Gelson Fernandes, wir gratulieren zum Jubiläum!
Gelson Fernandes: Jubiläum? Davon weiss ich nichts!
Gerade beginnt in Frankfurt Ihre Zeit beim zehnten Klub der Karriere in Europa.
Oh, wirklich?
Ja. Wir stellen fest: Ihre Reiselust ist weiterhin ungebrochen.
Nein, nein. Ich denke, Eintracht Frankfurt ist mein letzter grosser Klub.
Wie ist das viele Reisen für Ihre mittlerweile sieben Jahre alte Tochter?
Bis anhin war das sehr unproblematisch. Auch sie hatte ihren Spass. Klar ist aber auch, dass es nun für eine 7-Jährige besser ist, wenn wir etwas sesshaft werden. Die Schule ändert schon einiges.
Sie sind 30-jährig, haben Erfahrungen in zehn grossen Vereinen. Wenn Sie zurückschauen auf Ihre Karriere – was sehen Sie?
Zuerst einmal kommt mir ein einziges Wort in den Sinn: grossartig! Ich bin schon ein bisschen stolz auf meinen Weg. Ich habe in der Schweiz, in Deutschland, in England, in Italien, in Frankreich und in Portugal gespielt. Gespielt! Ich war nicht einfach nur da. Ich habe viel erlebt auf diesem Weg. Dazu kamen vier grosse Turniere mit der Schweizer Nationalmannschaft. Ich habe noch immer Spass am Fussball, auch wenn ich mittlerweile etwas weniger Druck spüre. Und nicht mehr ganz genau den gleichen Groove haben kann wie früher.
Wie haben Sie sich über die Jahre verändert?
Schauen Sie, ich bin im Moment einfach im Genuss-Modus. Weil ich weiss: Die Zeit, die mir bleibt im Fussball, ist beschränkt. In Frankreich habe ich einmal von einer Auswertung gehört, die besagte: Im Durchschnitt sind die Spieler sechs Jahre in der höchsten Liga. In wenigen Wochen werde ich 31. Ich habe also schon fast das Doppelte «geschafft». Ein paar Kollegen aus meiner Generation sind schon zurückgetreten. Andere lassen sich in Amerika nieder.
Mit welchen Erwartungen wechseln Sie nach Frankfurt?
Erstens: Ich werde jeden Tag alles geben für den Verein. Wie immer. Und zweitens: Ich werde vor allem die Jungen unterstützen. Ihnen den richtigen Weg aufzeigen. Ihre Entwicklung begleiten. Und natürlich: Ich werde jede Menge Spass haben. In jedem Spiel, in jedem Training.
Gelingt Ihnen das immer noch so gut wie früher?
Jetzt noch mehr (lacht laut)! Nochmals: Ich spiele nicht mehr zehn Jahre. Sie können ja vielleicht noch vierzig Jahre schreiben.
Wie fühlt sich Ihr Körper an? Schmerzt er jeden Tag?
Nein, sonst würde ich aufhören. Ich fühle mich fit. Bei einem Test im Trainingslager war ich sogar Bester des Teams!
Was erhoffen Sie sich sportlich mit Frankfurt?
Eigentlich ist die Bundesliga ganz einfach zu erklären: Für jeden Verein ausser Bayern und Dortmund geht es darum, rasend schnell zu starten und möglichst viele Punkte zu sammeln, damit man mit dem Abstieg möglichst wenig zu tun hat. Wenn das gelingt, sehen wir weiter.
Sie haben die Nationalmannschaft erwähnt. Wie präsent ist die Weltmeisterschaft schon in Ihrem Kopf?
Ich bin jetzt zehn Jahre dabei. Und die Nationalmannschaft hat mir so viel gegeben. Da wäre diese WM eine Art Krönung. Ich hoffe sehr, dass wir uns qualifizieren. Jetzt geht es so richtig los. Jetzt müssen wir diesen Schritt machen. Danach ist es dann Zeit für die Jungen ...
Erst die Weltmeisterschaft und dann der Rücktritt? Ist das Ihr Masterplan?
Vielleicht höre ich auch nie auf (lacht). Aber es gibt den Moment, wo du Platz machen musst für die jungen Spieler. Ich kann einfach sagen: Wenn die Nationalmannschaft mich braucht, dann bin ich da, um zu helfen – mein Leben lang. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Erst einmal zählt die Qualifikation.