Zwei Alphatiere kommen in der Regel unter dem gleichen Dach nicht miteinander aus. Nur ganz selten werden im Motorradrennsport zwei Spitzenfahrer im gleichen Team glücklich – vor allem dann nicht, wenn beide den Ehrgeiz haben, die Nummer 1 zu sein.
Das hat Dominique Aegerter in den letzten zwei Jahren neben Tom Lüthi schmerzlich erfahren und deshalb hat er ja das Team verlassen und fährt neu für die Gebrüder Stefan und Jochen Kiefer. Er ist auf dem Weg zurück in die Weltspitze. Nach dem fünften Platz beim GP von Amerika steht der Rohrbacher auf dem zehnten Rang im Gesamtklassement und ist in die «Top Ten» der zweitwichtigsten Töff-WM zurückgekehrt.
Nun ist es in seinem Töff-Umfeld bereits wieder zu einem Eklat gekommen. Sein Teamkollege Danny Kent hat das Handtuch geworfen und verlässt aus eigener Entscheidung per sofort die Mannschaft von Stefan und Jochen Kiefer.
1/3. Due to irreconcilable differences I've decided to part ways with Kiefer Racing and the Moto2 Team.
— Danny Kent (@DannyKent52) 23. April 2017
2/3. It's been a difficult period since joining the team and I don't feel I'm able to reach my potential so I've decided to step away.
— Danny Kent (@DannyKent52) 23. April 2017
3/3. I'm still hungry & determined & believe I can be competitive in Moto2. I wish Kiefer Racing the best for the future.
— Danny Kent (@DannyKent52) 23. April 2017
Der 23-jährige Brite war 2015 Moto3-Weltmeister geworden und stieg letzte Saison mit grossen Hoffnungen in die Moto2-WM ein. Er ist ein Alphatier wie Dominique Aegerter auch. Aber er kam letzte Saison nur auf den 22. Schlussrang. Beim Saisonstart ist er nun in Katar bloss auf den 13. Platz, im zweiten Rennen in Argentinien stürzte er.
Danny Kent erhebt keine Vorwürfe gegen Dominique Aegerter und sagt, er sehe einfach keine Möglichkeit, in diesem Team sein Potenzial auszuschöpfen. Deshalb gehe er per sofort. Stefan und Jochen Kiefer sind vom Reglement her dazu verpflichtet, einen neuen zweiten Fahrer zu engagieren.
So unerfreulich diese Episode sein mag – sie festigt Dominique Aegerters Rolle als Nummer 1 im Team. Der Rohrbacher sagt: «Ich bin durch seinen Entscheid völlig überrascht worden. Er fuhr am Sonntagmorgen noch das Warm-Up. Dann erklärte er, er habe Rückenschmerzen, er könne das Rennen nicht fahren und hat uns verlassen. Ich bin mit ihm super ausgekommen und es hat auch keine Streitereien um Geld gegeben. Ich stehe vor einem Rätsel.»
Es gibt allerdings schon eine Erklärung. Der Brite gilt im Fahrerlager als ein extrem eigenwilliger Typ und daher ist die Überraschung nicht überall gross. Dominique Aegerter sagt, der Eklat habe keinen Einfluss auf die Stimmung im Team und sein Wohlbefinden.
Um es etwas boshaft zu sagen: Er befindet sich im Grunde in der gleichen Rolle wie Tom Lüthi. Er ist in das Team von Danny Kent gekommen, ist die Nummer 1 geworden und hat ihm die Aufmerksamkeit und Nestwärme des Teams in einem gewissen Sinne entzogen …