Sport
Interview

Yann Sommer stichelt gegen Elvedi und den FCZ

Fussball Bundesliga 26. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Moenchengladbach am 01.04.2017 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main (Hessen). Moenchengladbachs Nico Elvedi (l) umarmt seinen  ...
Ob sich die Schweizer Nico Elvedi, Yann Sommer und Haris Seferovic heute Abend auf dem Platz wiedersehen?Bild: dpa
Interview

Gladbach winkt erster Final seit 1995 – und Sommer stichelt gegen Elvedi und den FCZ

Heute Abend kämpft Mönchengladbach gegen Frankfurt um den Finaleinzug im deutschen Cup. Im Vorfeld sprachen Yann Sommer und Nico Elvedi über den besonderen Mythos im Traditionsklub, die Nati und der Goalie kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.
25.04.2017, 08:3025.04.2017, 09:04
Mehr «Sport»

Keeper Yann Sommer und Nico Elvedi, einer der talentiertesten Aussenverteidiger der europäischen Top-Ligen, sprechen im Interview mit der Nachrichtenagentur SDA über ihr intensives Fussball-Leben im Weltmeisterland Deutschland.

«Introvertiert, aber inzwischen offener, abgeklärt und sehr souverän. Gegen ihn tun sich auch ganz Grosse sehr schwer. Ich bin überzeugt von ihm, da kommt noch mehr. Er kann es weit bringen», prophezeit Sommer seinem 20-jährigen Teamkollegen.

DFB-Pokal, Halbfinals
Gladbach – Frankfurt 20.45 Uhr
Bayern – Dortmund Mittwoch, 20.45 Uhr

«Für mich ist er einer der besten Bundesliga-Goalies. Er ist in jeder Sekunde anspielbar, wird nie nervös, rettet uns immer wieder und gibt uns die Chance zu gewinnen. Yann ist für alle Vorbild und Leader – ein Teamplayer durch und durch», sagt der junge Stammspieler über die unangefochtene Nummer 1 der Borussia.

In Deutschland pflegen die einheimischen Profis zu sagen, sie seien ein Kind der Bundesliga. Was sind Sie?
Nico Elvedi:
Ich hatte mir relativ früh das Ziel gesetzt, in der Bundesliga zu spielen. Ein Kind der Liga bin ich natürlich nicht, aber sagen wir es so: Ich bin als Jugendlicher nach Deutschland gewechselt und hier inzwischen erwachsen geworden.
Yann Sommer: Die Bundesliga faszinierte mich schon als Bub. Bei mir war die Sportschau am Samstagabend früher ein Fixtermin. Ich habe die deutsche Meisterschaft immer als grosse Liga wahrgenommen. Während meinen bald drei Jahren in Gladbach habe ich sie noch mehr schätzen gelernt und realisiert, wie ausgeprägt der Stolz der Einheimischen ist, Teil dieser Show zu sein, und wie behutsam sie gleichzeitig mit der über Jahrzehnte aufgebauten Tradition umgehen.

epa05921731 Moenchengladbach players argue with referee Wolfgang Stark (C) during the German Bundesliga soccer match between Borussia Moenchengladbach and Borussia Dortmund at the Borussia-Park stadiu ...
Gladbach verliert gegen Dortmund – aber alle sprechen vom Halbfinal im DFB-Pokal.Bild: FRIEDEMANN VOGEL/EPA/KEYSTONE

Die Elf vom Niederrhein ist tief verankert in der deutschen Fussball-Historie, der Mythos um den Verein ist greifbar.
Elvedi:
Mit den Erfolgen der 70er Jahre kommt jeder hier irgendwann auf irgendeine Weise in Berührung. Mir sind die grossen Siege der legendären Fohlenelf schon auch bewusst.

