John Isner stellte nach dem Final von Indian Wells die Frage aller Fragen. Ist Roger Federer wirklich von dieser Welt? Es ist wirklich schwer zu glauben. Der 35-Jährige dominiert in seiner Comeback-Saison die Konkurrenz fast nach Belieben. Bereits zwei grosse Titel und sechs von sechs Spielen gegen Top-10-Spieler hat der «Maestro» in diesem Jahr gewonnen. Auch Stan Wawrinka hatte im Final kaum eine Chance gegen Roger.
Are we 100% sure Fed is from Planet 🌏?
— John Isner (@JohnIsner) 19. März 2017
Zu Beginn ist die Partie resultatmässig ausgeglichen. Doch Stan Wawrinka hat jeweils mehr Mühe, seine Aufschlagsspiele durchzubringen. Gegen Ende des ersten Satzes wurde der Romand von Federer dann schlicht überpowert.
Nach einer halben Stunde und dem bislang besten Ballwechsel ist der erste Satz bereits vorbei. Federer holt sich ihn mit 6:4.
Zum Satzball kommt es nur wegen einer umstrittenen Szene mit Schiedsrichter Damien Dumusois. Ein vermeintliches Ass Wawrinkas wird bei 40:15 out gegeben. Dumusois sagt auf Nachfrage Stans, dass der Ball «zu hundert Prozent» im Aus gewesen sei. Wawrinka verzichtet auf eine Challenge, die Wiederholung zeigt jedoch, dass der Ball noch hauchdünn auf der Linie war. Statt 40:15 für Wawrinka heisst es 30:30.
Stan kriegt das alles nicht mit und hadert auch nicht lange mit dem Verlust des ersten Satzes. Im Gegenteil: Er scheint Blut geleckt zu haben und nimmt Federer gleich dessen erstes Aufschlagspiel im zweiten Satz ab.
Die Führung Wawrinkas hält aber nicht lange. Schon bald gelingt Federer das Rebreak und alles ist wieder offen. Beim Breakball brilliert der Maestro aus der Defensive.
Die beiden Schweizer legen auch im zweiten Satz ein unglaubliches Tempo vor. Highspeed-Tennis! Beide versuchen ihren Gegner mit noch schnelleren und härteren Schlägen in die Defensive zu drängen. Der wohl schnellste Winner des Tages gelingt Wawrinka gegen Ende des zweiten Satzes.
Doch es ist Federer, der seinen Gegner mehrheitlich dominiert. Nach 1:20 Stunden kommt der Basler zu einem Matchball. Er nutzt ihn, gewinnt das Turnier von Indian Wells bereits zum fünften Mal und krönt sich so zum ältesten Gewinner eines Masters-1000-Turniers. Damit ist Federer ab heute bereits wieder die Nummer 6 der Weltrangliste.
Das Match war zu Ende, ein Highlight gab es aber noch. Als ein sichtlich enttäuschter Stan mit Tränen in den Augen Roger gratulieren wollte, lachte dieser. Stan konnte sich ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen und nannte Roger scherzhaft «Arschloch».
Federer sagte später an der Pressekonferenz, er habe nicht wegen Stans Emotionen gelacht. «Ich versuchte nur ihn aufzuheitern. Er weiss das. Ich wollte ihm kein trauriges Gesicht zeigen, als er mich ansah. Ich wollte ihm zeigen, dass alles in Ordnung kommt. Ich schätze, das erreichte ich auch.»
Und Federer setzte gar noch eine drauf. Auf die Frage, ob er zum ersten mal als Arschloch bezeichnet wurde, meinte er, das sei schon oft passiert. «Ich betrachte es dieses Mal sogar als Kompliment». Normalerweise seien keine Kameras dabei, wenn das passiert. Auf dem Platz sei es das erste Mal gewesen, aber es hätte sich gut angefühlt.