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Stan Wawrinka

Wawrinka nach seinem Coup gegen Djokovic: «Ich habe heute das Spiel meines Lebens gespielt»

Wawrinka nach seinem Coup gegen Djokovic: «Ich habe heute das Spiel meines Lebens gespielt»

Stan Wawrinka hat es geschafft! Der Waadtländer erobert seinen zweiten Grand-Slam-Titel dank dem Finalsieg beim French Open gegen Novak Djokovic. Er schlägt den Serben 4:6, 6:4, 6:3, 6:4. 
07.06.2015, 18:5408.06.2015, 08:46
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Mit einer aussergewöhnlichen Leistung beendete Wawrinka die seit 28 Partien anhaltende Siegesserie von Djokovic und sicherte sich die Coupe des Mousquetaires als zweiter Schweizer nach Roger Federer. Dieser hatte selbiges 2009 geschafft, ebenfalls an einem 7. Juni. Als erst 30. Spieler seit der 1969 eingeläuteten Open Era hat der Australian-Open-Champion 2014 nun mindestens zwei Grand-Slam-Turniere gewonnen. 

«Ich habe heute das Spiel meines Lebens gespielt. Ich kann kaum glauben, was hier abging», so Wawrinka kurz nach dem Sieg im Platzinterview. «Ich wünsche Novak, dass er hier auch einmal gewinnt.» 

Bundesrat gratuliert Wawrinka
Der Sieg von Stan Wawrinka am French Open freut auch die Schweizer Regierung: Es sei ein grosser Sporttag für die Schweiz, schrieb Bundesrat Alain Berset am Sonntag auf Twitter. Wawrinka sei der «König von Roland Garros 2015». 

«Ein verdienter Sieg», kommentierte das Departement VBS von Sportminister Ueli Maurer via den Kurznachrichtendienst. Und Bundesratssprecher André Simonazzi twitterte «Bravo!!» (si/sda) 

Nachdem der erste Trubel etwas vorbei war, gab 30-Jährige dem RTS noch auf dem Platz ein Interview: «Es ist unglaublich, ich habe Mühe das zu begreifen. Im Moment habe ich in meinem Kopf noch etwas ein Durcheinander.» Stolz sei er, wie er die Partie wenden konnte. «Ich konnte mich Stück für Stück wieder herankämpfen.» Wie er den Triumph feiern möchte, weiss der Lausanner noch nicht. «Ich muss erst mal in die Garderobe. Momentan bin ich mental total ausgelaugt.»

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Der verwertete Matchball Wawrinkas.gif: SRf

An der Pressekonferenz überraschte Wawrinka die Journalisten, indem er seine Shorts mitbrachte und über das Namensschild hängte. Angesprochen darauf, wem diese Hosen gefallen, meinte er lapidar: «Anscheinend nur mir selbst.» Beim Game zum Sieg sei er schon etwas nervös gewesen: «Mir schlichen sich Gedanken in den Kopf, dass ich bald French-Open-Sieger sein werde.»

Djokovic: «Er hat einfach grossartig gespielt»

Bei der Siegerehrung gab es erst so lange Applaus für Djokovic, bis diesem die Tränen in die Augen schossen: «Ich will mich kurz halten», sagte der Serbe danach sichtlich berührt. «Es gibt wichtigere Dinge als Siege. Zum Beispiel Respekt. Und ich habe grossen Respekt vor dir, Stan.» Was für Worte eines Verlierers. Er fügte noch an: «Ich werde wieder kommen und es wieder versuchen.»

Später an der Pressekonferenz fügte er hinzu: «Er hat einfach grossartig gespielt. Er verdient den Sieg. Ich bin stolz auf das Spiel, aber es wollte einfach nicht sein.» Natürlich hätte er manchmal etwas besser spielen können, aber «ab dem zweiten Satz war Wawrinka besser.»

Obwohl als Aussenseiter in den Final gestiegen, trat Wawrinka im Final wie ein Chef auf. Er war der Spieler, der den Ton angab, der den Punkt meistens suchte. Davon zeugen 60 Winner, die ihm in der drei Stunden und 12 Minuten dauernden Partie gelangen. 

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Der Punkt von Wawrinka zum Satzausgleich.gif: SRF

Djokovic verpasst Karriere-Grand-Slam

Im ersten Satz hatte Djokovic, der mit einem Sieg seinen Karriere-Grand-Slam hätte perfekt machen können, die Partie noch im Griff gehabt. Der Weltranglisten-Erste machte einen sehr abgeklärten Eindruck, liess Wawrinka kaum mal eine Möglichkeit, zum Gewinnschlag anzusetzen. Das Break zum 4:3 war die logische Folge der Geschehnisse im mit 15'000 Zuschauern besetzten Stadion Philippe Chatrier. Erst im letzten Game geriet er unter Druck. Wawrinka wehrte zwei Satzbälle ab und kam sogar zu einer Möglichkeit, auf 5:5 auszugleichen. Djokovic antwortete mit einem Aufschlag-Winner. 

