Syrien
Libyen

Das Fährunglück in der Adria war tragisch, aber als diese 3419 Menschen ertranken, gab's meistens nicht mal eine Meldung

Allein 2014 versuchten rund 207'000 Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren.
Allein 2014 versuchten rund 207'000 Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren.Bild: EPA
Die Toten des Meeres

Das Fährunglück in der Adria war tragisch, aber als diese 3419 Menschen ertranken, gab's meistens nicht mal eine Meldung

Sie ist die tödlichste und am meisten genutzte Flüchtlingsroute der Welt: Die Überfahrt über das Mittelmeer. Auf der Suche nach einem besseren Leben liessen heuer 3419 Menschen ihr Leben.
31.12.2014, 14:4401.01.2015, 08:58
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Diese Zahlen sprechen Bände: Zwischen 1988 und dem 15. September 2014 sind gemäss UN-Angaben 21'344 Flüchtlinge auf der Überfahrt nach Europa ertrunken. Allein 2014 versuchten rund 207'000 Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren – das waren fast dreimal so viele wie 2011 zu Zeiten des Bürgerkriegs in Libyen. 3419 Menschen liessen dabei ihr Leben. 

Nach aktuellen Angaben des italienischen Innenministeriums erreichten vom 1. Januar bis zum 17. Dezember genau 167'462 Flüchtlinge Italien über das Mittelmeer. Das sind im Durchschnitt 477 Menschen pro Tag. Mehr als 80 Prozent von ihnen starteten ihre gefährliche Seereise in Libyen, die übrigen in anderen nordafrikanischen Mittelmeeranrainer-Staaten. 

So erleben syrische Flüchtlingskinder die Überfahrt. Aufgenommen im Sommer 2014 in Mailand.
So erleben syrische Flüchtlingskinder die Überfahrt. Aufgenommen im Sommer 2014 in Mailand.bild: sza

Das Projekt Missing Migrants hat eine detaillierte Liste aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt, welche die Anzahl toten und vermissten Bootsflüchtlinge verortet. Die Daten für 2014 stammen teils von Behörden, teils auch aus Medienberichten:  

  • 5. Dezember: 17 Tote nördlich von Tripolis.
  • 5. Dezember: 23 Vermisste südlich von Cabo de Gata (Spanien).
  • 17. November: 12 Vermisste vor der Küste Siziliens.
  • 17. November: 6 Vermisste vor der Küste Siziliens.
  • 11. September: 4 Tote vor der türkischen Küste.
  • 29. Oktober: 20 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 10. Oktober: 3 Tote, Strasse von Gibraltar.
  • 2. Oktober: 10 Tote, 85 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 1. Oktober: 2 Tote, 6 Vermisste, Strasse von Gibraltar.
  • 21. September: 10 Tote, 33 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 12. September: 3 Tote, 497 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 12. September: 2 Tote, 16 Vermisste, südöstlich von Malta.
  • 14. September: 15 Tote, 73 Vermisste, nördlich von Alexandria (Ägypten).
  • 31. August: 100 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 29. August: 42 Tote vor der Küste Tunesiens.
  • 22. August: 170 Tote, 81 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 23. August: 18 Tote, 8 Vermisste, zentrales Mittelmeer.
  • 24. August: 24 Tote vor der Küste Libyens.
  • 24. August: 1 Toter, Mittelmeer.
  • 3. August: 2 Tote, 170 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 28. Juli: 20 Tote, 108 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 21. Juli: 5 Tote, 14 Vermisste südlich von Sizilien.
  • 19. Juli: 29 Tote, 151 Vermisste zwischen Libyen und Malta.
  • 19. Juli: 2 Tote, 53 Vermisste nördlich von Alexandria (Ägypten).
  • 17. Juli: 41 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 17. Juli: 3 Tote vor der Küste Libyens.
  • 14. Juli: 1 Toter, 109 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 12. Juli: 12 Tote vor der Küste Libyens.
  • 11. Juli: 4 Tote, 21 Vermisste, ägäisches Meer.
  • 6. Juli: 12 Tote, 188 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 5. Juli: 13 Tote vor der Küste Libyens.
  • 1. Juli: 75 Vermisste vor der Küste Siziliens.
  • 29. Juni: 2 Tote, 4 Vermisste vor der Küste Siziliens.
Bootsflüchtlinge, gestrandet an der spanischen Küste.
Bootsflüchtlinge, gestrandet an der spanischen Küste.Bild: EPA
  • 29. Juni: 45 Tote vor der italienischen Küste.
  • 27. Juni: 270 Vermisste, Mittelmeer.
  • 15. Juni: 1 Toter vor der Küste Siziliens.
  • 14. Juni: 10 Tote vor der Küste Libyens.
  • 9. Juni: 3 Tote, 2 Vermisste vor der italienischen Küste.
  • 8. Juni: 4 Tote vor der italienischen Küste.
  • 5. Juni: 3 Tote vor der italienischen Küste.
  • 12. Mai: 17 Tote, 200 Vermisste, Mittelmeer.
  • 7. Mai: 1 Toter, Mittelmeer.
  • 6. Mai: 44 Tote, 33 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 5. Mai: 22 Tote, 7 Vermisste vor der Küste Griechenlands.
  • 2. Mai: 4 Tote vor der Küste Libyens.
  • 30. April: 40 Vermisste vor der Küste Libyens.
  • 16. April: 8 Tote, 1 Vermisste vor der türkischen Küste.
  • 9. April: 1 Toter vor der italienischen Küste.
  • 18. März: 7 Tote, 2 Vermisste vor der Küste Griechenlands.
  • 17. März: 1 Toter, Mittelmeer.
  • 27. Februar: 7 Tote vor der libyschen Küste.
  • 17. Februar: 2 Tote vor der italienischen Küste.
  • 6. Februar: 15 Tote vor Ceuta (Spanien).
  • 19. Januar: 12 Tote vor der Küste Griechenlands.

Drama um Frachter «Blue Sky M» im Mittelmeer

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Drama um Frachter «Blue Sky M» im Mittelmeer
An Bord des in der Adria treibenden Frachters mit Flüchtlingen an Bord waren deutlich mehr schutzsuchende Menschen als bislang bekannt.
quelle: epa/ansa / biagio claudio longo
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Private Seenotretter im Mittelmeer

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Private Seenotretter im Mittelmeer
Umgebauter Fischtrawler «Phoenix 1» beim Auslaufen in Valletta (Malta): Auf eigene Kosten rüsteten die Catrambones das Schiff zum Seenotrettungskreuzer aus.
quelle: x01097 / darrin zammit lupi
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(sza)

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2 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zombie1969
31.12.2014 15:33registriert Januar 2014
Wer die Armeen der Warlords mit Waffen beliefert wie die EU, braucht sich hinterher nicht darüber wundern, dass diejenigen, die sich nicht totschiessen lassen wollen, vor den Toren Europas auf der Matte stehen. Das ist bestenfalls scheinheilig.
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