Wir sehen Belinda Bencic im Dezember 2013 an den Swiss Sports Awards. Sie ist gerade mal 16 Jahre alt, aber lächelt schon gekonnt in die Kamera.
Die Auszeichnung zur «Newcomerin des Jahres» war die Krönung eines erfolgreichen Einstiegs in eine steile Wanderung mit dem Ziel: die Spitze des Frauentennis.
Vor drei Jahren sorgt Belinda Bencic noch nicht auf der ganz grossen Tennisbühne für Furore. Doch bei den Juniorinnen ist sie bereits ein kleiner Star. Sie gewinnt die Grand-Slam-Turniere von Paris und Wimbledon. Ihr Fazit auf der persönlichen Homepage:
Es folgte der Award und der Hunger nach Erfolgen auf der WTA-Tour bei den «Grossen».
Das Jahr beginnt gut: An den Australian Open schafft die Schweizerin immerhin den Sprung ins Hauptfeld, wo sie an der damaligen Weltnummer 4, der Chinesin Na Li, scheitert. Im März stösst sie am Turnier von Charleston bis in den Halbfinal vor und schlägt als Nummer 140 der Welt gleich drei Top-50-Spielerinnen.
Damit macht sie im WTA-Ranking einen grossen Sprung und ist an den Grand-Slam-Turnieren in Paris und Wimbledon ohne Qualifikations-Spiele im Tableau dabei. Während die French Open nach einer Startniederlage gegen Venus Williams schnell vorbei sind, scheitert sie in Wimbledon erst in der dritten Runde an der topgesetzten Simona Halep.
Noch weiter geht der Weg in New York am US Open. Die aufstrebene Belinda Bencic eliminiert mit Angelique Kerber und Jelena Jankovic zwei Top-10-Spielerinnen. Der Höhenflug wird im Achtelfinal von der Chinesin Shuai Peng gebremst, doch spätestens jetzt hat die junge Schweizerin in der Tennisszene einen Namen.
Das Jahr 2015 läuft für Bencic lange Zeit durchzogen. Da mal ein Achtungserfolg, wie der Sieg über Caroline Wozniacki (damals Weltnummer 4) in Indian Wells. Dort mal eine bittere Niederlage, wie das Aus in der zweiten Runde von Charleston gegen eine Qualifikantin.
Doch dann ist die Zeit reif für den ersten WTA-Titel in der jungen Karriere. Im Juni, in Eastbourne, auf Rasen. Und der Weg dazu war alles andere als ein Spaziergang.
Doch das ist keine Eintagsfliege. Zwei Monate später legt Bencic in Toronto nach. Im Halbfinal räumt die 18-Jährige mit Serena Williams die Nummer 1 der Welt aus dem Weg.
Im Final muss Simona Halep, die Weltnummer 3, nach hartem Kampf im dritten Satz aufgeben. Der zweite WTA-Titel für Bencic ist Tatsache.
Fast gelingt der Schweizerin in Tokio noch der dritte Streich, doch im Endspiel ist Agnieszka Radwanska zu stark. Trotzdem hat sich Belinda Bencic mit nur 18 Jahren schon im erweiterten Welttennis etabliert. Um es genau auszudrücken: Am Ende des Jahres steht Belinda Bencic auf Platz 14 des WTA-Rankings. Mit dem Blick auf ihre Zukunft bleibt sie allerdings ganz bedacht:
In diesem Jahr sieht es zu Beginn danach aus, als würde der Aufstieg tatsächlich bis an die Spitze führen. Am Australian Open scheitert die Ostschweizerin erst im Achtelfinal an Maria Scharapowa, kurze Zeit später fährt sie für das Schweizer FedCup-Team zwei Siege gegen Deutschland ein. Ein Spiel davon gewinnt Bencic gegen Angelique Kerber, eine der besten Tennisspielerinnen der Welt.
Nach diesen Erfolgen ist sie sogar kurzzeitig unter den Top 10 der Welt. Doch dieser nächste Meilenstein scheint irgendwie einer zuviel. Seit Februar geht es eigentlich nur noch abwärts und Belinda Bencic ist oft verletzt. So lautet die Schlagzeile vor dem Grand-Slam-Turnier in Paris:
In diesem Stil geht es weiter. In Wimbledon ist Bencic zwar am Start, in der dritten Runde muss die 19-Jährige aber verletzungsbedingt aufgeben. Es scheint der erste grosse Bruch in der noch jungen Karriere der Schweizerin zu sein. Am US Open schafft sie es immerhin noch in die dritte Runde, doch man merkt: Das ist nicht mehr die unbehelligte Belinda Bencic.
Sie startet danach noch einige Versuche, um wieder in die Bahn zu kommen. Doch oft scheitert Bencic in der ersten Runde und büsst so auch im WTA-Ranking viele Plätze ein. Nach ihrer letzten Startniederlage in Moskau gegen Daria Kassatkina ist die Saison von Bencic mit ganz leisen Tönen beendet.
Bevor auch nur ein Gedanke an die nächste Saison verschwendet wird, sollte Belinda Bencic nun wieder richtig fit werden und den Kopf frei kriegen.
Früh genug steht das Jahr 2017 vor der Tür und die Frage nach den Zielen werden kommen. Für den Schweizer Tennisfan bleibt zu hoffen, das Bencic gestärkt und erholt die neuen Herausforderungen angehen kann. Eins ist sicher: Der Newcomer-Status ist vorbei.