Die Chancen auf Simon Ammanns ersten Sieg in der Prestige-Serie über die Neujahrstage stehen gut: Zwei Weltcup-Siege in der laufenden Saison, Rang 2 bei der Hauptprobe am Sonntag in Engelberg, körperlich fit, an der Materialfront alles im Griff, erstmals Weihnachten mit dem eigenen Sohn und mit 33 Jahren immer noch hungrig auf Erfolg. Einmal mehr nimmt der Toggenburger die Tournee mit günstigen Vorzeichen in Angriff. Geklappt hat es für den Toggenburger jedoch noch nie – wie für keinen Eidgenossen in den bislang 62 Tourneen. Ein Schweizer Erfolg scheint überfällig.
Der Showdown beginnt am Sonntag in Oberstdorf. Dort lässt sich die Vierschanzentournee noch nicht gewinnen, aber man kann sie bereits verlieren. Ammann ist mit der Schanze im Allgäu bestens vertraut. Auf keinem Bakken, abgesehen von Einsiedeln, hat er mehr Trainingssprünge absolviert. Die zwei Siege 2008 und 2013 zählen zu seinen schönsten der 23 Erfolge im Weltcup.
Ammann ist im Allgäu von reichlich Neuschnee empfangen worden. Im bis Donnerstagabend noch grünen Oberstdorf lagen 24 Stunden später bereits 30 cm der weissen Pracht, bis zum Tournee-Auftakt am Sonntag dürfte noch einiges dazu kommen. Die Laune Ammanns ist trotz der erschwerten Anfahrt prächtig. Er habe sich in der kurzen Weihnachtpause gut erholt.
Macht er nun im Rahmen der Tournee das zweite Dutzend voll und schliesst womöglich mit dem Gesamtsieg die letzte nennenswerte Lücke in seinem Palmarès? Der Olympia-Sieg, der Weltmeister-Titel, das Gold als Skiflug-Weltmeister (alle drei im Einzel), der Gewinn des Gesamtweltcups und der Triumph an der Vierschanzentournee bilden die fünf Monumente im Skispringen. Einzig der exzentrische Finne Matti Nykänen hat alles gewonnen, auf vier Highlights bringen es von den Aktiven derzeit nur Ammann und Gregor Schlierenzauer, wobei der Österreicher für den fehlenden Olympiasieg mindestens bis 2018 warten muss.
«Ich habe mit der Tournee schon lange Frieden geschlossen», betont der Toggenburger. Er sieht die Sache wohl entspannter als viele Beobachter, die sich immer wieder auf den fehlenden Titel fokussieren. «Ob meine Ausgangslage diesmal perfekt ist, lässt sich erst im Nachhinein beurteilen», sagt der Schweizer. Er sieht sich weit vorne, aber nicht in der Pole-Position: «Roman Koudelka springt sehr stark, Michael Hayböck ist ein Geheimfavorit.»
Das Feld präsentiert sich diesen Winter mit sieben Siegern aus neun Springen ausgeglichen. «Da wittern viele andere auch ihre Chance», meint Ammann. «Ich bin zufrieden mit meiner Ausgangslage. Wenn aber wie letztes Jahr mit Thomas Diethart ein Überflieger auftaucht, wird es schwierig.»
«Die Menge der sehr guten Wettkampfsprünge stimmt mich zuversichtlich», sagt der Schweizer Trainer Martin Künzle. «Jetzt gilt es, im Rhythmus zu bleiben.» Dass Ammann in Oberstdorf als Schweizer Solist auftritt und keine Teamkollegen um sich hat, sieht Künzle nicht als Nachteil. Zum Neujahrsspringen in Innsbruck stossen Gregor Deschwanden, Killian Peier und Gabriel Karlen hinzu. Deschwanden und Peier absolvieren am Wochenende den Continental Cup in Engelberg. (ram/si)