«Das hat ein ehemaliger FCZler wie Nico vielleicht nicht mehr so präsent.»
Yann Sommer stichelt gegen den FCZ

Im Duell mit der Eintracht Frankfurt spielt die Borussia um den ersten Finaleinzug seit 1995. Ist im Umfeld eine erhöhte Betriebstemperatur auszumachen?
Elvedi:
Die Anspannung ist grösser als üblich, die Partie ist für den Klub, das Team, die Fans ausserordentlich wichtig. Ich spüre den enormen Willen, unbedingt wieder etwas gewinnen zu wollen. Jedem Einzelnen ist die Chance bewusst, Geschichte schreiben zu können.»

Im Foyer des Stadions sind in den Vitrinen die Trophäen der alten Ikonen ausgestellt, in den Katakomben sind die Wände teilweise mit Dokumenten der Vergangenheit tapeziert. Was lösen die Erinnerungen bei Ihnen aus?
Sommer:
Die grosse Vergangenheit gehört zur Borussia. Mir gefällt die Würde im Umgang mit den gloriosen Zeiten. Wir werden ja von ganz unterschiedlichen Generationen begleitet. Auch die Fans aus den goldenen Epochen, die alles erlebt haben, schauen uns zu.

German soccer star of Borussia Moenchengladbach, Jupp Heynckes, rides on an elephant during the 7th Sport Press Party in Cologne, West Germany, in this Nov. 9, 1975 picture. Borussia Moenchengladbach  ...
In den 1970er Jahren, da ritt Gladbachs Jupp Heynckes gar noch auf Elefanten, so gut waren die. Bild: AP

Im Cup fehlen Ihnen zwei Siege zum wichtigsten Gladbach-Triumph seit 22 Jahren.
Sommer:
Die zwei Champions-League-Teilnahmen sollte man nicht ausklammern, aber am Ende zählen eben primär die Titel, die bleiben für immer auf der Visitenkarte –  das hat ein ehemaliger FCZler wie Nico vielleicht nicht mehr so präsent (lacht). Schöne Spiele allein genügen nicht, die Ansprüche sind auch in Mönchengladbach gestiegen.

Apropos Ansprüche – nicht nur im Borussia-Park sind mehrere Schweizer engagiert, die Exponenten der zuletzt an nahezu jeder Endrunde vertretenen SFV-Auswahl geniessen im Ausland einen exzellenten Ruf.
Elvedi:
An der Basis wird in unserem Land erstklassige Arbeit geleistet. Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr, den internationalen Respekt haben wir uns hart erarbeitet.

«An eine Endrunde spaziert niemand – schon gar nicht mit Portugal in einer Gruppe.»
Yann Sommer

Ist der Aufschwung auch eine Frage der Mentalität?
Sommer:
Der Multikulti-Faktor tut uns generell sehr gut. Bei uns fliessen Inputs aus den verschiedensten Teilen der Erde mit ein, der internationale Touch steht dem Team gut an; die Zusammensetzung ist überaus befruchtend.
Elvedi: Ich profitierte schon als U17-Nationalspieler von einer vergleichbaren Konstellation. Aber trotz unserer selbstsicheren Haltung ist immer auch eine gewisse Bodenständigkeit spürbar.

Swiss goalie Fabian Fellmann, left, shakes hands with teammate Nico Elvedi moments ahead of their UEFA European U-17 Championship Elite Round match, Switzerland against the Czech Republic, in Solothur ...
Nico Elvedi bei einem U17-Nati-Spiel 2013 gegen Tschechien. Im Bild mit Goalie Fabian Fellmann.Bild: KEYSTONE

Eine vierte WM-Teilnahme in Serie bahnt sich an.
Sommer:
 Die Ausgangslage mit dem Punktemaximum nach halbem Pensum ist in der Tat sehr gut. Aber an eine Endrunde spaziert niemand – auch wir nicht und schon gar nicht mit Portugal in der Gruppe.

Planbar ist im Fussball tatsächlich nichts, und wie relativ sich alles plötzlich anfühlen kann, zeigten die gravierenden Geschehnisse rund um Ihren Dortmunder Nationalteamkollegen Roman Bürki.
Sommer:
 Ein solcher Anschlag prägt einen wahrscheinlich für immer, die Situation war lebensbedrohlich. Ich habe nach den Ereignissen Roman geschrieben.

