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Wie Conte Chelsea innert Kürze auf Vordermann gebracht hat

Britain Football Soccer - Chelsea - Antonio Conte Press Conference - Chelsea Training Ground - 23/9/16
Chelsea manager Antonio Conte during the press conference
Action Images via Reuters / Henry Bro ...
Bei der Pressekonferenz sanftmütig lächelnd, während dem Spiel teils animalisch: Das ist Antonio Conte. Bild: Henry Browne/REUTERS

Wie «Chorknabe» Conte Chelsea innert Kürze auf Vordermann gebracht hat

Chelsea thront neu an der Spitze der Premier League. Die «Blues» haben die letzten sechs Liga-Spiele allesamt gewonnen und dabei keinen einzigen Gegentreffer erhalten. Das ist an einer einzigen Person festzumachen: Trainer Antonio Conte.
21.11.2016, 17:2121.11.2016, 17:55
Donat Roduner
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«Antonio Conte: Ein vormaliger Chorknabe hat Chelsea in einen echten Titelkandidaten verwandelt», lautete gestern der Titel in der Online-Ausgabe der «Sun». Das Revolverblatt zeichnet das Bild eines sehr gläubigen Trainers und legt auch noch ein wunderschönes Foto bei, das den heute 47-jährigen als jungen Vorzeige-Katholiken zeigt.

Es trifft zwar zu, dass Conte stark gläubig ist und dass das Gebet zu seiner Matchvorbereitung gehört, aber sein Erfolg bei Chelsea ist alles andere als eine göttliche Fügung – es ist pure Akribie und das Produkt seiner aussergewöhnlichen Trainerfähigkeit.

Britain Soccer Football - Hull City v Chelsea - Premier League - The Kingston Communications Stadium - 1/10/16
Chelsea manager Antonio Conte 
Action Images via Reuters / Carl Recine
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Conte zeigt an der Seitenlinie ein Maximum an Leidenschaft.Bild: Carl Recine/REUTERS

Der 1,78 grosse Italiener hat den Stadtklub aus dem Westen Londons im Sommer als Juve-Meistertrainer und angesehener Verantwotlicher für die italienische Nationalmannschaft übernommen. Kein einfacher Zeitpunkt, denn der Verein hat eine äusserst schwache Saison hinter sich, in der José Mourinho im Dezember gefeuert wurde und auch dessen temporärer Nachfolger Guus Hiddink nicht überzeugte.

«Dann habe ich zum 3-4-3 gewechselt»

Der neue Manager wurde mit Vorschusslorbeeren bedacht und startete nicht schlecht. Nach zwei empfindlichen Meisterschaftsniederlagen in Serie, gegen Liverpool (1:2) und Arsenal (0:3), stand er bereits auf Messers Schneide. Und Conte fiel – nur nicht auf die Seite, die die meisten vermuteten.

«Wir haben die richtige Balance nicht gefunden.»
Antonio Conte

Nach der Schlappe gegen Stadtrivale Arsenal machte sich Conte sehr viele Gedanken, die sich offensichtlich gelohnt haben: In der Premier League folgten Siege gegen Hull (2:0), Leicester (3:0), Manchester United (4:0), Southampton (2:0), Everton (5:0) und Middlesbrough (1:0). Chelsea ist also seit fast zehn Stunden ohne Gegentor.

Das Costa-Tor beim Sieg gegen Middlesbrough.Video: streamable

Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht «Catenaccio», der berüchtigte italienische Defensivfussball, sondern eine geschickte Abwandlung davon. Conte lässt neu ein 3-4-3-System spielen, das perfekt auf seine Spieler zugeschnitten ist. «Ich muss ehrlich sein, am Anfang war meine Idee, mit zwei Stürmern und zwei Flügeln zu spielen. Aber wir haben die richtige Balance nicht gefunden. Ich habe ein 4-3-3 versucht, mit mehr Gewicht auf dem Mittelfeld. Dann habe ich zum 3-4-3 gewechselt», erklärte er nach dem Sieg gegen Middlesbrough dieses Wochenende.

Grosse physische Stärke

Seine Beweggründe schildert er so: «Wenn du an dem Punkt angelangt bist, an dem du jedes Wochenende Chancen zulässt, dann musst du etwas ändern. Zudem sehe ich, dass die Spieler diesen Fussball und dieses System mögen. Jeder hat darin seine Qualität.»

Jeder? Ja und nein. Für die Stammspieler gilt das auf jeden Fall. Conte hat zuletzt fünfmal in Serie auf dieselbe Startformation gesetzt, ein Novum bei Chelsea.

So sieht die Aufstellung aus

Chelsea - Everton 5:0 (3:0). 
Chelsea - Everton 5:0 (3:0). 

Während die Ersatzspieler momentan den Zonk gezogen haben, kommt beispielsweise Eden Hazard nach einer für seine Verhältnisse katastrophalen letzten Saison wieder richtig in Fahrt. Er geniesst seine freie Rolle hinter, respektive neben der bulligen Sturmspitze Diego Costa.

Britain Football Soccer - Chelsea v Everton - Premier League - Stamford Bridge - 5/11/16 Chelsea's Eden Hazard celebrates scoring their fourth goal Action Images via Reuters / Andrew Couldridge L ...
Genialer Spielgestalter: Eden Hazard.Bild: Andrew Couldridge/REUTERS

Diese Finessen sind es, die das System vom klassischen Catenaccio abheben. Chelsea spielt mit viel Qualität nach vorne. Aber in der Defensive ist Conte natürlich unerbittlich. Pausenlos tigert der Italiener während dem Spiel in seiner Coachingzone umher und predigt seinen Jüngern Spielern unablässig, was sie zu tun haben. Die Kompaktheit in der Rückwärtsbewegung ist ihm heilig – und das scheinen die «Blues» definitiv begriffen zu haben.

Als nächstes warten auf Chelsea allerdings zwei Knacknüsse: Tottenham (h, 26.11.) und Manchester City (a, 3.12.). Werden diese ebenfalls gemeistert, dann darf man Chelsea mit Recht zum ersten Titelanwärter erheben. Conte selbst ist zuversichtlich: «Wir haben eine grosse physische Stärke, mit der wir durch die Weihnachtszeit kommen sollten.»

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wanteddavid
21.11.2016 17:34registriert Februar 2014
Hi Watson danke für den tollen Beitrag. Es ist toll, dass man sich in der Schweiz ausnahmsweise nicht über Chelsea beschwert. 2 kleine Korrekturen hätte ich jedoch anzubringen. Der FC Chelsea ist lediglich in der Liga seit 7 (nicht 6) spielen ohne gegentor. Also ist die Aussage seit 10 Stunden ohne Gegentor nicht ganz korrekt (Cup Niederlage gegen West Ham). Ausserdem habt ihr das nicht unbedeutsame 4:0 gegen Manchester United vergessen:). Schönen Abend
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