Bei der Wahl zum Mann des Spiels gab es in der Premier-League-Affiche Hull City gegen Stoke City keine zwei Meinungen. Xherdan Shaqiri drückte der Partie mit zwei Geniestreichen den Stempel auf. Zuerst zog er in bester Robben-Manier zur Mitte und platzierte den Ball mit einem herrlichen Linksschuss im Winkel.
In der 50. Minute folgte der zweite Streich: Zum Erstaunen von Hull-Keeper David Marshall spedierte der «Kraftwürfel» einen Freistoss über die Mauer und herrlich in die kurze Ecke.
Neben den zwei Toren wären dem Schweizer Internationalen auch noch fast zwei Assists gelungen, doch Wilfried Bony und Marko Arnautovic verpassten es jeweils, die Vorlagen zu verwerten.
Die beiden Traumtore von Shaqiri waren nicht die ersten im Stoke-Dress, einige werden sich noch an dieses Meisterwerk erinnern:
Mit nunmehr drei Toren ist der technisch versierte Flügelspieler zweitbester Meisterschafts-Skorer nach Joe Allen, der bereits viermal eingenetzt hat. Mit dem Toreschiessen tun sich die «Potters» allerdings äusserst schwer, erst neun Mal in ebenso vielen Spielen hat es gekachelt. Symbolisch die Ausbeute von Bony, der als Goalgetter von Manchester City ausgeliehen worden ist: null.
Immerhin hat sich Stoke dank dem zweiten Sieg in Serie nach einem verkorksten Saisonstart etwas aus dem Abstiegssumpf lösen können. Die Formkurve zeigt nach oben und die Fans aus den englischen Midlands hoffen, dass es so weiter geht – und dass Xherdan Shaqiri weiter der Leistungsträger bleibt, der er sein kann.
Denn etwas, das der «Alpen-Messi», wie er auf der Insel gerne genannt wird, in seiner internationalen Klubkarriere bisher schuldig geblieben ist, ist ein sehr zentrales Element im Fussball: die Konstanz. Weder bei den Bayern und schon gar nicht bei Inter brachte er es fertig, sein Level über mehrere Spiele hinweg zu halten. So wurde er dem Hype um seine Person nie gerecht und darum auch nicht sesshaft.
Das sollte sich mit seinem Wechsel in die Töpferstadt Stoke-on-Tent eigentlich ändern. Bewusst entschied sich Shaqiri für ein höchstens mittelmässiges Premier-League-Team. Nach dem optimistischen Wechsel von Basel zum deutschen Serienmeister aus München und dem missglückten Experiment in Mailand wollte der 1,69 m grosse Wirbelwind endlich ein Umfeld, bei dem er verlässlich seine Leistung abrufen kann. Das gelang ihm in der vergangenen Saison aber nicht.
Umso grösser sind die Hoffnungen in Stoke, dass es nun endlich klappt mit der Konstanz. Das wäre natürlich auch im Interesse von Shaqiri, dem als 25-Jähriger langsam aber sicher die Ausreden ausgehen. Es ist höchste Zeit, die Transformation vom hochgelobten Talent zum unverzichtbaren Leistungsträger zu vollbringen – etwas, das er in der Nati schon länger geschafft hat.
Trainer Mark Hughes, der sich vor einem Jahr intensiv um Shaqiri bemühte und dafür belohnt wurde, ist sehr optimistisch, was seinen Schützling anbelangt: «Er wird definitiv noch mehr Tore erzielen in dieser Saison.» Mehr als in der vergangenen Saison, da ist sich der 52-jährige Waliser sicher, wobei dafür in der Meisterschaft auch nur noch ein weiterer Treffer nötig ist.
«Er ist in guter Form. Er ist nach der Pause zurückgekommen mit einer klaren Absicht und ist sehr positiv in jedem Aspekt seiner Arbeit», lobt Hughes den Schweizer gegenüber dem «Guardian». «Vielleicht musste er die Premier League in der letzten Saison noch in den Griff bekommen. Aber nun fühlt es sich so an und sieht auch so aus, als hätte er sich der Liga gänzlich angepasst und er hatte auch grossen Einfluss auf die Spiele, die er für uns gespielt hat.»
Kann Shaqiri diesen Einfluss beibehalten, dann gelingt ihm hoffentlich auch bald der Sprung vom Schweizer Superstar zum internationalen Top-Shot. Dass er das drauf hat, könnte er beispielsweise am Montag in einer Woche beweisen, im wichtigen Heimspiel gegen Swansea, das aktuell den zweitletzten Platz belegt.
Ok, die Konstanz ist unterwegs nach Stoke...