Es war ein zwiegespaltener Abend gestern im Prinzenpark von Paris. Nach wenigen Spielminuten ist erkennbar, dass der FC Basel ein anderes Gesicht zeigen will als gegen Arsenal. Die «Bebbi» kommen gut auf Touren, halten den übermächtig scheinenden Gegner in Schach und haben die besseren Torchancen. Michael Lang trifft aus kurzer Distanz mit seinem Kopfball nur die Latte, Renato Steffen läuft alleine auf PSG-Goalie Alphonse Aréola, scheitert aber an diesem, und Seydou Doumbia weiss dann mit dem Nachschuss auch nur wenig anzufangen.
So steht es zur Pause 1:0 für Paris, nach dem Tor von Angel Di Maria. Der Spieler, der alleine fast soviel wert ist, wie die ganze FCB-Mannschaft. Dem Argentinier fällt der Ball im Strafraum vor die Füsse und er haut das Ding einfach in die Maschen:
Dieser Vollspannschuss trifft voll in das mit Hoffnung gefüllte Basler-Herz. Bitter, aber irgendwie nicht überraschend.
Wieso nicht? Der Schweizer Meister hat während dem komfortablen Gang durch die Super League die Kaltblütigkeit verloren. Typisches Beispiel ist das Spiel gegen den FC Luzern vom letzten Samstag: Zwar gewann der FCB gegen schwache Innerschweizer klar mit 3:0, doch die letzte Überzeugung und Effizienz fehlte.
In der Super League kann das den Baslern egal sein. Trotz ausgelassenen Chancen und müden Auftritten – wie gegen Lausanne oder Thun – gab es für das Team von Urs Fischer trotzdem immer Punkte.
Unter den Champions aber kriegt man weniger Chancen auf Tore. Gegen ein formstarkes Topteam wie Arsenal nahezu keine, gegen Paris in der aktuellen Verfassung immerhin ein paar wenige. Bleiben diese ungenutzt, ist das in der Königsklasse dein Todesurteil. Gestern konnte der FCB froh sein, dass PSG am Ende in den Schongang wechselte und gute Torchancen gegen einen starken Thomas Vaclik ausliess. Was beim FCB in der heimischen Liga reicht, das genügt bei Paris eben in der Königsklasse. Apropos Klasse ...
Die individuelle Klasse, der fussballerische Glanz – das fehlt der aktuellen Ausgabe des FC Basel. Vor Namen wie Marek Suchy, Serey Die, Taulant Xhaka oder Renato Steffen fürchtet sich zwar so manches Schienbein, doch der tödliche Pass oder die Zuckerflanke stehen nicht auf der Visitenkarte.
Dafür stehen eher Spieler wie Birkir Bjarnason, Matias Delgado oder Seydou Doumbia. Der Isländer lässt momentan den letzten Zwick vermissen, Regisseur Delgado ist zwar bemüht, doch sein Können blitzt zu selten auf. Neuzugang Doumbia hatte es als alleinige Spitze schwer, liess aber nicht nur beim genialen Pass auf Steffen etwas Glanz durchschimmern.
Im Endeffekt ist das viel Arbeit – ohne Ertrag. Der FC Basel ist weit weg von glorreichen Fussballabenden auf der grossen Bühne, in den grossen Stadien. Vielmehr beginnt nach dem Match der Phrasensturm:
Fazit: Für diesen FC Basel ist die Königsklasse eine Nummer zu gross. Die Realität heisst Ludogorez Rasgrad. Im Auswärtsspiel gegen die unangenehmen Bulgaren wird sich zeigen, ob der Schweizer Meister immerhin noch die Europa League aufmischen kann. Ansonsten bleibt der Super-League-Schongang auf der Pontaise bei Lausanne oder im Cornaredo von Lugano.
769 Real Madrid
582 Bayern München
534 Manchester United
469 FC Arsenal
444 Juventus Turin
413 Paris Saint-Germain
64 FC Basel
45 Ludogorets Razgrad
Die Kader von PSG und Arsenal sind 6 bis 7 Mal so teuer wie die ganze Mannschaft des FCB. Das ist wie ein Boxkampf Superschwergewicht gegen Mittelgewicht. Die Leistung des FCB verdient grossen Respekt. Jeder Punkt, der gegen solche Gegner gewonnen wird, ist eine Riesenleistung. Gestern fehlte leider das Glück.