brachte sie erstmals an diesem Turnier von Beginn an die schnelle Eseosa Aigbogun, die zusammen mit Lara Dickenmann auf der linken Seite die einzige Stürmerin Bachmann unterstützen sollte.
Der Plan funktionierte. Mit ihrer Schnelligkeit stellte Bachmann die französische Defensive immer wieder vor Probleme. Sowohl Wendie Renard (14.) als auch Perisset (17.) konnten die Chelsea-Angreiferin nur mit einem Foul stoppen, wobei Perisset wegen einer Notbremse folgerichtig des Feldes verwiesen wurde. Der anschliessende Freistoss führte zum Führungstreffer durch Crnogorcevic, die ihren 48. Länderspieltreffer erzielte, was der SFV-Auswahl noch mehr in die Karte spielte.
Der grosse Coup wäre für die SFV-Auswahl zum Greifen gewesen. Die Qualifikation für die K.o.-Phase vergaben die Schweizerinnen allerdings nicht im Duell mit der Nummer 3 der Weltrangliste. Auch wenn die Französinnen sich durch die Gruppenphase zitterten, «Les Bleues» sind unter Coach Olivier Echouafni seit mittlerweile 14 Spielen ungeschlagen.
Die letzte Niederlage kassierte Frankreich an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro in den Viertelfinals gegen Kanada. Seither bezwangen die Französinnen unter anderen England, Spanien, die USA und die Niederlande, spielten gegen Brasilien und Deutschland Remis und triumphierten im Frühjahr am topbesetzten SheBelives Cup in den USA.
Aus Sicht der Schweizerinnen wog letztlich die Hypothek aus dem Startspiel gegen Österreich zu schwer, als sie mit ihrer Rolle des Favoriten nicht klar kamen und nach einem schwachen Auftritt 0:1 verloren. Dieser Aussetzer liess sich nicht mehr korrigieren, auch wenn gegen Island und Frankreich eine klare Leistungssteigerung gelang und der erste Sieg und die ersten Tore in der EM-Geschichte resultierten.
Im Gegensatz zur Schweiz qualifizierten sich Österreichs Fussballerinnen gleich bei ihrer ersten EM-Teilnahme für die Viertelfinals. Im letzten Gruppenspiel setzten sie sich auch gegen das punktelose Island durch. Sarah Zadrazil und Nina Burger vor der Pause und Stefanie Enzinger kurz vor Schluss schossen die Tore zum nie gefährdeten 3:0-Sieg.
Österreich, das zum Auftakt die Schweiz überraschend 1:0 bezwungen hatte, sicherte sich damit ungeschlagen und noch vor Mitfavorit Frankreich den Gruppensieg.
Schweiz - Frankreich 1:1 (0:1) Breda. - 3347 Zuschauer. - SR Kulcsar (HUN).
Tore: 19. Crnogorcevic (Freistoss Moser) 0:1. 76 Abily (Freistoss) 1:1.
Schweiz: Thalmann; Crnogorcevic, Kiwic, Wälti, Maritz; Bernauer; Aigbogun (79. Terchoun), Zehnder (80. Reuteler), Moser (65. Calligaris), Dickenmann; Bachmann.
Frankreich: Bouhaddi; Perisset, Mbock, Renard, Karchaoui; Geyoro, Henry; Abily (88. Thiney); Diani (83. Houara), Le Sommer, Lavogez (71. Delie).
Bemerkungen: 17. Platzverweis Perisset (Notbremse). Verwarnungen: 14. Renard (Foul). 43. Henry (Unsportlichkeit). 66. Bernauer (Foul). 68. Calligaris (Foul). 72. Dickenmann (Unsportlichkeit/im Viertelfinal gesperrt).
Island - Österreich 0:3 (0:2) Rotterdam (NED). - SR Hussein (GER).
Tore: 36. Zadrazil 0:1. 44. Burger 0:2. 90. Enzinger 0:3. (sda)