Nun also wird Bickel nach 2003 zum zweiten Mal bei YB geschasst. Gehen muss auch der 2014 zum CEO beförderte Alain Kappeler. YB schreibt zwar, die Trennungen seien im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt – aber vergessen Sie das!
Neu steigt der bisherige Marketing-Leiter Wanja Greuel (38) zum CEO auf. Die Wechsel werden mit Restrukturierung begründet. Die Bereiche Sport und Kommerz, die man 2013 getrennt hatte, werden nun wieder zusammengelegt. Heisst: Greuel wird auf den YB-Thron katapultiert. Gleichwohl wird ein Nachfolger für Bickel installiert. Gefunden hat man den Leiter Sport bereits. Vorgestellt wird er erst irgendwann im Oktober. Quasi heiteres Rätselraten.
Peter Knäbel, im Oktober 50, ist seit der Entlassung im Mai als «Direktor Profifussball» beim Hamburger SV ohne Job. Der Deutsche kennt den Schweizer Fussball. Er war Technischer Direktor und später Nachwuchschef beim FC Basel. Danach, von 2009 bis 2014 Technischer Direktor beim Schweizer Fussballverband. Gemäss unseren Informationen ist Knäbel Kandidat Nummer 1. Zwei weitere Namen sollen die Kandidaten-Liste komplettieren.
Oliver Kreuzer, 50, früherer Bundesliga- und FCB-Profi. Bei Basel hatte er sich einst mit Gigi Oeri und Christian Gross verkracht und 2005 als Teammanager demissioniert. Der Deutsche war zuletzt Sportchef bei 1860 München.
Oder Alex Frei, 37, Stürmer mit eingebauter Torgarantie. Er hat 2013 unmittelbar vom Fussballplatz ins Büro gewechselt und liess sich als Sportchef in Luzern vom dortigen Intrigantenstadl entmutigen. Hat nun seinen Frieden fern vom Rampenlicht als U15-Trainer beim FCB gefunden.
Interessant an der Auflistung: Alle haben eine Verbindung zum FC Basel. Alle haben eine Vergangenheit in der Bundesliga. Es gibt neuerdings einen Mann bei YB, der den Bogen sowohl zum FCB als auch in die Bundesliga spannt: Urs Siegenthaler. Als Spieler fünfmal Meister mit dem FC Basel, später drei Jahre Trainer und seit 2005 Spielerbeobachter für die deutsche Nationalelf.
Im März wurde der 68-Jährige in den YB-Verwaltungsrat gewählt. Als sportlicher Berater der Besitzer Andy und Hans-Ueli Rihs. Und wie es für Berater üblich ist, hat auch er den Ehrgeiz, Veränderungen zu initiieren. Schliesslich werden Berater unter anderem genau dafür bezahlt. Bickel musste klar sein, dass mit Siegenthalers Engagement die Luft für ihn oder den Trainer dünn würde. Offenbar geniesst Adi Hütter in der YB-Führung mehr Support als der volksnahe Bickel. Natürlich spricht niemand von einem Machtkampf zwischen den beiden.
Gibt es den Richtigen überhaupt?
Bickel hat die Titel-Sehnsucht in Bern nicht gestillt. Und als Basel die Chance auf Abwechslung bot, war YB nicht bereit. Dies in der Saison 2013/14, der chaotischsten der jüngeren FCB-Geschichte. Die Mannschaft war gespalten, Trainer Murat Yakin angezählt. Doch YB hatte weder den Trainer (Uli Forte) noch die Mannschaft, um Meister zu werden.
Egal ob Stefan Niedermaier, Iljia Kaenzig, Christian Gross, Fredy Bickel oder Uli Forte – sie wurden als Heilsbringer verpflichtet und unehrenhaft entlassen. Also Management by Herodes: Intensiv nach dem geeignetesten Nachfolger suchen und dann feuern.
Und vielleicht besteht ja zwischen dem möglichen Verkauf der Young Boys und der Entlassung Bickels ein Zusammenhang. Quasi unpopuläre Aufräumarbeit für die neuen Besitzer.
Der neue Hoffnungsträger heisst nun Wanja Greuel. Der studierte Betriebswirtschafter kommt aus der Ecke der Sport-Vermarkter. Ein ehemaliger Mitarbeiter sagt über den 38-jährigen Deutschen: «Ein netter Typ. Doch sein Netzwerk ist beschränkt. Ob er der richtige Mann für diesen Job ist? Ich weiss es nicht. Gibt es denn überhaupt jemanden, der in diesem schwierigen Konstrukt bestehen kann?»