Pablo Brägger, Sie haben EM-Gold am Reck gewonnen. Können Sie Ihre Emotionen beschreiben?
Pablo Brägger: Es passiert gerade sehr viel in mir drin. Ich kann es noch nicht ganz realisieren und muss meine Gedanken zu erst etwas bündeln und einordnen. Es freut mich natürlich riesig, dass es geklappt hat. Und dass ich mit Oli zusammen einen Doppelsieg feiern durfte, ist unbeschreiblich.
Sie haben eine fantastische Übung gezeigt und überlegen Gold gewonnen. Haben Sie schon jemals besser geturnt?
Ich glaube nicht. Es fühlte sich an wie in einem Traum. Es ist alles perfekt aufgegangen, ich hatte bei den Flugelementen eine gute Distanz und konnte alle Elemente sauber durchturnen. Vom Gefühl her war es die bestmögliche Übung, die ich zeigen konnte.
Sie hatten einige Tage Zeit, sich auf diesen Final vorzubereiten. Was für Gedanken sind Ihnen in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen?
Es ging mir vieles durch den Kopf. Einerseits, dass viel schiefgehen kann, andererseits aber auch, dass eine Medaille zum Greifen nahe ist. Ich versuchte, diese Gedanken auf die Seite zu schieben. Ich hatte eine gute Ausgangslage, da ich nach Platz 5 in der Qualifikation nicht unbedingt der Favorit war. Deswegen machte ich mir nicht zuviel Druck und sagte, alles was noch kommt, ist ein Bonus.
Sie hatten in der Vergangenheit gute Ausgangslagen am Reck auch schon verspielt und gelegentlich Pech bekundet. Wie sehr haben diese Enttäuschungen Sie beschäftigt?
Nicht allzu sehr. In einem Final muss sehr viel zusammenstimmen. Und das Quäntchen Glück braucht es auch immer. Mein erster Gedanke nach der Landung war aber schon: ‹Ja, endlich hat es geklappt.› Um Medaillen zu gewinnen, muss man kämpfen und dranbleiben. Alles braucht seine Zeit. Manchmal ist es als Favorit nicht einfach, mit dem Druck umzugehen. Diese Erfahrungen muss man zuerst einmal machen.
Erstmals standen Sie an internationalen Titelkämpfen auf dem obersten Podest. Was erlebten Sie den Moment, als die Nationalhymne gespielt wurde?
Ich probierte, mir diesen Moment so fest wie möglich einzuprägen, ihn zu geniessen und abzuspeichern. Davon werde ich auch in den nächsten Jahren zehren können.
Was auffällt, ist die Stärke der Schweizer Kunstturner am Reck. Taha Serhani verpasste den Final nur wegen der starken internen Konkurrenz. Gibt es einen Grund dafür?
Wir haben grundsätzlich ein sehr starkes Team zusammen. Wir machen an allen Geräten Fortschritte und verbessern uns ständig. Es läuft gut, wir sind auf dem richtigen Weg. Und solche Erfolge helfen natürlich dem ganzen Team. Sie tragen zur sonst schon sehr guten Stimmung bei und machen Lust, weiter Fortschritte zu erzielen und jeweils alles zu geben.
Aber ein spezielles Geheimnis im Training am Reck gibt es nicht?
Nein. Und sonst würde ich es nicht verraten (lacht).
Die Erfolge machen Appetit auf mehr … der nächste Grossanlass sind die Weltmeisterschaften im Herbst in Kanada.
Momentan will ich noch nicht so weit denken. Aber der Plan stimmt, so können wir weitermachen. Die Erfolge geben Motivation und stimmen positiv für die nächsten Grossanlässe. Wenn es so weitergeht und wir gesund bleiben, wird man auch in Zukunft noch ein paar Mal mit uns rechnen müssen.