Ältere Generationen würden sagen: «Kein Anstand, dieser Bursche.» Junge Teenie-Girls eher: «Ach, ist der süss!» Chris Baker ist eines von vielen neuen Gesichtern an der Leichtathletik-EM in Zürich. Mit seinen 23 Jahren zwar nicht mehr der jüngste, bestreitet der Brite gerade seine ersten Europameisterschaften. Mit Erfolg: Im Hochsprung erreichte Baker dank einer Höhe von 2,23 Metern locker den Final. «Eine schöne Erfahrung, super Anlage, super Publikum», resümierte der coole Junge von nebenan seinen Auftritt abgeklärt. So, wie das jeder Profi eben sagen würde.
Baker wirkt auf der Hochsprunganlage unaufgeregt, zieht bei seinen Sprüngen keine grosse Show ab und freut sich dann auch ganz für sich alleine. Trotzdem sind bei der Qualifikation alle Augen auf ihn gerichtet – was nichts mit seinen engen, blauen Leggins zu tun hat.
Was Baker vom Feld abhebt, ist sein blaues Cap mit der Aufschrift «Great Britain». Nichts Spezielles, würde man denken. Doch nach seinen ersten Einwärm-Sprüngen ist klar: Der Junge trägt es auch bei seinen Flügen. Kaum zu trennen ist Baker von seinem Cap. Nur nach der Landung sticht sein natürlich blondes Haar kurz hervor. Für eine Sekunde etwa, dann nämlich sitzt die Kopfbedeckung wieder wie angegossen.
«Er ist halt ein cooler Junge», gibt sein Trainer Fayyaz Ahmed zu Protokoll, welcher genau so lässig wie Baker in der sechsten Reihe des Letzigrunds sitzt und dem Treiben seines Schützlings zuschaut. «Beim Wettkampf zieht er den Hut aber wieder aus, denke ich.»
Denkste! Bis zum letzten Sprung über 2,23 Meter bleibt das stylische Käppchen auf dem Kopf des Briten. Zum Glück klärt uns Baker nach dem Wettkampf über seine spezielle Angewohnheit gleich selbst auf: «Das Cap hat magische Kräfte, es ist das Geheimnis des Erfolgs, darum trage ich es die ganze Zeit.» Angesprochen auf die Worte des Trainers meint er lachend – und natürlich mit seinem Markenzeichen auf dem Kopf: «Ja, cool bin ich auch.»
Nur einmal wirkt Baker ein wenig nervös und plötzlich nicht mehr so «cool» wie sonst. Immer wieder läuft er beim Aufwärmen an die Bande und tauscht sich mit seinem Trainer aus. Fayyaz weiss jedoch genau, was er dem Jungen sagen muss: «Gehirn ausschalten, Computer anschalten. Ich muss ihm klar machen, dass es ein ganz normaler Tag ist.» Und damit es nicht an Selbstvertrauen mangelt, fügt er noch hinzu: «Ich sage ihm immer, er sei der Beste.»
Dass er im Final vom Freitag nicht der Beste sein wird, weiss der walisische Meister von 2013 wohl selbst. Denn dort wartet Bogdan Bondarenko. Der Ukrainer übersprang dieses Jahr bereits dreimal die 2,40-Meter-Marke und ist haushoher Favorit.
Doch der Cap-Fanatiker hat sich für den Final sowieso nur eines vorgenommen: «Ich will einfach Spass haben und es geniessen. Dann schauen wir, was dabei rauskommt.» Bleibt abzuwarten, ob sich diese Lockerheit auszahlt und wir bald ein Cap mit der Aufschrift «Great Britain» auf dem Podest zu sehen bekommen.
High jumper Chris Baker needs to lose that hat. Incredible he's been allowed to wear that by coaches. Plus he looks a tit.
— Giles Hyland (@GilesHyland) 13. August 2014
Chris Baker ... ditch the cap. Serving no purpose, it's not making u look cool & coming off ...could knock the high jump pole off. @BBCSport
— Andy Mullen (@AndrewJMullen) 13. August 2014
This Chris Baker guy doing the high jump looks like a right cunt with his snap back on #hatboy
— Stuart May8 (@Stu_bomb_May) 13. August 2014
I find Chris Baker doing the high jump pretty cute purely because of his backwards cap
— Chris Robertson (@christiffer) 13. August 2014