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Kommentar zum WM-Quali-Spiel der Schweizer Nati gegen Ungarn

epa05575471 Switzerland's players celebrate with supporters after winning the FIFA World Cup 2018 group B qualification soccer match between Hungary and Switzerland at the Groupama Arena in Budap ...
Die Schweizer Nati hat mich gestern begeistert.Bild: EPA/KEYSTONE
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Wie das Schweizer Nati-Spektakel ein Zündholz in mir entfachte

Die Schweizer Nati und ich – es war bis jetzt keine grosse Liebe. Der spektakuläre Sieg gestern sorgt jetzt zumindest für ein kleines Feuer. Oder ist da gar noch mehr? Es könnte der Anfang einer Freundschaft werden. 
08.10.2016, 14:0109.10.2016, 08:51
Janick Wetterwald
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Gestern, 20.40 Uhr, ich sitze mit einem Freund in einem Pub in Alpnach. Auf der Grossleinwand läuft das Spiel der Schweizer Nati gegen Ungarn. Mit uns interessieren sich noch vier andere Personen für den Match. Vor dem Spiel sagt mein Kollege noch zu mir: «Ohne Xhaka im Mittelfeld wird es wohl schwierig. Ungarn ist eine gute Mannschaft.» Ich stimme ihm zu, dann geht's los ...  

Mein Tipp vor dem Spiel ist immerhin ein wenig optimistisch

Der Tickerer nimmt mich irgendwie nicht richtig ernst ... ;)
Der Tickerer nimmt mich irgendwie nicht richtig ernst ... ;)watson.ch

... 45 Minuten später erwache ich aus meiner fast schon gewohnten Nati-Lethargie: «Wender no öbis z'trinke?» fragt der Barkeeper. Ich überlege kurz und bestelle mir ein koffeinhaltiges Getränk, damit ich die zweite Halbzeit nicht total verschlafe. 

Noch bevor die Akteure in Budapest wieder auf dem Feld stehen, frage ich: «Hast du eigentlich schon mal so ein wirklich spektakuläres Spiel der Schweizer Nati gesehen?» «Kann mich grad nicht erinnern, aber ich habe auch das Spiel gegen Portugal nicht gesehen», ist seine Antwort. Ok, gegen Portugal hat die Nati schon angedeutet, dass sie mich begeistern kann. Aber wahrscheinlich war das nur ein Strohfeuer und gegen Ungarn folgt die Ernüchterung, dachte ich.

Die watson-User waren zuversichtlicher

Ihr habt recht behalten ...
Ihr habt recht behalten ...watson.ch

Dann beginnt die zweite Halbzeit. Wir bekommen noch knapp zehn Minuten Vorbereitungszeit auf das, was dann passiert. Shaqiri drischt den Ball aus guter Position direkt auf den Torwart. «NEIIIII!». Aber Seferovic trifft nach dem Abpraller ins Netz. «JAAAA!». Der viel kritisierte Stürmer macht also sein Tor, er kann es noch.

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Die Emotionen müssen raus.Bild: LASZLO BALOGH/REUTERS

So, das war's dann. Wieder ein Nati-Spiel mehr hinter mir, aber immerhin 1:0 gewonnen. Ich drehe mich um, und schaue, ob im Raucherabteil auch jemand jubelt. Naja, nicht wirklich, doch auf dem kleinen Screen hinter der Bar sehe ich plötzlich, wie Ungarn den Ausgleich feiert. Nach dem ersten kurzen Frust sage ich: «Das kann halt mal passieren. Konzentration nach einem Torerfolg und soo ...» 

Hast du auch schon mal direkt nach einem Tor ein Gegentor bekommen?

15 Minuten später wiederholt sich dieses Prozedere auf dem Rasen und es steht innert wenigen Minuten plötzlich 2:2. Der Frust ist etwas intensiver. Kurze Zeit später weicht der Ärger einer gewissen Ironie und Gleichgültigkeit: «Ein Punkt auswärts in Ungarn ist doch auch gut. Da wird mir Alain Sutter nach dem Spiel sicher zustimmen.» 

Ich so, nach dem 2:2

Ich meinte natürlich Valentin Stocker und mit «Kurz» meinte ich kurz nach seiner Einwechslung. ;)
Ich meinte natürlich Valentin Stocker und mit «Kurz» meinte ich kurz nach seiner Einwechslung. ;)watson.ch

Die letzten Minuten des Spiels laufen, mein Getränk ist inzwischen leer. Valentin Stocker wird noch eingewechselt und es folgt der Gänsehaut-Moment: Einwurf Lichtsteiner – Derdiyok mit dem Kopf – Dzemaili mit dem Kopf – Stocker schiesst – TOR! Meine Jubelschreie hallen durch das Pub. Unfassbar! 

Ein Moment für die Ewigkeit

Surprise

Es war diese zweite Halbzeit und dieser letzte Moment, der die Beziehung zwischen der Schweizer Nati und mir verändert hat. Trainer Vladimir Petkovic – dem ich bis jetzt nie wirklich viel Kredit gegeben habe – jubelt ausgelassen, zeigt seine Freude und Genugtuung. Es war längst nicht alles perfekt, aber es hat mich mitgerissen.

Die Noten der Schweizer nach dem Spiel gegen Ungarn

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Die Noten der Schweizer nach dem Spiel gegen Ungarn
Yann Sommer: 4
Wenig zu tun und bei den Gegentoren machtlos. Am Ende gibt's drei Punkte. :)
quelle: x90146 / laszlo balogh
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Ich bin von der aktuellen WM-Quali der Schweizer begeistert. Es geht nicht nur um die Stars wie Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri. Es geht um die Einheit, um die Schweiz. Sturmtalent Embolo trifft gegen Portugal, dass ohne ihren Starspieler Ronaldo keine Chance hat gegen die Schweiz. Gestern erhält auch der junge Verteidiger Nico Elvedi seine Chance – solide Leistung. Valon Behrami ackert mit seinen 31 Jahren gewohnt leidenschaftlich und Stephan Lichtsteiner führt das Team, trotz seiner schwierigen Situation im Verein, vorbildlich als Captain an. Zum Schluss wird noch Valentin Stocker zum goldenen Torschützen – sensationell!

Liebe Schweizer Nati, das Zündholz ist angezündet. Lieferst du die Bestätigung gegen Andorra, die Färöer Inseln und Lettland, so kann daraus sogar ein Feuer werden. 

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ChefS
08.10.2016 15:52registriert Dezember 2015
Wirklich? Das Spiel gestern war der Knackpunkt?
Mich begeistert die Nati schon lange, spätestens aber seit dem 3:2 gegen Slowenien im letzten Jahr! Von diesem Moment an begann sich die ganze Skepsis gegenüber Vladimir Petkovic langsam zu legen und die Nati begeisterten Fussball zu spielen. Die erste Halbzeit gegen Portugal war dann die bisherige Krönung, das Spiel gestern war im Vergleich dazu und zum genannten Slowenien Spiel - trotz spektakulärem Resultat - eher ein laues Lüftchen.. Nichts desto trotz war ich schon lange nicht mehr so stolz auf unsere Nati!
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leu84
08.10.2016 16:31registriert Januar 2014
Mir persönlich hat auch Embolo gefallen. Eine Szene vor der Halbzeit z.B. Ein Ball, der langsam ins Aus kullert, er rennt dem nach und konnte einen Angriff einleiten. Das zeugt von Siegeswille.

Auch die Aussage von Mitspieler und Trainer vor dem Spiel, dass man gewinnen will, ist gut. Ob man dann gewinnt oder nicht ist eine andere Frage.
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