Eintrag vom 20. Oktober 2016:
Liebes Tagebuch,
ich habe einen fürchterlichen Verdacht: Mein Mensch ist ein Monster! Ein Zombie! Ich weiss, du glaubst es mir nicht. Aber ich schwöre, es ist wahr!
Auf den ersten Blick wirkt Kevin vollkommen normal – doch die ersten Anzeichen zeigen sich bereits morgens nach dem Aufstehen. Du solltest mal seinen toten Blick sehen, wenn er nach dem Miauen des Weckers seine Pfoten aus dem Bett schwingt.
Ausserdem kann er morgens keine feste Nahrung zu sich nehmen. Er sagt immer:
Aber ich glaube ihm nicht. Ich frühstücke schliesslich bereits um vier Uhr morgens und habe keinerlei Probleme damit.
Ich habe ihm bereits eine Maus aufs Kopfkissen gelegt – dachte, vielleicht weckt das ja seinen Appetit. Aber das tat es nicht. Im Gegenteil: Sein Zustand wurde noch schlimmer!
Aber wart's ab, es kommt noch gespenstischer! Gestern hat er nämlich Folgendes gesagt:
«Energydrink»? Nennt er so seine Opfer, liebes Tagebuch? Ist das der Grund, warum er jeden Morgen ohne mich das Haus verlässt? Um einen unschuldigen «Energydrink» zu jagen?
Ich habe bereits meinen ganzen Mut aufgebracht und ihn danach gefragt. Aber er scheint mich nicht wahrzunehmen, sondern starrt nur leblos vor sich hin. Hin und wieder habe ich ihn auch sagen hören:
Wenn es unmenschlich ist – warum tut er es trotzdem? Ist er etwa kein Mensch? Das ist doch der beste Beweis, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt! Alles passt zusammen!
Ich habe Angst, liebes Tagebuch. Denkst du, das ist ansteckend? In zwei Stunden habe ich eine Verabredung mit «A-Post» und es muss perfekt werden. Ich darf nicht infiziert werden! Sie ist nämlich die schönste Kartonkiste, die ich jemals gesehen habe. Diesmal aber wirklich! Meine Ex «B-Post» ist nichts dagegen!
Mit besorgten Grüssen,
Olga von Schnurrhausen