«The Match für Africa 3» am 10. April steht im Zeichen der Spendensammlung für die Roger Federer Foundation. Das gesammelte Geld ermöglicht Kindern in Ländern der dritten Welt den Zugang zu angemessener Schulbildung. Aber wie war Roger Federer eigentlich selbst in der Schule? Mutter Lynette plaudert aus dem Nähkästchen.
Lynette Federer, ging Roger selbst gerne zur Schule?
Lynette Federer: Er ging sicher nicht ungern, auch wenn er lieber die Zeit auf dem Fussball- oder Tennisplatz verbracht hat.
Was glauben Sie, ist das Wichtigste, das man in der Schule lernt?
Man lernt zu lernen. Und dies ist für mich zentral. Denn das Leben ist schliesslich ein einziger Lernprozess. Wer nicht mehr lernt, bleibt stehen.
Was waren Rogers grösste Stärken und Schwächen in der Schule?
Ich denke, dass die Lernfähigkeit von Roger genau seine Stärke war und immer noch ist. Er nimmt auch heute noch Ratschläge an, hinterfragt seine Leistungen kritisch und versucht sich stetig zu verbessern. So halten wir es auch mit der Stiftungsarbeit. Wir lernen unglaublich viel dazu und versuchen, das in unsere Programme einfliessen zu lassen.
Wissen die Kinder in unterstützten Schulen im südlichen Afrika, wer Roger Federer ist?
Nein, wie sollten sie auch. Die Dörfer, in welchen wir arbeiten, haben keinen Strom, daher auch keinen Fernseher. Und Sportmagazine gibt es auch nicht zu kaufen. Es wäre den Kindern auch unbegreiflich, wie man mit einem Spiel Geld verdienen kann.
Wenn Sie die Schulen besuchen, haben Sie da Flashbacks an die Zeiten, als Roger noch zur Schule ging?
Ich stelle da vielmehr die Verbindung zu meinen sechs Enkelkindern her, die in diesem Alter sind. Überall auf der Welt wollen Kinder spielen, sind gierig zu lernen und glücklich, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Dies ist in den sehr abgelegenen und daher armen Gegenden auch so, wo wir über 1550 Schulen und Kindergärten unterstützen.
Wie lebt es sich als Mutter des besten Tennisspieler aller Zeiten? Werden Sie auf der Strasse oft angesprochen?
In der Schweiz werde ich schon erkannt, aber die Schweizer sind zum Glück so diskret, dass sie sich meist nichts anmerken lassen. Es kommt aber regelmässig vor, dass mir Leute zu meinem Sohn gratulieren, was mich dann auch freut.
Sind Sie oft im Tross ihres Sohnes mit dabei?
Ich reise Roger immer noch regelmässig hinterher. Heute aber aus anderen Gründen als früher. Als stolze Grossmutter möchte ich eine intensive Beziehung zu meinen Enkeln pflegen. Das geht jedoch nur, wenn ich sie auf der Tour besuche. Da halten wir uns aber weniger auf Tennisplätzen auf, sondern besuchen vielmehr Spielplätze, Zoos und Freibäder.
Kommen wir zur Roger Federer Foundation. Was waren Rogers Beweggründe dafür?
Mit 22 Jahren und dem erstmaligen Gewinn eines Grandslam war klar, dass Roger seinen Traum als Tennisprofi wird leben können. Dies war der Moment als er sich fragte, wie er sich menschlich entwickeln wollte. Das war die Initialzündung für die Gründung seiner Stiftung.
Was ist das wichtigste Ziel der Stiftung?
Wir wollen im Leben der Kinder etwas positiv bewirken und zwar nachhaltig. Wir ordnen unsere ganze Arbeit also dem Impact unter. Bis 2018 möchten wir messbar die Bildungsqualität von einer Million Kindern verändert haben. Dieses Ziel hält uns ganz schön auf Trab.
Wie organisiert sich die Stiftung vor Ort?
