Nach drei Jahren haben Novak Djokovic und Boris Becker entschieden, ab sofort getrennte Wege zu gehen. Die Trennung sei «einvernehmlich», verkündeten auf Social Media sowohl der serbische Tennis-Star wie auch sein Coach.
Sehr. Unter Boris Becker gewann Novak Djokovic sechs seiner zwölf Grand-Slam-Titel und holte 25 seiner 66 Turniersiege. Ausserdem stieg der Serbe zur alles dominierenden Weltnummer 1 auf. Keine Selbstverständlichkeit: Als Djokovic Ende 2013 Becker engagierte, wurde er von vielen Seiten belächelt. Der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten hatte kaum Erfahrung als Trainer, war lediglich von 1997 bis 1999 als Chef des deutschen Davis-Cup-Teams tätig.
Doch die beiden harmonierten von Beginn. Vor dem Engagement von Becker hatte Djokovic vier seiner letzten fünf Grand-Slam-Finals verloren, mit ihm gewann er vier von sieben. Bei jeder Gelegenheit betonte der «Djoker», dass Becker ihn als Ex-Spieler in gewissen Dingen besser beraten könne als sein langjähriger Trainer Marian Vajda. Dass er ihm sozusagen das Sieger-Gen eingeimpft habe. Ausserdem verbesserte Becker Djokovics Aufschlag und er ermutigte den besten Defensivspieler der Welt, etwas angriffiger zu spielen.
Keine 24 Stunden nach der Trennung hat Becker dem englischen TV-Sender Sky Sport News bereits ein ausführliches Interview über die Trennung gegeben. Seine Aussagen über die schwierige Zeit seit dem French-Open-Titel im Juni lassen viel Raum für Interpretationen.
Gegenüber deutschen Medien soll Becker ausserdem erwähnt haben, dass Djokovic die Zusammenarbeit gerne weitergeführt hätte, er aber dankend abgelehnt habe.
Bis auf das Statement bei der Bekanntgabe der Trennung hat der zwölffache Grand-Slam-Sieger bislang geschwiegen.
Wahrscheinlich schon. Seit gestern Abend wird kräftig spekuliert, was die Gründe für das Ende der Zusammenarbeit sein könnten. Deutsche Medien glauben, dass Pepe Imaz der Hauptgrund sein könnte. Der spanische Meditations-Guru weicht seit Sommer nicht mehr von Djokovics Seite. Sein Einfluss soll bis zu den ATP-Finals von Woche zu Woche gewachsen sein. Der 42-Jährige bezeichnet sich als «göttliches Wesen aus Licht und Liebe» und setzt auf die Kraft von langen Umarmungen.
Djokovic fiel nach dem Triumph beim French Open in ein Loch und hatte Probleme, sich für die restliche Saison zu motivieren. Ausserdem soll es in der Ehe mit Frau Jelena zu einer Krise gekommen sein. Hinter vorgehaltener Hand wurde ihm gar eine Affäre mit Tennis-Starlet Eugenie Bouchard angedichtet. Mit Hilfe von Imaz' Kuschel-Meditationen versuchte Djokovic, seine privaten Probleme zu beheben.
Becker war Imaz' steigender Einfluss aber ein Dorn im Auge, weswegen er wohl die Konsequenzen gezogen hat. Auch Marian Vajda soll dem spanischen Meditations-Guru und dessen Methoden kritisch gegenüberstehen. Der langjährige Coach bleibt allerdings im Team von Djokovic.
Becker hat seine Zukunft bereits geregelt. Ab dem Australian Open wird er TV-Experte bei Eurosport. Nicht ausgeschlossen hat der Deutsche, dass er bald wieder als Trainer arbeitet. Immerhin hat er sich als Djokovic-Coach einen guten Ruf erarbeitet.
Wie die Zukunft von Djokovic aussehen wird, ist da schon schwieriger vorauszusehen. Am 2. Januar wird er beim Qatar Open auf die Tour zurückkehren. Der erste Saisonhöhepunkt wird dann das Australian Open zwei Wochen später sein.
Seine Mission ist klar, zumindest theoretisch: Die Position an der Weltranglisten-Spitze von Andy Murray zurückerobern. Ein schwieriges Unterfangen, denn Djokovic hat in der ersten Saisonhälfte 2015 fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Und dann ist da ja auch noch die Frage, ob sich der Serbe für diese Aufgabe wieder motivieren kann …