Die Abgeklärtheit von Djokovic war dann aber im zweiten Satz rasch dahin. Wawrinka spielte brillant auf. Alles stimmte in seinem Spiel. Er war geduldig, wenn er es sein musste, und aggressiv, wenn es von Nutzen war. Djokovic stand dauernd unter Druck. Im zweiten Umgang konnte er die ersten vier Breakbälle abwehren, der fünfte, der gleichzeitig ein Satzball war, verwertete der Schweizer nach einem Rückhand-Fehler von Djokovic. 

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Der Punkt zum zweiten Satzgewinn von Wawrinka.gif: SRF

Das Racket fliegt nach dem zweiten Satz

Immer wieder blickte Djokovic mit hochgezogenen Schultern zu seinen Coaches, Boris Becker und Marian Vajda. Nach dem verlorenen zweiten Satz knallte er sein Racket auf den Boden und traf dabei beinahe einen Balljungen. Der achtfache Grand-Slam-Sieger war nicht nur nervös, sondern auch entnervt. Bis zum 1:1 im dritten Satz musste er bei fünf Servicegames in Folge seinem Gegner jeweils Breakbälle zugestehen. Bei 4:3 legte der ohnehin überragende Wawrinka ein Returnspiel der Extraklasse hin: Mit drei Gewinnschlägen kam er zum 5:3. Etwas später wehrte er den Breakball von Djokovic mit einem Vorhand-Winner ab. Es war ein Schweizer Spektakel, an dem zumindest die Fans von Wawrinka und die neutralen Zuschauer ihre Freude hatten. 

30. Spieler mit mindestens zwei Grand-Slam-Titeln

Djokovic wurde regelrecht überfahren. Daran änderte eine 3:0-Führung des Favoriten im vierten Satz nichts. Die Antwort von Wawrinka kam prompt. Er kam auf 3:3 zurück und war danach im Nervenspiel der Schlussphase der mental stärkere. Beim Stand von 4:4 wehrte «Stan the Man» drei Breakbälle am Stück ab und schaffte den Servicedurchbruch zum 5:4 mit einer herrlichen Rückhand der Linie entlang. Mit dem gleichen Schlag sicherte er sich wenige Minuten später auch den Titel.

Als erst 30. Spieler seit 1969 und dem Beginn der Open Era konnte Wawrinka mindestens zwei Grand-Slam-Titel gewinnen. Als schöner Nebeneffekt bekam er auch einen Scheck über 1.8 Millionen Euro und wird in der Weltrangliste auf Platz vier vorstossen. (fox/si) 

Alle Turniersiege von Stan Wawrinka

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Alle Turniersiege von Stan Wawrinka
Turniersieg #1: Im Juli 2006 in Umag (Kroatien) gegen Novak Djokovic.
quelle: ap / darko bandic
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zeit_Genosse
07.06.2015 19:20registriert Februar 2014
Stan the man ist sein Mann gestanden. Einfach Top.
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Jol Bear
07.06.2015 20:19registriert Februar 2014
Stan hat sensationelles Tennis gezeigt. Seine Leistung ist zusätzlich zu würdigen, weil er gegen Novak Djokovic gewonnen hat, der in diesem Jahr derart dominant und außerirdisch gut aufgetreten ist, dass schon beinahe etwas "Langeweile" drohte, zumindest für jene, die nicht zu den kompromisslosen "Djoker"-Fans zählen.
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P hilip
07.06.2015 21:36registriert August 2014
Diesen Kommentar von Dieter Laser auf blick.ch muss ich hier einfach posten, :)) so guät!:

"Wie kann sich Wawrinka nur derart ungeniert freuen an dem Tag an dem bei den Bellers eingebrochen und Irina SFr. 2000 Cash aus ihrem Portemonnaie geklaut wurde! Nicht ein Wort über diese menschliche Tragödie weder an der Pressekonferenz noch auf seinem Twitter Account.

Specki hätte tot sein können aber Stan feiert munter als wäre nichts passiert? Ich habe ihn sofort sowohl auf FB wie bei Twitter unfriended. Meine Gedanken sind bei den Bellers denen ich alle Likes dieser Welt zukommen lasse ."
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