Bezüglich des Aufbauspiels war problematisch, dass – wie schon unter Ottmar Hitzfeld – Valon Behrami als rechter Achter zu dominant eingebunden wurde und die Schweizer, mit bedingt durch die leichte Asymmetrie des Gegners, viel über seinen Halbraum kamen. Dem Neu-Hamburger liegt eine solche strategische und einleitende Rolle mit derart weitflächiger Verantwortung allerdings überhaupt nicht.
Zwei Faktoren waren allerdings daran beteiligt, dass diese Probleme gar nicht so deutlich zum Tragen kamen: Einmal lag dies an den Slowenen, die gerade vor der Pause in ihrer 4-4-1-1-Defensivformation keine optimale Vorstellung ablieferten.
Die beiden Spitzen agierten weitgehend ineffektiv und auf das Herausrücken von Kampl als halblinker Sechser reagierten dessen Mittelfeldkollegen nicht entsprechend. Sie schoben nicht vernünftig nach, sondern orientierten sich zu zonal an möglichen Gegenspielern.
Der zweite Punkt betraf die enorm bewegliche Anlage des Schweizer Offensivspiels, das sogar in die Aufbauräume hineinreichte und dort gegen die gewissen Schwächen der Hausherren letztlich für Kontrolle und Optionen sorgte. Insgesamt hatte die Schweiz die Partie im Griff und kam meistens recht unbeschwert nach vorne.
Wenn es dort dann ins letzte Drittel ging, waren die bewegliche Ausrichtung und die Rollenverteilung wiederum der positive Punkt. Aus dem 4-3-3 fiel beispielsweise der spielstarke Sefereovic häufig nach rechts in den Halbraum zurück oder wich zum Flügel aus. Dadurch konnte Drmic von der linken Seite immer wieder in den Strafraum nachrücken.
Dafür wiederum schob einige Male Xhaka aus dem Zentrum auf den dortigen Flügel heraus. Behrami unterstützte als Achter auf der anderen Seite ebenfalls einige Male passiv die Außenbahn, wo der nominell aufgebotene Shaqiri viele Freiheiten genoss. Dieser suchte häufig den Zehnerraum, weshalb die Schweizer Offensivanordnung manchmal wie ein Parallelogramm-artiges 4-2-2-2 oder sogar ein 4-2-4-0 mit versetzter Doppel-Zehn und zwei breiten Angreifern wirkte.
Diese Flui dität war das Positive und insgesamt wirkten die Bewegungsmuster durchaus harmonisch und gut abgestimmt, allerdings entstanden in der Ausführung einige Male schwache Staffelungen, weil die Akteure etwas zu sehr in die Spitze zogen.
Viele Abschlüsse wurden aus der Distanz abgegeben oder waren durch einzelne Aktionen, wie das ballfordernde Zurückfallen von Seferovic, mitbedingt. Daher musste das Team vermehrt auf solche Mittel – wie auch bei Rodríguez' Versuch aus der zweiten Reihe – zurückgreifen. Immerhin entstanden durch die aufrückenden Bewegungen einige Chancen aufgrund von Offensivpräsenz, die mit Flanken bedient wurden.
Bei diesen Problemen der Schweizer, ihre fluide Anlage im letzten Drittel ganz effektiv zu machen, spielten auch die Slowenen eine Rolle. Im Gegensatz zu ihrem Pressing war die defensive Spielweise im Abwehrdrittel deutlich abgestimmter und kohärenter, was es den Schweizern hier erschwerte.
Einzig den Rückraum verteidigten die Hausherren nicht durchgehend kompakt, was die Abschlüsse der Eidgenossen aus der Distanz befeuerte. In diesem Zusammenhang war allerdings wiederum lobenswert, dass einzelne Bewegungen aus den formativen Staffelungen heraus nie isoliert stattfanden, sondern von den Kollegen lokal unterstützt wurden.
Wenn Seferovic nach hinten ging, zeigten beispielsweise der vorrückende Lichtsteiner oder auch Behrami sofort unterstützende Läufe, um Gegenspieler zu binden und Raum für die folgende Aktion freizuziehen. Dies war in der ersten Halbzeit eine große Stärke des Teams und hätte durchaus eine Führung aus der Überlegenheit verdient gehabt, die wegen der mäßigen Chancenqualität aber nicht eintrat.
Durch ihre bewegliche Anlage, einzelne individuelle Aspekte, wie beispielsweise bei Behrami, und emsiges Engagement gelang es den Schweizern, die eigenen Angriffe abzusichern und viele Bälle im Gegenpressing zurückzuerobern. Nur vereinzelt wusste sich das Heimteam über die Dribblings von Kampl oder Kirm zu befreien, doch waren dann meistens die Bewegungsmuster der Offensivkollegen zu eindimensional in die Spitze gerichtet, um aus den gewonnenen Räumen effektiv werden zu können.
Überhaupt zeigten sich die Slowenen im Spiel nach vorne harmlos. Häufig eröffneten sie über lange Bälle, für die die beiden Spitzen in einen Halbraum auswichen und als Zielspieler agierten. Hier schob der Gastgeber zwar durchaus engagiert und kollektiv zur Gegenpressingstrategie hin, doch waren die Positionierungen um die Ballungen herum mehrfach zu unbalanciert.
Gerade der nahe Flügelspieler band sich oft zu inaktiv ein. Ansonsten gelang es den Slowenen allerdings kaum einmal, potentielle Spielstärke, die aufrückende Bewegungen Kampls hätten erzeugen können, zu nutzen.
Zur zweiten Halbzeit stellten die Slowenen mit der Einwechslung von Kurtic um und zogen Kampl als hängende Spitze im 4-4-1-1 nach vorne. Gegen den Ball führten sie diese Ausrichtung nun enger und zusammenhängender aus, was die negativen Seiten des Schweizer Aufbaus über Behrami vermehrt betonte. Die besseren Szenen verbuchte das Petkovic-Team nun, wenn das Aufrücken über Rodríguez gelang.
In den linken offensiven Halbräumen gab es einige zunehmend starke Überladungssituationen. Hier hatte die Mannschaft allerdings das Problem, diese Szenen vorschnell mit dem letzten Pass auszuspielen oder unsinnig aus den Überzahlen, beispielsweise auf den isoliert aufrückenden Lichtsteiner, zu verlagern. So scheiterten die Schweizer Ansätze am Rhythmus – Glück für die Slowenen, auch wenn sie in letzter Linie weiterhin recht stabil standen.
Offensiv attackierten die Hausherren oft einfallslos und simpel, doch machte sich die Halbzeitumstellung insoweit bezahlt, als dass Kampls Dribblings weiter vorne mehr Gefahr verströmten. Dieser war auch beim aus dem Nichts entstehenden Elfmeter beteiligt, als er in dessen Vorbereitung Inler bei einer angedeuteten Linksüberladung herauszog.
Auch wenn zudem die Übergangsabstimmung zwischen Sturmreihe und Mittelfeld hier im Schweizer Pressing nicht passte, war es doch ein unglücklich verlaufender Angriff, der normalerweise nur selten so durchkommt – diesmal besiegelte er allerdings die eigentlich unverdiente Niederlage.
Insgesamt lässt sich festhalten: Vladimir Petkovic zeigte mit seinem Team in dieser Partie sehr gute und kreative Ansätze, die man von ihm bei Lazio in solcher Form zu inkonstant sah. Die Niederlage verweist aber auch auf das Problem der Chancenqualität. So bleiben das Ausspielen der Angriffe aus der fluiden Anlage, die Einbindung Behramis und gewisse Aspekte in den Pressingabläufen die größten Baustellen für die Nati.