Am Ende war Wawrinka die Enttäuschung anzusehen. Unter tosendem Applaus schritt er zum Mikrofon und seufzte mit Tränen in den Augen: «Ich bin einfach müde nach zehn Tagen Tennis, sorry!»
Und dann kam es zum Mini-Eklat. Wobei, eigentlich war es gar keiner. Viel eher eine Stichelei unter Freunden. Er möchte Federer gratulieren, fuhr Wawrinka fort, zeigte dann aber auf seinen Widersacher – der mit einem Schmunzeln auf der Spielerbank sass – und stellte einigermassen entsetzt fest: «Er lacht, er ist ein A...!»
Aber das sei schon okay, meinte Wawrinka. Er habe zwar schon einige harte Niederlagen gegen ihn einstecken müssen, «aber beim Australian Open Final war ich trotzdem immer noch dein grösster Fan».
Es war eine Siegerehrung, die in der Schweiz Kultstatus erhalten wird, keine Frage. Doch auch was die beiden Tennis-Cracks zuvor auf dem Court zeigten, war für den Schweizer Sportfan ein Hochgenuss.
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Die Schlüsselszene spielte sich nach etwas weniger als einer halben Stunde ab. Roger Federer führte 5:4, Stan Wawrinka schlug auf und führte 30:15. Bis zu diesem Zeitpunkt war keiner der beiden Schweizer Stars bei eigenem Aufschlag in Not geraten. Wawrinka glaubte, ein Ass zum 40:15 serviert zu haben, der zuständige Linienrichter hatte jedoch undezidiert auf «out» entschieden. Wawrinka fragte beim Schiedsrichter nach. Und der Franzose Damien Dumusois meinte, der Aufschlag sei mit 100-prozentiger Sicherheit im Aus gelandet.
Wawrinka verzichtete auf die «Challenge». Er glaubte dem Mann, der 2015 bei seinem French-Open-Triumph in Roland-Garros auf dem Schiedsrichterstuhl gesessen hatte. Drei Ballwechsel später bejubelte Roger Federer den ersten Satzgewinn. Und die TV-Bilder zeigten auf, dass Wawrinkas Aufschlag mit 100-prozentiger Sicherheit gut gewesen ist.
Stan Wawrinka erspielte sich auch im zweiten Satz noch eine Chance. Er ging 2:0 in Führung und nahm Federer zum ersten Mal im Turnier ein Aufschlagspiel ab. Aber Federer strotzte nun vor Selbstvertrauen. Er schaffte den Ausgleich zum 2:2, geriet danach nie mehr in Rückstand und nützte zum 7:5 gleich den ersten Matchball. Federer rückte ans Netz vor und vollendete mit einem perfekten Volley.
Federer stellte in der Mojave-Wüste einen weiteren Rekord auf. Nebst seinen unzähligen Bestmarken ist er neu nun auch der älteste Sieger eines grossen ATP-Turniers in der Profi-Ära (seit 1968). Bislang hielt der Amerikaner Andre Agassi diese Bestmarke, der 2004 das Masters-1000-Turnier von Cincinnati im Alter von 34 Jahren und 3 Monaten gewonnen hatte. Federer ist mittlerweile 35 Jahre und 7 Monate alt. In der Oase in der Nähe von Palm Springs holte er seinen 90. Turniersieg. Nur Jimmy Connors (109 Siege) und Ivan Lendl (94 Siege) liegen in dieser Statistik noch vor Federer.
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Schon am Australian Open im Halbfinal hatte er gegen Federer eine bittere Niederlage, damals in fünf Sätzen, kassiert. Wawrinka kann gegen Federer auf Hartplätzen scheinbar nicht gewinnen. 15:0 lautet die Siegbilanz zu Gunsten Federers.
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Roger Federer präsentierte sich natürlich als überglücklich. Er ist bei seinem Comeback nach drei Jahren viel, viel weiter als er sich das vor drei Monaten erträumt hatte. «Eigentlich bin ich davon ausgegangen, in Indian Wells immer noch Terrain aufholen zu müssen. Dass ich jetzt schon zwei grosse Turniere wieder gewinnen konnte, ist auch für mich ein Traum, der wahr wurde.»
"It's been a fairytale week once again"@rogerfederer living the dream again at #IndianWells.#BNPPO17 pic.twitter.com/0e0UftAkDu
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Die ganze Familie schaute zu, Coach Ivan Ljubicic feierte am Finaltag seinen 38. Geburtstag. Federer: «Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass es so weiter geht. Dass ich derart frisch bleibe und auch an den nächsten Turnieren weiter so auftrumpfen kann.» (sda)