Eintrag vom 6. Oktober 2016:
Liebes Tagebuch,
kennst du dieses Gefühl, wenn du bereits in den frühen Morgenstunden weisst, dass dieser Tag zum Scheitern verurteilt ist?
Natürlich nicht. Du bist ein Buch. Woher sollst du auch? Aber genau so war es. Heute war der schlimmste Tag meines Lebens.
Ich vertraue meinem Menschen. Wirklich. Aber ich vertraue anderen Katzen nicht. Geraldine, die Katze der Nachbarin, ist das perfekte Beispiel: Menschen sind manipulierbar. Ein bisschen schnurren und schon kommen sie angekrochen.
Heute Morgen habe ich meinen Menschen dabei erwischt, wie er sich auf seiner Kiste – die er übrigens liebevoll «iPhone» getauft hat – Bilder von anderen Katzen angesehen hat. Und die sahen Geraldine verdammt ähnlich, das sag ich dir!
Und dann war da noch diese Sache mit der toten Maus. Ich habe sie ihm am Mittag vorbeigebracht – als Warnung, dass unsere Beziehung so nicht weitergehen kann. Und was macht der Volltrottel? Er lobt mich und bedankt sich für das Geschenk.
Du musst verstehen, liebes Tagebuch, ich war wütend. Sehr wütend sogar. Ich meine – betrügt er mich? Mit einer anderen Katze?
Versteh mich nicht falsch. Ich bin keine von diesen schwierigen Katzen, die ihrem Menschen Vorschriften machen will. Und ich bin nicht eifersüchtig auf Geraldine. Wirklich nicht. Aber auch ich habe meine Grenzen.
Kevin, falls du das hier liest: Das mit dem Fisch, der eigentlich fürs Abendessen gedacht war – das war ich. Und deine Unterwäsche befindet sich unter dem Sofa. Bei den Spinnweben. Sorry und so. Nicht.
Mit katzenhaften Grüssen,
Olga von Schnurrhausen