Nach seinem dritten Turniersieg in diesem Jahr, kündigt Roger Federer (35) an: Ich mache jetzt erst mal Pause. «Mein Körper und mein Kopf brauchen das und die Familie braucht mich auch. Ich will bei ihr sein, darauf freue ich mich jetzt.» Auch aus Angst, sein im letzten Jahr operiertes linkes Knie könnte auf den Belagwechsel auf Sand schlecht reagieren, schont sich der Baselbieter nun.
Er mache jetzt zehn Wochen Pause, frohlockt Federer. Seine Rückkehr terminiert er auf das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres, die French Open (ab 28. Mai). Zehn Wochen? Wir rechnen nach und stellen fest: bis zum Kräftemessen in Paris bleiben «nur» acht Wochen Pause. Und hoffen, dass im Hause Federer Ehefrau Mirka die Mathe-Hausaufgaben mit den Zwillingsmädchen erledigt.
Vielleicht kommt Federer aber auch auf seinen Entscheid zurück. Das Masters-1000-Turnier in Monte Carlo (ab 16. April) findet sicher ohne ihn statt, wohl auch jenes in Rom ab dem 14. Mai. Für das Turnier in Madrid, das er schon vier Mal gewonnen hat, steht er zwar auf der Meldeliste, eine Teilnahme ist aber unwahrscheinlich, wie der 35-Jährige durchblicken lässt.
Mit Blick auf die Weltrangliste hat sich Federer die Pause allerdings mehr als verdient. Nachdem er das Jahr als Nummer 17 in Angriff genommen hatte, wird er nun bereits wieder im vierten Rang geführt. Die Jahresrangliste führt er überlegen vor seinem Finalgegner Rafael Nadal an, Dritter ist Stan Wawrinka. Die Rechnung mit der siebenmonatigen Auszeit ist voll aufgegangen.
Roger Federer, können Sie sich erklären, warum das Comeback dermassen gut verläuft?
Ich kann es nicht. Beim Warm-up vor dem Final sagte ich zu Severin (Lüthi – Red.), meinem Coach: Hätte ich nur diesen Final in Miami, kein Indian Wells, kein Australian Open - ich wäre trotzdem sehr glücklich. Doch ich habe viel mehr. Es ist traumhaft auf den Courts herumzurennen und zu sehen, dass der Körper gut darauf reagiert. Ich könnte nicht glücklicher sein.
Wie geht es weiter?
Jetzt mache ich eine Pause. Weil der Körper eine Pause braucht, der Kopf eine Pause braucht und die Familie mich braucht. Ich will bei ihr sein, darauf freue ich mich jetzt.
Das Resultat gegen Nadal sieht deutlich aus.
Es war ein enges Spiel. Wenn du es nicht gesehen hast, nur das Resultat, denkst du vielleicht: Okay, aus einem Guss, ein paar Pausen und das wars. Das ist nicht die ganze Geschichte. «Rafa» hatte seine Chancen im ersten und im zweiten Satz, es war knapp. Ich war wohl bei den Big Points ein bisschen besser. Warum, kann ich auch nicht sagen. Die Dinge liefen gut für mich. Ich war heute im Kampfmodus und wollte mich irgendwie über Wasser halten. Es war körperlich und mental eine auslaugende Woche.
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— Roger Federer (@rogerfederer) 2. April 2017
Was haben Sie in den drei Monaten seit dem Comeback über sich gelernt?
Dass die offensive Art, wie ich seit der Rückkehr spiele, die richtige für mich ist. Der Sieg an einem grossen Turnier wie das Australian Open gibt natürlich Selbstvertrauen, dieses hilft dir durch eine Menge harte Spiele. Ich profitiere zurzeit definitiv vom Selbstvertrauen und der richtigen Einstellung im Kopf. Ich bin in jedem Match fokussiert.
Sie sagten nach dem Final, das French Open sei das nächste Turnier. Blicken Sie schon Richtung Rasensaison?
Im Moment denke ich eher daran mich auszuruhen, dafür zu sorgen, dass ich eine Pause kriege. Am 10. April spiele ich den «Match for Africa», in den Wochen danach bleibe ich wohl auf Hartplätzen. Der Plan ist, zwei Wochen vor dem French Open auf Sand zu wechseln. Für mich fängt die Saison nach Paris erst richtig an. Klingt verrückt, aber so sah ich das schon immer.
Ist Wimbledon das grösste Ziel 2017?
Wahrscheinlich schon. Wimbledon muss in der näheren Zukunft das grosse Ziel sein. Dann kommen die amerikanischen Hardcourts und dann die ATP Finals. Das French Open davor ist Zugabe. Mal sehen, was sich ergibt – überhaupt kein Druck. Die zweite Saisonhälfte hat jetzt Priorität, auch darum nehme ich eine Auszeit.
Reizt es es Sie nicht, vor Roland Garros öfter zu spielen, jetzt wo es so glänzend läuft?
Wie gesagt, ich bin nicht mehr 24, ich muss mir meine Momente herauspicken. Ich muss auf meine Gesundheit schauen und darauf, dass ich in allen Belangen meines Lebens glücklich bin. Der Verzicht kann sich als gute Sache erweisen. Ich nehme lieber eine Auszeit und komme voller Energie und Zufriedenheit zurück, als dass ich irgendwo bin und die Leute sehen, dass ich nur weg will. So einer will ich nicht sein, wirklich nicht.
Nur Jimmy Connors und Ivan Lendl haben mehr Turniere gewonnen als Sie mit ihren 91. Haben Sie das im Kopf?
Es wäre schön, 100 zu schaffen – einfach, weil es eine schöne Zahl ist. Aber ich suche mir deswegen keine kleinen Turniere aus. Wie gesagt, die Gesundheit kommt vor jedem Rekord. (sih/sda)