Viele Abfahrer wussten erst gestern Morgen während des einzigen Trainings, was auf sie auf der «Roc de Fer»-Piste zukommt. Der Testlauf stand für die meisten Athleten unter dem Motto: «Erstmal die Strecke kennenlernen.» Entsprechend vorsichtig gingen die einen die Aufgabe an, zumal das Licht diffus war.
Weltmeister Patrick Küng belegte unter den 25 Klassierten Rang 20, WM-Bronzemedaillengewinner Beat Feuz reihte sich direkt hinter ihm ein. Die Schweizer sprachen generell von einer welligen Piste mit vielen Gelände-Übergängen. Carlo Janka bedauerte, dass der obere Teil zu seinen Ungunsten etwas gar flach sei.
Didier Défago kam im Training am besten mit den Verhältnissen zurecht. Dass sich der 37-jährige Walliser an die Spitze setzte, war keine Überraschung. Défago hatte in der vergangenen Woche zusammen mit den gastgebenden Franzosen die Piste schon einmal testen dürfen. Dieser Bonus könnte sich für den Abfahrts-Olympiasieger von 2010 heute ausbezahlen.
Défago traf im Zielraum auf die zurückgetretene Fränzi Aufdenblatten und er sagte: «Es wäre schön, wenn ich die Karriere wie sie mit einem Podestplatz abschliessen könnte.» Aufdenblatten war vor einem Jahr auf der Lenzerheide in ihrer letzten Weltcup-Abfahrt Dritte geworden. Défago ist seit seinem Olympiasieg im Weltcup nur noch zweimal aufs Podest gefahren; im Dezember 2011 gewann er die Abfahrt von Bormio, im Januar 2014 den Super-G von Kitzbühel.
Für den Norweger Kjetil Jansrud geht es heute darum, sich als Leader der Abfahrts-Wertung zu behaupten. Im Disziplinen-Weltcup muss Jansrud eine Reserve von 20 Punkten auf den einzigen verbliebenen Verfolger Hannes Reichelt aus Österreich verteidigen.
Bei den Frauen ist die Ausgangslage für den Kampf um die Kristallkugel für den Gewinn der Disziplinenwertung in der Abfahrt scheinbar ein bisschen klarer. Lindsey Vonn startet mit einem Polster von 35 Punkten und mit der Gewissheit, die zwei Trainings dominiert zu haben. Anna Fenninger, die ihr den Gesamtsieg in der Disziplinen-Wertung streitig machen könnte, ist zum zweiten Training nicht angetreten. Nachdem die Salzburgerin beim Einfahren einen Schlag auf das linke Knie erwischt hatte, liess sie den Testlauf vorsichtshalber aus. Fenninger konnte später Entwarnung geben. (ram/si)