Kein Sport ist für Wettbetrüger interessanter als Tennis. Fast nirgendwo im Sport ist der Grat zwischen Sieg und Niederlage schmaler. Und nirgendwo kann mit einem einzigen Ballwechsel mehr Geld verdient werden. Wer viel setzt, kann auch viel verlieren. Nicht nur Geld, sondern auch die Nerven. Opfer sind oft die Athleten, die auf den sozialen Medien teilweise massiv beschimpft werden.
Vor einer Woche wurde auch Belinda Bencic (20) Opfer solcher Anfeindungen. «Du verdammte Kuh», schreibt der ehemalige schottische Profi-Fussballer Graeme Shepherd (24) auf Twitter. «Deine Haltung war eine verdammte Schande. Du solltest dich schämen, dich selbst Profi zu nennen.» Bencic retweetet die verbale Entgleisung und stellt Shepherd vor Hundertausenden im Netz öffentlich an den Pranger. Dessen Reaktion: Er löscht den Beitrag.
Wie gehen Sportler mit der massiven, ungefilterten und oft anonym formulierten Kritik im Netz um, die oft weit unter der Gürtellinie ist und auch Drohungen beinhalten kann? Bencic sagt auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» dazu: «Ich finde es lustig. Von ein paar Idioten lasse ich mich nicht aufhalten. Es interessiert mich nicht.» Es gebe auch sehr viele schöne und positive Rückmeldungen, auch Lob. «Das sollte man nicht vergessen. Auch wenn es nach einer Niederlage hart sein kann.»
Erst kürzlich hat sich die Amerikanerin Madison Keys zum Thema Cyberbullying geäussert: «Man kann unterschiedlicher Meinung sein, aber wir müssen respektvoll miteinander reden können. Die Welt ist sehr negativ geworden und speziell auf den sozialen Medien lassen viele eine gute Kinderstube vermissen.» Kritik sei in Ordnung, «aber jemanden mit dem Tod zu bedrohen, geht zu weit», prangert Keys an.