94,7 Millionen Euro. So viel will Juventus Turin angeblich in den Süden überweisen, um Gonzalo Higuain zu sich zu holen. Der 28-jährige Argentinier soll Paul Pogba ersetzen, dessen Abgang für noch mehr Kohle – wohl zu Manchester United – beschlossene Sache scheint. Den Medizincheck habe Higuain bereits bestanden, heisst es aus Italien, und er habe sich mit dem Rekordmeister über einen Vier-Jahres-Vertrag geeinigt.
Als Fussballfans haben wir uns im Jahr 2016 längst daran gewöhnt, dass Spieler oft skrupellos sind und bloss dem Geld nachrennen. Ein Wechsel zum Erzrivalen? Nehmen wir achselzuckend hin. «So ist das eben», sagen wir dann etwa, oder: «Wenn dir jemand doppelt so viel Lohn bieten würde, dann würdest du auch kündigen.» Die Leidenschaft nimmt ab, das Bewusstsein, dass es sich beim Fussball bloss um ein Geschäft handelt, nimmt zu. Es ist keine gute Entwicklung.
Deshalb kann man durchaus gut finden, was sich gerade in Napoli tut. Dort toben die Fans, weil es Higuain zu Juventus Turin zieht. Ausgerechnet Juve! Der verhasste Rekordmeister aus dem verfluchten Norden. Und das nach 71 Toren, die Higuain in 104 Spielen für Napoli geschossen hat. Nach 38 Treffern in 42 Pflichtspielen letzte Saison.
Aber nun ist der Gaucho untendurch. Die Rückkehr mit dem neuen Klub wird für ihn wohl ein Spiessrutenlauf werden. Denn die stolzen Fans der SSC Napoli goutieren es gar nicht, dass ihr Held ihnen den Rücken zukehrt und künftig Tore für den Erzfeind schiesst.
Napoli fans have punched a hole in Higuaín's face on a poster at their training camp in Dimaro. pic.twitter.com/FuCl7Mihn9
— Transfer Sources (@TransferSources) 24. Juli 2016
Napoli fans display #Higuain banner at Trento friendly.
— The Inverted Whinger (@GoonerManN5) 23. Juli 2016
"A true Argentine does not play in Turin."#Juve #Napoli pic.twitter.com/BkRa6ucwxr
Auch Diego Maradona, DIE Ikone des Klubs und Argentinier wie Higuain, äussert sich zum Transfer. «Es gefällt mir nicht, dass er zu einem direkten Rivalen geht», schreibt der Fussballgott auf Facebook. «Aber wir können Higuain nichts vorwerfen. Ein Spieler muss für sich schauen, es sind die ‹fetten Katzen› im Business, die bei diesem Transfer am meisten grinsen. An den Fan denkt niemand», so Maradona.
«Ich bin es langsam leid, es sagen zu müssen, aber heutzutage ist es wichtiger, ein guter Geschäftsmann zu sein, als ein guter Präsident», nervt sich Maradona. Zu seiner Zeit wäre so etwas nicht vorgekommen, betont Napolis Meistermacher und er schliesst mit einem Satz, der nicht in den Kontext zu passen scheint: «Zu schade, dass die FIFA einfach weiter schläft.»