Auch wenn der 2. Platz von Wendy Holdener auf dem Papier mehr wert ist, schrieb Mélanie Meillard in Levi die bemerkenswerteste Geschichte aus Schweizer Sicht. Die 18-Jährige aus Hérémence im Kanton Wallis überraschte im ersten Lauf alle und preschte mit einer entfesselten Fahrt mit der Startnummer 40 auf Platz 5 vor. Das in ihrem erst vierten Weltcuprennen (im Riesenslalom von Sölden punktete sie als 18. ebenfalls).
Trotz der neuen (Druck-)Situation und obigem Beinahe-Einfädler unterwegs brachte Meillard auch den zweiten Lauf gut ins Ziel und belohnte sich mit der ersten Top-10-Klassierung ihrer Karriere – am Schluss belegte sie Platz 6. Diesen Exploit konnte die junge Technikerin noch nicht richtig in Worte fassen, was natürlich entschuldbar ist. «Unglaublich» sei es und entsprechend gross ihre Freude.
Jung, sympathisch und erfrischend offen: So freut sich Mélanie #Meillard über ihren ersten Top-10-Platz. @swissskiteam #Levi #srfski pic.twitter.com/wLWjT22fbB
— SRF Sport (@srfsport) 12. November 2016
Meillard gibt im Interview mit SRF aber auch Indizien preis, dass dieser 6. Platz mitnichten ein Einzelfall bleiben muss. «Ich habe einen Schritt gemacht bezüglich Kondition und fahre im Training nun viel besser – und das konstant», meint sie. Sie ist definitiv ein Versprechen für die Zukunft.
Ein Versprechen für die Gegenwart ist dagegen Wendy Holdener. Die 23-jährige Schwyzerin feierte mit Platz 2 einen nahezu perfekten Einstieg in den Winter. Ihr sei es in den Trainings sehr gut gelaufen und dennoch sei sie nach einer «Achterbahn» im Vorfeld in Levi nervös an den Start gegangen. Dies hat ihr offensichtlich nicht geschadet.
Sie habe sich gesagt: «Wenn du diesen Podestplatz wirklich willst, dann musst du Gas geben!» Und das hat sie getan: Nur Slalom-Überfliegerin Mikaela Shiffrin war schneller. Der Abstand zur 21-jährigen Amerikanerin ist aber kleiner als auch schon, was Holdener und uns Hoffnung machen darf, insbesondere wenn die Schweizerin meint: «Ich habe noch Luft nach oben.»
Abgerundet wurde die glänzende Schweizer Teamleistung von Michelle Gisin, die sich trotz gebrochenem Stock vom 14. auf dem 9. Platz verbesserte. Die Kollegen von SRF haben Recherchiert und zu Tage geführt, dass es schon einige Zeit her ist, seit es drei Schweizerinnen in einem Slalom unter die Top 10 gefahren sind: Im Januar 2002 schafften dies in Maribor Marlies Oester (5.), Sonja Nef (8.) und Corina Grönenfelder (10.).
Bis ein weiteres Mal passiert, wird es sehr wahrscheinlich nicht mehr so lange dauern. In der aktuellen Verfassung möglicherweise bereits in zwei Wochen beim Slalom in Killington (USA)! (drd)