Die Bombenexplosion bewegte ganz Deutschland. Hat Sie die Attacke gegen eine andere Bundesliga-Mannschaft noch mehr berührt? Sie sind selber exponiert und sitzen Woche für Woche in einem Teambus.
Elvedi:
Die schrecklichen Nachrichten aus Dortmund schockierten mich total. Und natürlich schwirren ungemütliche Gedanken im Kopf herum, es hätte auch einen anderen Verein treffen können.
Sommer: Die Gefahr kommt einem plötzlich sehr nahe, ein Klub, der kaum 100 Kilometer entfernt spielt, wurde angegriffen. Zurück bleibt ein Gefühl der Ohnmacht.

«Natürlich schwirren ungemütliche Gedanken im Kopf herum.»
Nico Elvedi

In Bremen wurde eine Woche später der Bus des HSV mit Gegenständen beworfen. Sinkt die Hemmschwelle generell?
Sommer:
Szenen wie jene in Bremen sind inakzeptabel. Aber von einer allgemeinen Verschlechterung der Situation würde ich nicht sprechen.

epa05910849 Police waits as Hamburg supporters leave an autobus before the German Bundesliga soccer match between Werder Bremen and Hamburg SV (HSV) in Bremen, Germany, 16 April 2017. EPA/FOCKE STRANG ...
Die Angriffe auf Dortmunds und Hamburgs Spielercars gingen natürlich nicht spurlos an Sommer und Elvedi vorbei.Bild: FOCKE STRANGMANN/EPA/KEYSTONE

Die Show ging in Dortmund nahtlos weiter – oder anders formuliert: Die sofortige Rückkehr zur vermeintlichen Normalität wurde der Mannschaft aus wirtschaftlichen Gründen verordnet. War der Champions-League-Viertelfinal 24 Stunden nach einem Angriff auf Leib und Leben unverantwortbar?
Sommer:
Ich weiss nicht, was hinter den Kulissen genau abgelaufen ist. Nur so viel: Jeder hat gesehen, dass es nicht möglich war, sich am Abend nach einem solchen schlimmen Ereignis auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Elvedi: Ich glaube, im Kopf war niemand frei, das kann ich mir nicht vorstellen. Jeder Spieler hatte mit diesem Entscheid Mühe. Niemand kann so etwas innerhalb einer einzigen Nacht verarbeiten. (fox/sda)

Maskenmänner im Fussball

1 / 40
Maskenmänner im Fussball
Yann Sommer trainiert vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino vom 9. Oktober 2015 mit einer Maske. Im Champions-League-Spiel gegen Manchester City kurz davor prallte er mit Teamkollege Oscar Wendt zusammen und brach sich das Nasenbein. Selbstverständlich ist er nicht nicht der erste Fussballer, der mit einem Gesichtsschutz auf dem Feld stand. Die Liste ist lang und die Bilder schön anzuschauen ... ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Job Bunjob
25.04.2017 09:43registriert Mai 2015
Naja...
Den vorletzten (cup-)Titel des FCZ durfte Yann Sommer ja noch live miterleben.
487
Melden
Zum Kommentar
9
VfB weiter on fire, Bayern und BVB gewinnen – Schär trifft bei Newcastle-Sieg

Bayer Leverkusen kann frühestens morgen Sonntag erstmals Deutscher Meister werden. Von Rekordmeister Bayern München gab es keine (weitere) Schützenhilfe, er setzte sich zuhause gegen den Abstiegskandidaten Köln durch. Die Bayern taten sich lange schwer. Raphaël Guerreiro erlöste sie erst in der 65. Minute, nach einem Corner traf er herrlich per Weitschuss ins hohe Eck. Thomas Müller sorgte in der Nachspielzeit für den Endstand.

Zur Story