Es braucht eine Weile, bis der junge Mann begreift, dass man nach Rom nicht mit der Bahn fahren kann. Jedenfalls nicht aus Louisville, Kentucky. Der 18-jährige Muhammad Ali (damals noch als Cassius Clay) sollte nach Rom fliegen und für sein Land Gold bei den Olympischen Spielen holen, doch er hat die Hosen voll. Zumindest zunächst ...
Der junge Boxer fliegt dann doch nach Rom und ist schon ganz der spätere Champ. «Ich sage es Euch hier und jetzt, es gibt kein Wenn und es gibt kein Aber. Ich weis es einfach, ich werde diese Jungs schlagen und fertig.» Gesagt getan: Clay besiegt erst Yvon Becaus und Gennadi Schatkow, dann Tony Madigan und schliesslich im Olymipa-Final Zbigniew Pietrzykowski.
Der Teenager zermürbt den wackeren Polen, weicht ständig aus, trifft nicht hart aber oft. Pietrzykowskis Schläge gehen ins Leere, Clay ist viel zu schnell für ihn. In der 3. Runde ist der Pole nah an einem K.o. Er verliert seinen Mundschutz und wird von Ali, der schliesslich nach Punkten gewinnt, blutig geschlagen.
Weil Sonny Liston in der 7. Runde aufgibt, wird Muhammad Ali im Februar 1964 überraschend Schwergewichts-Weltmeister. «I am the Greatest», schreit er danach mit weit aufgerissenen Augen.
Dass er tatsächlich der Grösste ist, beweist Ali beim Rückkampf 15 Monate später. Er knockt seinen Gegner bereits in der ersten Runde aus. Viele Zuschauern glauben jedoch an ein abgekartetes Spiel – Alis Linke scheint den Gegner nämlich verfehlt zu haben. Erst die Zeitlupe zeigt, dass Liston hart an der Schläfe und am Kiefer getroffen wird. Als «Phantom Punch» geht der Schlag in die Geschichte ein.
Ein Jahr nach Ablauf von Muhammad Alis Sperre – ihm wird 1967 die Boxlizenz entzogen, weil er die Einberufung in den Vietnam-Krieg verweigert – kommt es im New Yorker Madison Square Garden zum Kampf der Giganten. Der unbesiegte Ali trifft auf den unbesiegten Weltmeister «Smokin' Joe» Frazier.
Ali dominiert das zum «Kampf des Jahrhunderts» hochstilisierte Duell zunächst dank seiner feinen Technik – doch je länger der Kampf dauert, desto besser kommt Frazier in Fahrt. In der 15. Runde muss Ali nach einem knallharten Punch zum dritten Mal in seiner Karriere auf die Bretter.
Zwar kann sich «The Greatest» noch einmal aufrappeln, am Ende wird jedoch Frazier zum Sieger nach Punkten erklärt. Trotzdem gewinnt Ali: Dank seines Kampfgeistes erobert er sich die verlorene Gunst des Publikums zurück.
Muhammad Alis einziger Kampf in der Schweiz. Im Zürcher Hallenstadion schlägt der Weltmeister den Hamburger Jürgen Blin in der siebten Runde K.o. «Sportlich war der Kampf nicht viel wert. Ich wusste genau, dass ich keine Chance habe», sagt Blin später.
Ali gibt sich in Zürich volksnah, logiert im Hotel Atlantis Sheraton, trainiert im Hotel Limmathaus und schlendert unkompliziert durch die Stadt. Der Kampf wird allerdings zum Flop: In den USA interessiert sich niemand für das Duell mit dem deutschen Nobody und auch das Hallenstadion ist am Abend des Kampfes nicht ausverkauft. Zwar sitzen Sportpromis wie Bernhard Russi, Clay Regazzoni, Ferdi Kübler und Schwingerkönig Ruedi Hunsperger am Ring, insgesamt kommen aber nur 6361 Zuschauer.
In Kinshasa will George Foreman – bis dato in 40 Kämpfen unbesiegt – sich sein eigenes Denkmal bauen und die lebende Legende Muhammad Ali zerstören. Doch der für unbesiegbar gehaltene Weltmeister hat die Rechnung ohne Ali und das Publikum gemacht. Ein Foto an der Seite eines belgischen Schäferhunds bringt die Zuschauer komplett gegen ihn auf:« Ali, boma ye!», schreien die 100'000 im Stadion. Ali, töte ihn.
Im Kampf erweist sich die Taktik des körperlich klar unterlegenen Ali dann als goldrichtig. Immer wieder lässt er sich in die Seile fallen («Rope-a-Dope») und provoziert seinen Gegner verbal. «Ist das alles George?», fragt er Foreman, der wie wild auf Ali einprügelt. Erst als Foreman immer müder wird, kommt Ali aus der Deckung und schlägt seinen Gegner in der 8. Runde k.o..
Das dritte Duell zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier steigt in Manila auf den Philippinen und gilt als bester und härtester Boxkampf aller Zeiten. Während 132 Minuten bekriegen sich die beiden Erzrivalen bis aufs Blut, teilen aus und stecken ein.
Im gnadenlosen Abnützungskampf stossen Ali und Frazier an ihre körperlichen Grenzen oder darüber hinaus. Frazier kann kaum noch aus seinem aufgeschwollenen Gesicht sehen, weshalb sein Betreuer Eddie Futch nach 14 Runden das Handtuch wirft und damit den Kampf aufgibt. Wie Frazier muss auch Ali ins Krankenhaus eingeliefert werden, beide tragen vom «Thrilla in Manila» bleibende Schäden davon.