Roger Federer hätte sich keinen besseren Tag aussuchen können, um erstmals in seinem Leben ein Skirennen live mitzuerleben. Nicht nur wegen des perfekten Wetters, sondern vor allem wegen der fast noch perfekteren Abfahrt von Beat Feuz.
#Feuz fa impazzire i tifosi svizzeri: 🇨🇭 è lui davanti a tutti ora! 1:38.91! #StMoritz2017 #EurosportSCI pic.twitter.com/vhA5xAPwvn
— Eurosport IT (@Eurosport_IT) 12. Februar 2017
So trafen nach dem Rennen hinter den Kulissen erstmals zwei Schweizer Sportstars zusammen, die auf den ersten Blick nicht sonderlich viel gemeinsam zu haben scheinen. Auf der einen Seite der 35-jährige Tennisvirtuose, der über den Sport hinaus zur Marke geworden ist und den auch Feuz den «grössten Weltsportler» nennt. Auf der anderen der eben 30 gewordene «Kugelblitz» aus dem Emmental, der sich aber keineswegs zu verstecken braucht.
.@rogerfederer lässt es sich nicht nehmen, Weltmeister @BeatFeuz, Erik Guay und Max Franz persönlich zu gratulieren. #srfski pic.twitter.com/4wqQuDfzqK
— SRF Sport (@srfsport) 12. Februar 2017
Federers Palmarès übertrifft jenes von Feuz, aber das vor allem, weil dasselbe entgegengesetzt proportional auf die Verletzungshistorie zutrifft. Der 18-fache Grand-Slam-Champ hat sich – abgesehen von Rückenproblemen – nur einmal «richtig» verletzt: Der Meniskusriss, den er letztes Jahr erlitten hat. Wäre Feuz ein ausgesprochener Zyniker, würde er sagen: «Anfänger!»
Das linke Knie des frisch gekrönten Abfahrtsweltmeisters hat schon einiges mehr einstecken müssen. Zum Meniskusriss noch einen Kreuzbandriss, einen Knochenabriss, einen Knorpelschaden und eine ausgeprägte Entzündung, welche mit einer Amputation hätte enden können. Dazu noch einen Teilabriss der Achillessehne. Ein herber Rückschlag jagte den anderen.
Was Feuz und Federer aber verbindet, ist die Tatsache, dass sie für ihre Beharrlichkeit und die geduldige Rückkehr mit dem grössten Erfolg ihrer Karriere belohnt worden sind. Beim «gmögigen» Berner steht der Weltmeistertitel (noch) alleine da und beim Baselbieter überstrahlt der Finalerfolg am Australian Open gegen Rafael Nadal alles bisher Dagewesene.
Beide hätten problemlos einen Schlussstrich unter ihre Sportlerkarrieren ziehen können. Es wäre in beiden Fällen schade gewesen, aber was hätten man sagen können? Beide hätten gute Gründe gehabt, den Entschluss aber zum Glück nicht gefasst. Beide haben sich stattdessen auf den Weg zurück auf die grosse Bühne gemacht, und das mit erstaunlichen Parallelen.
Federer und Feuz haben sich die nötige Zeit gegeben, um wieder das erhoffte Niveau zu erreichen – in weiser Manier wurde nichts überstürzt, was fatale Folgen hätte haben können. Dazu wissen sie zwei starke Frauen hinter sich, die wohl wesentlich zu den jeweiligen Comebacks beigetragen haben.
Mirka Federer gilt als gute Motivatorin ihres Ehemannes, die die Grossfamilie derart im Griff hat, dass ihr Roger weiter Tennis auf dem absoluten Topniveau betreiben kann. Beat Feuz dagegen profitiert noch direkter von seiner Freundin Katrin Triendl. Diese ist Physiotherapeutin und scheut sich nicht davor, ihr Können an ihrem Liebsten anzuwenden.
Angesichts dieser zwei Schweizer Erfolgsstorys mit goldigem Ausgang bleibt zu hoffen, dass sie Vorbildwirkung haben werden. Klar wird nicht jedes Comeback einen derartigen Triumph zur Folge haben wie bei Feuz und Federer, denn sie beide sind zweifelsohne mit überdurchschnittlichem Talent gesegnet. Aber sie haben gezeigt, dass ein Comeback ohne Hast der richtige Weg ist.
Eine, die daraus Inspiration ziehen könnte, ist Lara Gut, welche mit ihrem Kreuzbandriss vor dem Kombinations-Slalom grosses Pech bekundet hat. Doch sie hat schon einmal gezeigt, dass sie von Verletzungen zurückkehren kann und sollte es wieder tun. Sie ist genug jung und bei weitem genug talentiert, dass sie mindestens so ein Comeback wie Feuz und Federer hinlegen kann.
Darum: Gute Besserung und im Hinterkopf behalten, dass bis zu den Olympischen Winterspielen in Pyoengchang noch VIEL Zeit ist! 😉