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Cüpli oder Cola? So unterschiedlich fliegt die Super League

In der First Class fliegt es sich schön. Aber es kann auch sehr langweilig sein.
In der First Class fliegt es sich schön. Aber es kann auch sehr langweilig sein.bild: emirates

Cüpli oder Kampf um Armlehne: Der Klassenkampf der Super-League-Klubs

Kein normaler Mensch kann sich einen Flug in der First Class leisten. Der Alltag ist die «Holzklasse». Sie ist das Spiegelbild der Super League, wo auf den billigen Plätzen die Ellbogen ausgefahren werden.
05.12.2016, 12:26
Ralf Meile
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«Wir bitten zunächst alle unsere First- und Business-Class-Passagiere, an Bord zu kommen», heisst es am Gate. Flug «SFL 2016» ist zum Einsteigen bereit.

Während die grosse Masse mit den Hufen schart, um sich endlich in einen engen Sitz quetschen zu dürfen, erheben sich einige wenige, zücken selbstsicher ihr Ticket und verschwinden in einer Welt des Luxus. Eine, die Normalsterbliche nur von Bildern kennen.

Kein Wunder, freut sich der Passagier: Wer First fliegt, kann sogar duschen.
Kein Wunder, freut sich der Passagier: Wer First fliegt, kann sogar duschen.bild: emirates
Stucki Christian reist 2010 nach Japan zum Sumo
So eng ist's in der Holzklasse: Die Schwinger Brügger (links) und Stucki.bild: fabian lüthy

Im Super-League-Flieger sitzt exakt ein Klub in der First Class: Der FC Basel. Der Serienmeister ist der Konkurrenz entrückt, finanziell sowieso und auch sportlich. 12 Punkte beträgt der Vorsprung trotz der Niederlage beim ersten Verfolger YB und es ist noch nicht einmal Winterpause. Gerne bestellt sich der FCB sofort nach dem Einsteigen ein Cüpli. Und weil's so schön blubbert, gibt's vor der Landung noch eines.

Ein harter Fight um Armlehnen und Platz fürs Handgepäck

In der Business Class dahinter sitzen YB, Sion und Luzern. Wobei sich die Innerschweizer bloss ein Upgrade leisten konnten, weil sie zufällig genügend Flugmeilen besassen. In der Business Class ist es zwar nicht ganz so luxuriös wie in der First. Es reist sich aber immer noch äusserst entspannt.

Ganz anders sieht es in der grossen Kabine aus. Dort, in der als «Holzklasse» verspotteten Economy Class, gibt es nur eine Regel: Jeder ist sich selbst am nächsten. Schon der Kampf um genügend Platz für das Handgepäck ist ein Krampf. Und danach muss die Armlehne mit letztem Körpereinsatz verteidigt werden.

Die einst reiche Dame und der Greis aus der Provinz …

In der Super-League-Maschine sitzt eine ältere Dame in der Economy Class. Sie hat soviel erreicht wie niemand anderes in diesem Flieger, aber längst nicht mehr den Reichtum früherer Tage. Nun muss sie mit dem Pöbel darum kämpfen, dass sie weiterhin mitgenommen wird.

Die Dose wartet darauf, mit Ölsardinen befüllt zu werden.
Die Dose wartet darauf, mit Ölsardinen befüllt zu werden.bild: wikipedia/DomodedovoSpotters

Neben ihr quält sich ein vom Leben auf dem Land gezeichneter Greis in den Sitz. Er stand nicht immer auf der Sonnenseite und freut sich, dass er überhaupt mitfliegen kann. Eines Tages, so schwören sich die beiden, die sich eigentlich nicht sympathisch sind, wollen sie auch wieder vorne sitzen dürfen. Fürs erste haben sie wenigstens einen Sitz am Notausgang ergattert, wo sie ihre Beine durchstrecken können.

… sind eingepfercht mit armen Berglern und Sonderlingen

Zwei Einzelgänger lümmeln ebenfalls in der Economy Class. Eher stumm, denn sie können sich mit niemandem unterhalten. Auch nicht mit dem Bergler, der lange überlegt, ob er sich mit seinen letzten Batzen im Hosensack wohl eine Büchse Cola leisten kann. Sein Glück ist es, dass ein Passagier der Business Class ein Nachbar von ihm ist, der ihm eines seiner Getränke nach hinten bringt. Und schliesslich ist da noch der etwas versifft wirkende Passagier, der einen eigentümlichen Dialekt hat. Er sieht gar nicht so arm aus. Doch seine Kleider hat er alle im Ausverkauf zusammengerafft, aus Vor-Vorjahreskollektionen.

