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Ausgerechnet nach einem 0:6, 1:6 wird Stefanie Vögele zum Million-Dollar-Baby. Warum sie trotzdem nicht reich ist

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1 Million Dollar Preisgeld

Ausgerechnet nach einem 0:6, 1:6 wird Stefanie Vögele zum Million-Dollar-Baby. Warum sie trotzdem nicht reich ist

57 Minuten musste die Aargauer Tennisspielerin Stefanie Vögele leiden, ehe sie sich freuen konnte. Trotz einer deutlichen Niederlage hat sie eine Schallmauer durchbrochen: Sie hat in ihrer Karriere jetzt insgesamt mehr als eine Million US-Dollar verdient.
16.01.2014, 13:1621.01.2014, 11:49
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Ralf Meile
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Den Betrag von 982'678 US-Dollar zeigte der Zähler von Stefanie Vögeles Preisgeld-Karrieretotal vor den Australian Open an. Weil sie mit dem Erreichen der 2. Runde 50'000 australische Dollar (rund 44'600 US-Dollar) verdient, wird sie nach dem Turnier insgesamt über eine Million US-Dollar erspielt haben.

Reich ist Stefanie Vögele aber trotzdem nicht, Millionärin schon gar nicht. «In einem Jahr geht es auf, im nächsten gerate ich ins Minus oder wieder leicht ins Plus», sagte sie im letzten Mai der «Coopzeitung». Damals hatte sie rund 700'000 Dollar Preisgeld verdient.

«Vom Preisgeld werden im Durchschnitt vom Veranstalter gleich einmal 30 Prozent Steuern abgezogen», benannte Vögele damals einen der grössten Kostenfresser. «Abgesehen vom Trainer muss ich auch hohe Reise- und Hotelspesen bezahlen.» Das geht ins Geld, schliesslich finden die Turniere auf der ganzen Welt statt und Woche für Woche in einem anderen Land.

An den French Open im letzten Jahr stiess Stefanie Vögele in die dritte Runde vor. 74'811 US-Dollar kamen in die Kasse – ihr bislang grösster Check.
An den French Open im letzten Jahr stiess Stefanie Vögele in die dritte Runde vor. 74'811 US-Dollar kamen in die Kasse – ihr bislang grösster Check.Bild: AP
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Ein Monatslohn von 8600 Franken

Die Preisgeld-Million, die sie seit Beginn ihrer Profikarriere im Jahr 2006 erhalten hat, lässt sich auf einen Monatslohn herunterrechnen. 8600 Franken hätte Stefanie Vögele seit ihrem ersten Match als Profi bis heute im Durchschnitt jeden Monat verdient (beim aktuellen Dollar-Kurs).

8600 Franken sind einerseits ein sehr guter Lohn für eine junge Frau. An der Coop-Kasse gibt es 3800 Franken, auch in einer Bank kann eine 24-Jährige nur selten so viel verdienen. Wenn von diesem Geld aber ein Trainer und Flüge in alle Welt bezahlt werden müssen, bleibt nicht mehr viel übrig. Zumal besonders in den Anfangsjahren nur draufgezahlt werden muss. Ein Drittel ihres Preisgeldes hat Vögele erst im letzten Jahr eingespielt.

Der Sieg über die Top-Ten-Spielerin Caroline Wozniaki am Turnier in Charleston 2013 und der damit verbundene Einzug in das Halbfinal brachte Stefanie Vögele 32'825 US-Dollar.
Der Sieg über die Top-Ten-Spielerin Caroline Wozniaki am Turnier in Charleston 2013 und der damit verbundene Einzug in das Halbfinal brachte Stefanie Vögele 32'825 US-Dollar.Bild: AP

Ohne reichen «Götti» läuft nicht viel

Vögele ist auf Goodwill von Sponsoren angewiesen, die ihr das Leben als Tennisprofi ermöglichen. Sei es, damit sie nichts für das heimische Fitnessstudio bezahlen muss, seien es 40'000 Franken im Jahr, die Reinhard Fromm ihr überweist. Der Mäzen, der sein Geld in der Verpackungsindustrie macht und auch Stanislas Wawrinka und die Fussballer des Grasshopper Clubs unterstützt, redet nicht über Beträge. Die Zahl 40'000 nannte die «NZZ» im letzten Jahr.

Mit dem «Fromm»-Schriftzug auf den Trägern kam Stefanie Vögele im ersten Turnier der Saison in Brisbane in die 3. Runde. Das brachte ihr ein Preisgeld von 21'780 US-Dollar ein.
Mit dem «Fromm»-Schriftzug auf den Trägern kam Stefanie Vögele im ersten Turnier der Saison in Brisbane in die 3. Runde. Das brachte ihr ein Preisgeld von 21'780 US-Dollar ein.Bild: AP

«Als ‹Tennisgötti› – wie Sie sagen – mache ich wenigstens etwas Gutes», erklärte Fromm einst der «SonntagsZeitung» sein Engagement. «Spielerinnen wie Stefanie Vögele oder Belinda Bencic brauchen solche Unterstützung, sonst kämen sie nicht durch. Es braucht heute sehr viel, um im Sport an die Spitze zu kommen.»

Fromm erzählt von eigenen Träumen, er habe auch ein guter Tennisspieler werden wollen, aber es sei ihm nicht gelungen. Er sei als Geschäftsmann viel erfolgreicher geworden als einst mit dem Schläger in der Hand. «Dennoch habe ich weiterhin Freude am Tennis.»

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In der Weltrangliste in den Top 50

Ob Vögele irgendwann in die Gewinnzone vorstösst und mit ihrem Sport wirklich Geld verdienen kann, steht in den Sternen. Mit knapp 24 Jahren gehört sie auf der Frauentour gerade so zu den 50 besten Spielerinnen der Welt. Ein Turnier gewonnen hat sie indes noch nie, sie schaffte es auch noch nicht in einen Final.

Immerhin: So gut wie in den letzten Monaten war die Aargauerin noch nie. In der Weltrangliste steht sie nach einer guten letzten Saison auf Rang 46. In anderen Worten: Bloss 45 Frauen auf der ganzen Welt können besser Tennis spielen als Stefanie Vögele. Davon leben kann sie trotzdem nicht, denn die Preisgeld-Million ist nichts anderes als eine schöne Zahl.

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