Sport
Kommentar

Trotz allem ist ein wenig Gnade angebracht

Switzeerland's players thank the fans after the 2018 Fifa World Cup Russia group B qualification soccer match between Andorra and Switzerland in the Estadi Nacional in Andorra La Vella, Andorra,  ...
Jubel über drei Punkte, nicht über die Art und Weise, wie es dazu gekommen ist.Bild: KEYSTONE
Kommentar

Arbeitssieg gegen Andorra – trotz allem ist ein wenig Nachsicht angebracht

11.10.2016, 10:0411.10.2016, 11:20
 Etienne wuillemin / Aargauer Zeitung
Mehr «Sport»

Und plötzlich gerät die Schweiz noch ins Zittern. In Panik gar. Gegen den Fussball-Zwerg Andorra? Ist das wirklich möglich? Man reibt sich die Augen. Und der helvetische Fan betet, dass die scheinbar so grossartige Ausgangslage nicht plötzlich wieder verloren geht

2:1 steht es am Ende. Aber es ist ein Sieg, der sich fast wie eine Niederlage anfühlt. Vor allem nach dieser Schlussphase. Bei aller Kritik, die nach einem solchen Abend fällig wäre, weil Tempo, Dynamik und Zielstrebigkeit fehlen, ist trotzdem ein wenig Gnade angebracht. Weil das ein Team verdient hat, das nach drei Spielen und Siegen gegen Portugal und Ungarn mit neun Punkten an der Tabellenspitze dieser WM-Qualifikation steht.

Football Soccer - Andorra v Switzerland - World Cup 2018 Qualifier - Estadi Nacional, Andorra la Vella, Andorra - 10/10/16.Switzerland's coach Vladimir Petkovic gestures. REUTERS/Albert Gea
Unter anderen Umständen hätte Vladimir Petkovic das Andorra-Spiel wohl nicht «überlebt».Bild: ALBERT GEA/REUTERS

Trainer Vladimir Petkovic wird froh sein, dass dieser Ausflug nach Andorra vorbei ist. Und vor allem, dass sein Team zuvor zweimal siegte. Nicht auszudenken, was los wäre, wenn dieses Spiel auf zwei Niederlagen wie zu Beginn der letzten EM-Qualifikation gefolgt wäre. Es wäre wohl ein Grund gewesen, das Experiment Petkovic vorzeitig abzubrechen.

Die Schweiz ist mit einem blauen Auge davongekommen. Und Petkovic bleibt richtigerweise von Polemiken verschont. Und wer dieses Spiel genau betrachtet, hat irgendwie auch Verständnis für den fehlenden Fluss. Ein Spiel auf überlangem Kunstrasen, gegen elf Akteure, die nur das eigene Tor verbarrikadieren. So kann Fussball keinen Spass machen. Und es fragt sich wieder einmal, warum die FIFA für die schlechtesten Teams keine Vor-Qualifikation einführt. Vielleicht genau wegen solch knapper Resultate, die es am Ende doch allzu häufig gibt.

Jetzt auf

Vielleicht erinnern wir uns im Rückblick in einigen Jahren doch noch gerne an diesen Abend. Warum? Wegen Granit Xhaka. Mit 24 Jahren und 13 Tagen hat er die Schweiz erstmals als Captain aufs Feld geführt. Auch wenn es nicht Xhakas grosser Abend war, er hat das Potenzial, dereinst Heinz Hermann als Schweizer Rekordcaptain (49 Spiele) abzulösen.

Granit Xhaka of Switzerland's national soccer team smiles during a press conference in the Estadi Nacional in Andorra La Vella, Andorra, on Sunday, October 9, 2016. Switzerland is scheduled to pl ...
Granit Xhaka gibt sich ungewohnt selbstbewusst für einen Schweizer Nati-Captain. Bild: KEYSTONE

«Irgendwann einmal ist mit der Schweiz ein WM-Halbfinal möglich», hat Xhaka vor vier Jahren bereits gesagt. Solche Worte lösen gerade nach einem Spiel wie jenem in Andorra ein eher mulmiges Gefühl aus. Genauso wie seine Überzeugung, dass die Schweiz schon vor dem letzten Quali-Spiel in Portugal für die WM qualifiziert ist. Und doch: Die Schweiz braucht Spieler mit grossen Träumen. Nur so kommt sie weiter.

Die Noten der Schweizer Nati im Spiel gegen Andorra

1 / 16
Die Noten der Schweizer Nati im Spiel gegen Andorra
Roman Bürki - 4: Spielte mangels Arbeit eher als Libero, denn als Torhüter. Beim Gegentreffer – ein Traumtor des Andorraners – machtlos.
quelle: keystone / georgios kefalas
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Unvergessene Nati-Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Knächbläch
11.10.2016 10:27registriert Juni 2016
Dieser Artikel ist so dermassen daneben. Er zeigt eigentlich nur die schweizer Denkweise auf. Vielen von uns wird genau diese nörgeli Mentalität eingetrichtert. Wenns schief läuft, hat man es ja sowieso schon gewusst, wenns gut läuft, überlegt man sich was hätte schief laufen können und regt sich darüber auf... tststs wir haben 9 (nöööööiiin!) Punkte aus drei Spielen geholt und sind Gruppenerster, Freude herrscht! Wünsche allen einen super Tag 🌞
514
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amboss
11.10.2016 10:30registriert April 2014
Bin selber Meinung. Es ist alles gut gegangen, das ist das einzige was zählt.

Das Spiel gestern erinnerte mich an Wawrinkas ersten Grand Slam gegen Nadal. Nadal war verletzt, von ihm kam fast nichts zurück, er holte aber noch einen Satz.
Ich denke, gegen jemanden/ ein Team zu spielen, das nicht spielt ist einfach extrem schwierig. Man kommt nicht ins Spiel. Kein Spielfluss, nichts.

Natürlich kann man der Meinung sein, das seien Profis, die sollen sich nicht so anstellen.
Aber was bringts? Nichts. 3 Punkte mitgenommen, Tabellenführer, optimaler Start. Abhaken
333
Melden
Zum Kommentar
avatar
sevenmills
11.10.2016 11:12registriert Oktober 2014
Ich finde man muss an einem bestimmten Punkt auch mal zufrieden sein. Man hat das Spiel gewonnen, in ein paar Monaten wird keiner mehr darüber sprechen, wie der Sieg zustandegekommen ist. Was zählt, sind die drei Punkte. Was bringt es zu motzen? Man hat ja bereits das Punktemaximum, durch das Jammern wird der Punktestand nicht noch vergrössert. Deshalb Gratulation zum perfekten Start, tolle Leistung!
291
Melden
Zum Kommentar
20
ZSC-Marti nach Auftaktsieg: «Spielen ja nicht gegen eine Gurkentruppe»
Verkehrte Welt zum Auftakt des Playoff-Finals: Die Sieger der ZSC Lions zeigen sich nach dem 2:1-Sieg kritisch, Lausanne schöpft aus der Niederlage viel Zuversicht.

Manchmal kann Eishockey so einfach sein: «Sie haben einfach ein Tor mehr geschossen als wir», erklärt Lausannes Coach Geoff Ward die Niederlage kurz und bündig.

Zur Story