Die Roger Federer Foundation ist eine Förderstiftung. Das heisst, sie vergibt Budgets an lokale Organisationen, welche dann die Programme vor Ort umsetzen. Wir überweisen aber nicht einfach Geld und sammeln nach drei Jahren die Resultate ein. Wir sind in einem stetigen, intensiven Austausch mit unseren lokalen Partnern. Wir stärken sie, wo nötig, und lernen gemeinsam, wie wir noch besser werden können. Deshalb haben wir auch zwei Mitarbeitende in Südafrika, um noch näher bei unseren Partnern in der Region zu sein.
Wie gehen Sie bei der Evaluation und Priorisierung von Projekten vor?
Unser Ansatz ist konsequent strategisch. Wir wissen langfristig, wo wir mit welcher Art von Programm wachsen wollen. Dann laden wir die in Frage kommende Organisationen ein, im Wettbewerb ihre Konzepte zu präsentieren. Nach einem umsichtigen Auswahlprozedere, inklusive Besuch des Favoriten vor Ort, entscheidet dann der Stiftungsrat für eine neue Partnerschaft.
An welchen simplen Dingen mangelt es in den unterstützten Schulen am meisten?
Es ist ein Gesamtpaket an Massnahmen jeweils nötig, um die Qualität einer Schule oder eines Kindergartens zu erhöhen. Es fängt aber immer damit an, dass die Bevölkerung die Bildung ihrer Kinder als prioritär anerkennen muss. Das ist ein Mentalitätswandel, der manchmal etwas Zeit braucht. Dann ist eine gute Schulführung zentral. Und bringen wir Eltern und Gemeindemitglieder dazu, sich mehr für die Schule zu interessieren und sich für sie zu engagieren. Oder wir gründen Kinderräte, damit die Schule ein kinderfreundlicher Ort wird. Auch die Lehrerschaft benötigt Weiterbildung, damit sie stimulierende Lehrmethoden anwenden oder selbst Lehrmaterial herstellen können. Oft mangelt es aber auch an einer lernfreundlichen Umgebung. Da mobilisieren wir die Bevölkerung, damit sie die Klassenzimmer renovieren, Spielplätze bauen oder Mahlzeiten für die Schulkinder anbieten.
Gibt es ein Projekt, dessen Umsetzung Ihnen ganz besonders am Herzen lag oder liegt?
Ich bin besonders stolz auf unsere Frühbildungsinitiative in Malawi. Da haben wir es nicht nur geschafft, über 50‘000 Kindern erstmals den Besuch eines Kindergartens zu ermöglich. Wir haben auch die Politik im Lande beeinflussen können, dass Frühbildung zu den Bildungsprioritäten gehört und neu im öffentlichen Haushalt berücksichtigt sein sollte. Unsere Initiative ist auf zehn Jahre angelegt und wir sind in der Halbzeit. Wir werden hoffentlich noch vielmehr erreichen.
Ist es für Sie als Südafrikanerin besonders speziell, bei so einer Stiftung mitzuwirken, weil in Südafrika die Unterschiede viel krasser sind als bei uns?
Armut gibt es leider überall, auch in der Schweiz. Und die Folgen sind für alle betroffenen Kinder gleich. Armut führt zu Isolation, zu fehlender persönlicher Entwicklung, die Kinder können ihr Potential nicht entfalten. Deshalb sind wir nebst den sechs Ländern im südlichen Afrika auch in der Schweiz tätig. Dennoch ist es für aber schön, dass wir in meiner Heimat ebenfalls etwas bewirken.
Warum sollten wir die Roger Federer Foundation unterstützen und nicht beispielsweise die UNICEF?
Ich möchte dies nicht in Konkurrenz sehen, denn wir ergänzen uns vor Ort auf sinnvolle Art. Beide wollen Kindern in Armut eine bessere Zukunft bieten. Wir fokussieren uns dabei auf die lokale Bevölkerung, zielen auf einen Mentalitätswandel und mobilisieren sie, damit sie sich mehr für die Bildungsqualität ihrer Kinder einsetzen. UNICEF arbeitet vielmehr auf der politischen Ebene.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
(fox)