Ein Blick in den geräumigen Tabellenkeller der Super League.
Ein Blick in den geräumigen Tabellenkeller der Super League.srf

Nun würde ein jeder lügen, der behauptet, er fliege lieber in der Economy Class als vorne bei den Bonzen. Doch die Realität ist: Das wahre Leben, jenes der ganz grossen Mehrheit, spielt sich hinten ab. Es sind, im Alltag wie im Fussball, diese Dramen, die deshalb oft mehr bewegen. Es ist aufregender, jemanden beim Straucheln zu beobachten, als ein vorhersehbares Ereignis wie den nächsten Meistertitel des FC Basel zu verfolgen.

Was hat denn letzte Saison für mehr Emotionen gesorgt: Der Triumph des FCB oder der Abstieg des FC Zürich?

So heben die zehn Passagiere alle gemeinsam ab. Doch es gibt ein Problem: Der Rückflug ist überbucht. Am Gate wird also nach Freiwilligen gesucht, die auf ihren Platz verzichten. Natürlich meldet sich keiner, aber der Umstand bleibt bestehen: Sechs Bewerber für fünf Sitze.

Langeweile in der First Class?

Die First- und Business-Class-Reisenden haben für derlei Probleme nur ein müdes Lächeln übrig. In der Economy geht es jedoch ums Eingemachte: Der Super League stehen dramatische Monate vor. Ein Klub wird stranden.

In der Business Class macht übrigens ein heisses Gerücht die Runde. Der First-Class-Passagier soll sich hinter vorgehaltener Hand bei einer Flugbegleiterin erkundigt haben, wie es denn da hinten eigentlich so sei auf den billigen Plätzen. Denn er hat längst alle Filme gesehen, geduscht hat er auch schon und ihm ist langweilig. Ausserdem will er sich auch wieder einmal zwischen Chicken und Pasta entscheiden können, Hummer und Kaviar hängen ihm mittlerweile zum Hals raus. Ein Blick auf den Browserverlauf zeigt zudem ein Interesse für andere Fluggesellschaften, allen voran für die BundesligAir, aber auch für die Air Deluxe Europe.

Oder ist das bloss der Tagtraum eines Economy-Class-Reisenden, der seine Arm- und Beinfreiheit herbeisehnt?

Dieser Artikel wurde am Tag vor dem Absturz des brasilianischen Teams Chapecoense verfasst. Nach den tragischen Ereignissen haben wir seine Veröffentlichung verschoben.

Auch er hebt gerne ab: Arjen Robben segelt durch Strafräume

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Schöner fliegen mit dem Holländer – Arjen Robben fliegt durch die Strafräume dieser Welt
Air Robben – bestimmt segelt kein anderer Fussballer so oft durch die Luft wie der Holländer von Bayern München.
quelle: ap / martin meissner
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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pun
05.12.2016 13:18registriert Februar 2014
Chapeau, da konnte Herr Meile den alten Koffer, der Story die wir nun schon viel zu oft gehört haben, doch noch auf unterhaltsame Art und Weise an den Mann bringen.
Vergessen geht ab und zu, dass auch die Economy Reisenden mit einem 5. Platz plötzlich doch noch eine europäische Städtereise gewinnen könnte.
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Amboss
05.12.2016 13:06registriert April 2014
Hehe, witziger Bericht.
Aber: Was mit "BundesligAir" und "Air Deluxe Europe" gemeint.

Es glaubt ja wohl niemand, dass die BL den kleinen FC Basel aufnehmen würde, während Grössen wie Stuttgart oder Hannover in der 2.BL spielen...

Und Air Deluxe Euope ist wohl diese Superliga der Besten Vereine, von der man ab und zu spricht?
Sorry, dafür ist der FCB aber fünf, sechs Nummern zu klein.

Intressant könnte eine europäische Best-of-the-Rest Liga sein aus Teams, denen es ähnlich geht (zB Zagreb, Piräus, etc...)
Denn es ist so. Die Perspektive des FCB ist Serienmeister und Europa League. Na toll..
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