Es steht ausser Frage: Novak Djokovic ist derzeit der dominierende Spieler im Tenniszirkus. Aus den «Big Four» mit ihm, Roger Federer, Rafael Nadal und Andy Murray ist der «Big One» geworden. Von den letzten acht grossen Turnieren hat die unangefochtene Weltnummer 1 nur das French Open und das Madrid Masters nicht gewonnen.
Im Paris-Final verlor er überraschend gegen Stan Wawrinka, in der spanischen Hauptstadt trat er nicht an. Doch in Paris-Bercy, bei den World-Tour-Finals, beim Australian Open, in Indian Wells, in Miami, in Monte Carlo, in Rom und in Wimbledon war gegen den 28-jährigen Serben kein Kraut gewachsen.
Djokovic gehört mit seinen neun Grand-Slam-Titeln und mittlerweile 155 Wochen an der Spitze der Weltranglisten bereits jetzt zu den grössten Tennisspielern aller Zeiten. Doch wie weit kann es der Serbe noch bringen?
«Djokovic ist auf dem Weg nach oben. Aber wo er landen wird, wissen wir noch nicht. Er hat schon viele Titel gewonnen, spielt nun lange extrem konstant. Er hat sicher noch viele gute Jahre vor sich, wenn er verletzungsfrei bleibt», sagte Roger Federer nach dem verlorenen Wimbledon-Final.
Wir hätten es gerne etwas präziser und haben darum den direkten Altersvergleich zwischen Djokovic, Federer und Nadal gezogen. Das Resultat: Djokovic liegt in den meisten relevanten Statistiken hinter seinen Konkurrenten zurück, als diese im selben Alter waren.
Sein dritter Wimbledon-Sieg bescherte Djokovic vor zwei Tagen seine neunte Grand-Slam-Trophäe. Damit liegt er im direkten Altersvergleich mit Federer (16) und Nadal (14) deutlich im Hintertreffen. Allerdings begann die Kurve der beiden Erzrivalen just mit 27, 28 deutlich abzuflachen, während dem Serben die Grand-Slam-Titel gerade so zufliegen.
Und wer soll ihn bei den nächsten Majors schlagen? Ein plötzliches Ende der Djokovic-Dominanz scheint derzeit in weiter Ferne. Doch selbst wenn der «Djoker» Federer und Nadal allmählich auf die Pelle rücken sollte, ohne Karriere-Slam schafft er es nicht auf die selbe Stufe. Dafür müsste er auch das French Open noch mindestens einmal gewinnen.
Die blaue Kurve von Djokovic ist trügerisch. Sie wird in den kommenden Wochen noch etwas steiler nach oben zeigen. Der Serbe wurde am 22. Mai 28 Jahre alt, in der Weltrangliste führt er mit 4180 Punkten Vorsprung auf Roger Federer. Das ist der Gegenwert von zwei Grand-Slam-Turnieren und wird wohl bis Ende Jahr genügen, um ganz vorn zu bleiben.
Nadal hat Djokovic mit 155:141 Wochen als Weltnummer 1 bereits hinter sich gelassen. Um dem Schweizer bedrohlich nahe zu kommen, müsste sich Djokovic aber noch fast drei Jahre ununterbrochen auf dem Tennisthron halten können.
Auch hier gilt: Die blaue Kurve wird in den kommenden Wochen wohl noch weiter nach oben schnellen. Schliesslich hat Djokovic noch über 10 Monate Zeit, in seinem 28. Altersjahr noch weitere Turniersiege zu sammeln. Mit 54 Titeln rückt die Weltnummer 1 aber dennoch allmählich an Nadal (66) heran, der zuletzt nur noch selten triumphierte. 2015 erst in Buenos Aires und in Stuttgart.
Ganz anders Federer: In den letzten elf Monaten hat der «Maestro» zwar nicht die ganz grossen, aber immerhin sieben Turniere gewonnen. Mit 87 Titeln liegt er noch ein ganzes Stück vor Djokovic und Nadal. Ob er die 100 noch schafft? Es wird schwierig. Und Federer würde einen 18. Grand-Slam-Titel dem Jubiläum wohl auch vorziehen.