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So setzte der FC Basel die Angriffsmaschinerie von Red Bull Salzburg schachmatt

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Intelligente Umstellung

So setzte der FC Basel die Angriffsmaschinerie von Red Bull Salzburg schachmatt

Dank einer guten taktischen Ausrichtung konnte Basel seine Verletzungsprobleme gegen Salzburg kompensieren. Mit seiner effektiven Dreierkette hat das Team von Murat Yakin die Bullen-Serie von 61 Pflichtspielen mit mindestens einem Tor unterbrochen.
14.03.2014, 10:4414.03.2014, 10:46
René Maric, spielverlagerung.de
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Die Partie selbst war überaus kurzweilig und hielt durchaus, was sie versprochen hatte. Zwar endete es in einem bieder klingenden 0:0, doch es gab Chancen auf beiden Seiten und es hätten durchaus ein paar Tore fallen können. Basel hatte zwei, drei Hochkaräter, während die Gäste aus Österreich mit einer Vielzahl von Halbchancen oder unsauber beendeten, aber vielversprechenden Angriffen aufwarteten.

Das taktische Highlight des Spiels war dieses Mal nicht das hervorragende Pressing und Gegenpressing der Mannschaft von Roger Schmidt, sondern die intelligente Umstellung vom FC Basel. Murat Yakin entschied sich nämlich das am häufigsten genutzte 4-1-4-1 ad acta zu legen und formierte seine Mannschaft in einem überaus unorthodoxen System.

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Murat Yakin packt die Dreierkette aus

Wie schon in den Spielen gegen Maccabi Tel Aviv stellte Yakin auf eine Dreierkette in der Abwehr um. Auch gegen den FC Red Bull Salzburg funktionierte dies gut. Mit der Dreierkette hinten war man jederzeit für die ungemein gefährlichen Konter der Österreicher abgesichert und kam kaum in Unterzahlsituationen. Selbst wenn Bälle im Mittelfeld verloren gingen, was beim hervorragenden Pressing der Salzburger unweigerlich der Fall war, hatte man ausreichend Spieler hinten, welche die Mitte versperrten.

Selbst nach Ballverlusten im Mittelfeld stand der FCB hinten sehr sicher.
Selbst nach Ballverlusten im Mittelfeld stand der FCB hinten sehr sicher.Bild: freshfocus

Die schnellen Kombinationsversuche der Gäste über die einrückenden Flügelstürmer Sadio Mane und Kevin Kampl sowie die beiden Mittelstürmer konnten dann abgefangen oder nach aussen geleitet werden. Ihr typisches Kombinationsspiel und Überladungen mit darauffolgenden Schnittstellenpässen kamen kaum zum Tragen. Stattdessen konnte Basel diese Angriffe durch die enorme Kompaktheit abwürgen und selbst Konter versuchen, was aber wegen der schwachen Offensivstaffelung und nur wenigen Spielern im Angriff wenig erfolgsversprechend war. An sich lag aber der Fokus auf defensiver Stabilität, insbesondere wegen der vielen Verletzten, und das gelang der Yakin-Elf dank dieser starken taktischen Anpassung hervorragend.

Mitverantwortlich dafür waren aber auch die Salzburger.

Red Bull ohne Mittel gegen die Kompaktheit

Obwohl die Bullen viele Angriffe hatten und insbesondere in der Anfangsphase drückend überlegen waren, so pendelte sich ihre Gefährlichkeit letztlich auf einem mittleren Niveau ein und war nicht so gross wie vor dem Spiel von zahlreichen Experten befürchtet. Dafür waren sie zu einseitig in ihrer Offensivspielweise. Anstatt ihre Flügelstürmer breiter zu positionieren, um die Dreierkette Basels zu strecken und die Aussenverteidiger etwas eingerückter vorstossen zu lassen, wie es etwa die Münchner Bayern unter Josep Guardiola gegen solche Gegner oftmals tun, blieben sie ihrer Linie nahezu auf eine sture Art und Weise treu.

