Sie beruhigen, sie pushen, sie helfen zu vergessen. In vielen Sportarten werden vor, während oder nach den Wettkämpfen Suchtmittel konsumiert. Meist sind es beruhigende Stoffe, welche die Sportler zu sich nehmen. Ihre Wirkung auf die Leistung ist aber eher Kopf- statt Tatsache, die Traditionen haben sich in einigen Sportarten einen festen Platz als Ritual gesichert.
Sei es, um den Mund bei all dem Staub des Baseball-Feldes feucht zu halten oder die nicht geduldeten Zigaretten zu ersetzen - der Kautabak hat sich auf amerikanischen Baseballfeldern längst durchgesetzt. Und mit ebenso lächerlichen Ausreden wird die Tradition von den Jungen am Leben gehalten.
Dass dies gefährlich sein kann, zeigt ein jüngstes Ereignis in der amerikanischen Profiliga MLB. Carlos González von den Colorado Rockies «verletzte» sich beim Tabak kauen. Der Auslöser war nicht die Folge des Tabaks auf die Mundschleimhaut. Der Spieler hatte den Kautabak verschluckt und wies Anzeichen von Dehydrierung auf.
Ein weiteres Phänomen von Suchtmitteln im Spitzensport ist die stark verbreitete Substanz Marihuana. Bekanntlich beliebt ist das «grüne Gold» in der Freestyle-Szene. Wieso auch nicht? Snowboarder wirken bei ihren Auftreten stets gelassen, haben es alle gut untereinander und sind für Partys immer zu haben.
Das Klischee der kiffenden Snowboarder bestätigte 1998 ein Kanadier. An den Olympischen Winterspielen in Nagano gewann Ross Rebagliati Gold im Parallel-Riesenslalom. Untersuchungen ergaben, dass Rebagliati Marihuana konsumiert hatte. Nach tagelangem Hin und Her entschied sich das Sportgericht allerdings zugunsten des Kanadiers, er blieb Olympiasieger.
Von den Spielern offen zugegeben und im Eishockey sehr beliebt ist das aus Schweden stammende Snus. Der Oraltabak, der unter die Oberlippe gesteckt wird, gehört zum Eishockey wie die Schwalben zum Fussball – es braucht sie nicht, trotzdem sind sie zum Alltag geworden. Dies zeigte eine Studie, die an der WM in Bern 2009 bei rund 40 Prozent der Spieler hohe Konzentrationen von Nikotin nachwies, die nicht auf Zigaretten zurückzuführen war.
Doch die leistungssteigernde Wirkung entspricht ebenso einem Märchen wie jene des Kautabaks und des Marihuanas. Die Sucht nach den Tabakklumpen verbreitete sich rasch, als die schwedischen Spieler den Snus von der Heimat in die Schweiz gebracht hatten. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ganz nach den grossen Vorbildern vergreifen sich auch die Nachwuchs-Spieler an dem Oraltabak.
Bei all diesen Suchtmitteln soll nicht vergessen gehen, dass alle einen schlechten Einfluss auf den Körper haben können. Mundkrebs ist eine häufige Folge der Substanzen.
Deshalb macht längst nicht jeder Athlet Gebrauch von den Mitteln. Die Schweizer Skifahrerinnen und Skifahrer vertrauen deshalb lieber auf das ganz legale, doch genau so süchtig machende Rivella.