Er ist unbestritten einer der besten Center der Schweizer Liga. Perttu Lindgren, der letztjährige MVP der NLA, hat alles, um das Spiel für den HC Davos zu dominieren. Er ist schnell, hat eine unglaubliche Übersicht auf dem Eis und weiss auch in den Special Teams zu überzeugen.
Zuletzt schien Lindgren aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Kurz vor dem Ende der Qualifikation musste sich der Finne, der eigentlich die ganze Saison über Topskorer des HCD war, noch von Andres Ambühl in der internen Skorerwertung überholen lassen. Als Davos sich definitiv für die Playoffs qualifiziert hatte, wurde der 29-Jährige nur noch geschont.
In der Viertelfinal-Serie gegen Lausanne brachte er nur einen Skorerpunkt zustande (ein Tor im vierten und entscheidenden Sieg). In den ersten beiden Halbfinalspielen blieb Lindgren ebenfalls blass. Aufgefallen ist er höchstens durch schlechtes Stellungsspiel bei kassierten Toren.
Trainer Arno Del Curto nahm seinen Spieler in Schutz. Lindgren leide an Hüftbeschwerden, nach der Saison sei eine Operation fällig, hiess es. Und es scheint, als hätte die Rückendeckung seines Trainers beim Finnen Wunder bewirkt. In den folgenden zwei Spielen konnte sich der Center jeweils als Doppeltorschütze auszeichnen.
Lindgren hat offenbar seinen Torriecher wieder gefunden. Beim wichtigen 3:3-Ausgleich im dritten Halbfinal-Spiel gegen Zug stand er genau am richtigen Ort und musste nur noch die Schaufel hinhalten. Auch seiner Rolle als Boxplay-Spezialist wird der Center wieder gerecht. Zwei seiner letzten vier Tore erzielte er in Unterzahl. Zuletzt bewies er am Dienstagabend seine Kaltschnäuzigkeit mit gleich zwei Penalty-Treffern.
Zugegeben, der zweite Penalty war ein Geschenk der Schiedsrichter. Und auch nachher pfeift das Duo Wiegand/Vinnerborg zweifelhafte Strafen – einerseits das Haken gegen Davos' Gregory Sciaroni in der 59. Minute, andererseits den Ausschluss gegen Zugs Santeri Alatalo wegen eines angeblichen Stockschlags kurz vor der Verlängerung. Aber man muss die Chancen, die sich einem bieten, auch erst nutzen. Aus irgendeinem Grund gelingt das Perttu Lindgren wieder.
Wie ist die plötzliche Steigerung zu erklären? Ganz einfach: Lindgren verkaufte sich in den Playoffs bislang unter Wert. Kam er in der Qualifikation noch auf 0,87 Punkte pro Spiel (bester Wert bei Davos), waren es in den Playoffs bis und mit Spiel 2 in Zug nur 0,50 Punkte pro Partie. Nach seinen vier Toren in den letzten beiden Duellen hat der Finne die Quote auf 0,88 hochgeschraubt – «Courant normal» für einen Spieler wie ihn.
War die Erwähnung von Lindgrens Hüftproblemen nur ein Bluff Del Curtos, um Druck von seinem Spieler zu nehmen? In den Playoffs ist es normalerweise unüblich, bei Verletzungsberichten ins Detail zu gehen, um den eigenen Spieler nicht angreifbar zu machen. Die jüngsten Leistungen des Centers würden diese Theorie bestätigen. Aber was es auch immer war, es hat funktioniert. Mit Lindgren – und dadurch auch mit dem HC Davos – ist in diesen Playoffs wieder zu rechnen.