Mane und Kampl rückten ein, wodurch sie dann von einem herausrückenden Halbverteidiger, dem einrückenden Flügelverteidiger und teilweise auch vom ballnahen Sechser attackiert werden konnten. Diesem Doppeln beziehungsweise sogar Tripeln konnten selbst sie sich kaum entziehen und viele Angriffe verliefen ins Nirgendwo, da sie im Dribbling die Bälle verloren oder keine Anspielstationen in diesen engen Räumen vorfinden konnten.

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Besonders problematisch war dies auch wegen der Spielweise der Salzburger Sechser und Aussenverteidiger. Nur selten gingen sie bis ins letzte Spielfelddrittel und unterstützten die Offensivspieler, wodurch Basel am eigenen Strafraum immer Überzahl hatte. Desweiteren liess sich Delgado immer wieder zurückfallen und pendelte zwischen einer Position neben Stocker hinter Sio und im Mittelfeld zwischen den beiden nominellen Sechsern Frei und Die. Manchmal stand Basel dadurch dann im 3-4-2-1, manchmal im 3-5-2.

Da Salzburgs Aussenverteidiger zu konservativ und langsam im Besetzen der Flügel waren, konnten auch die Flügelspieler Basels weit einrücken und in der Mitte sowie den Halbräumen unterstützen. Dies erhöhte die zentrale Kompaktheit ebenfalls. Das taktische Mittel des Hinterlaufens der Offensivspieler wurde von Salzburg kaum genutzt, was sich letztlich negativ auswirkte und Basels Defensive im 3-4-2-1/3-5-2 zum Erfolg half.

Stürmer Robert Zulj war für viele Salzburger Ballverluste verantwortlich.
Stürmer Robert Zulj war für viele Salzburger Ballverluste verantwortlich.Bild: KEYSTONE

Speziell Salzburgs Mittelstürmer Robert Zulj hatte darum Probleme. Er fand sich in den sehr engen zentralen Räumen kaum zurecht und sorgte mit ungenauen Pässen und Ballverlusten oftmals dafür, dass die Angriffe der Salzburger nicht zu Ende gespielt werden konnten.

Das Pressing und der offensive Pragmatismus dominieren die Partie

Letztlich war es ein hochintensives Spiel, in welchem die Basler die wohl erste Mannschaft in dieser Saison waren, die körperlich mit den Salzburgern über neunzig Minuten mithalten konnten. Sie setzten – wie auch die Gäste aus Österreich – ihre Gegenspieler immer wieder unter Druck, spielten aggressiv und versuchten den Ball möglichst früh zurückzuerobern. Beide Mannschaften kamen auf eine durchschnittliche Passgenauigkeit von 65% – ein eigentlich ernüchternder Wert.

Dazu muss man aber bedenken, dass sie sich darauf konzentrierten, den Ball in diesen vielen Drucksituationen nicht zu verlieren und darum oft zu langen Bällen zurückgriffen. Über 20% aller Pässe auf beiden Seiten wurden lang gespielt. Neben dem Pressing, welches sie zu vielen Fehlpässen und Befreiungsschlägen zwang, war es aber ebenso die grundsätzliche Ausrichtung, die zu diesen schlechten Werten führte.

Lange Bälle und die folgenden Luftkämpfe dominierten oft das Bild.
Lange Bälle und die folgenden Luftkämpfe dominierten oft das Bild.Bild: Keystone

Um möglichst schnell viel Raum zu überwinden und nicht ins gegnerische Pressing zu geraten, spielten schon die Verteidiger direkte lange Bälle nach vorne zur gegnerischen Abwehrreihe, damit dort dann der zweite Ball erobert werden konnte. Das funktionierte allerdings nur vereinzelt und führte zu einem sehr dynamischen, aber auch zerfahrenen Spiel, welches verdienterweise keinen Sieger fand, obwohl die Salzburger über neunzig Minuten betrachtet leicht überlegen waren.

Basel hat jedoch den Vorteil, kein gegnerisches Auswärtstor zugelassen zu haben und Salzburg den Nimbus der Unbesiegbarkeit genommen zu haben (alle Spiele im Jahr 2013 und alle EL-Spiele in dieser Saison wurden bislang gewonnen). In Österreich wartet nun ein heisser Tanz – auf beide Teams.

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