Nach 9/11 und nachdem unlängst ein Linienflugzeug über dem Pazifik spurlos verschwunden ist, verbieten sich jedwede Schiesspistolen-Scherze am Cockpit, Check-In oder bei der Chartergesellschaft, die für Bombenstimmung sorgen soll. Sollte man meinen.
Doch diese Kunde ist nicht bis zu jener jungen Dame vorgedrungen, die sich am Morgen des 13. April auf Twitter genau einen solchen Spass erlaubt:
Empfänger American Airlines war ob dieses Tweets natürlich nicht so erbaut. Die Antwort war entsprechend humorlos: «@queendemetriax_ Sarah, wir nehmen diese Drohung sehr ernst. Deine IP-Adresse und Einzelheiten werden der Security und dem FBI übergeben.»
Das war nicht so schlau von «Sarah». Doch sie hat in den folgenden sechs Stunden nichts Besseres zu tun, als sich ein neues Bild von ihrem Lieblingsstar Demi Levato hochzuladen und sich von «Sarah»in «demetria» umzubenennen. Bis es dem Dummerchen dämmert: Was ist eigentlich aus meiner drolligen Drohung geworden? Sie liest die Antwort der Airline. Nach sechs Stunden und einer Minute antwortet sie:
Nur ein Spass wars, so sorry, «Ich hab jetzt solche Angst». Dann erst kommt ihr die gute Idee, die Schuld jemand anders zu geben. Sie hat bloss einen Witz gemacht und IHRE FREUNDIN, die war's! Wie die wohl Zugang zu dem Twitter-Account bekommen hat? Egal, weiter im Text.
«Ich bin nur ein Mädchen», jammert sie nun. «Und nicht aus Afghanistan.» Ihren Freundinnen steckt sie ganz clever, weil ganz öffentlich: «Meine Eltern bringen mich um, wenn Ihr was erzählt.»
Das Dummerchen erhält Zulauf, was «Sarah»/«demetria» einerseits nervös macht. Andererseits kann sie auch gleich mal Werbung für ihre «hoes», ihre «Nutten», machen, womit sie die Twitter-Accounts ihrer Freundinnen meint. Schon mutmasst ein Witzbold, der das FBI «blockt», Sarah sei bloss ein Fake.
Sarah-demetria widerspricht: Sie sei echt. Und sie lacht, als eine ihrer «hoes» meint, dass sie sich alle bald nicht mehr sehen würden, wenn sie erst einmal im Knast sei. Eine ihrer Freundinnen insistiert: «Du bist nicht berühmt.» Da sagt Sarah noch: «Ich weiss», bevor sie erfährt, dass Promi-Blogger Perez Hilton über sie geschrieben hat.
«Kann mein Tag noch schlimmer werden?», fragt sich das Dummerchen nun nicht ganz zu Unrecht. Sie habe all' das nicht gewollt, es war doch bloss ein Witz. Spott bleibt da nicht aus. «Denk dran, nicht die Seife fallen lassen», schreibt ein ganz Kluger, der wohl meint, Mann und Frau duschen im Gefängnis gemeinsam.
«Ich hatte 11'000 Follower vor drei Stunden und jetzt mehr als 24'000», verkündet «Sarah» nun atemlos. Langsam dämmert ihr, dass ihre Viertelstunde Ruhm angebrochen sein könnte. «Ich verkaufe meinen Account», twittert sie geistesgegenwärtig. «Fangen wir mit 500 Dollar an.» Dann besinnt sie sich. «Das war doch bloss ein Fan-Account», plärrt sie nun. «Ich will das nicht.»
«Sarah» merkt, dass sie die Taktik ändern muss, wenn sie nicht den Vogel abschiessen will. Alles war ein Versehen, sie merkte gar, was sie da von sich gab, und während sie nicht darüber nachdachte, dachte sie auch nicht an 9/11 oder MH 370. Das war alles ein «Unfall» schreibt sie, und wir wollen ihr glauben, dass der Tweeet und kein Flug gemeint ist.
«Ich bin überall im Internet, glaubt Ihr, ich bin glücklich? Ganz nebenbei: Ich bin's nicht», spielt «Sarah» nun die beleidigte Leberwurst. Grund genug für ein paar Komiker, ihr den Fehltritt nochmal aufs Brot zu schmieren. Was wird dein letztes Mahl in Freiheit, will einer wissen («McDonald's»), während ein anderer lachend «witzelt»: «Könnt ihr Nigger alle @QueenDemetriax_ jetzt mal in Ruhe lassen? Es war ein Spass, also scheisst Euch nicht ein.»
Sarah ist derweil offenbar von einem Promi (oder einer Zehntklässlerin) wahrgenommen worden. «Kann nicht glauben, dass Marissa mich geaddet hat.» Und: «Es ist nicht mehr witzig.» Und: «Ich hoffe, dass Demi das nicht sieht. Das wäre das Ende meines Lebens.» Daraufhin: «Die Leute nehmen sowas viel zu ernst.»
Doch «Sarah» nimmt die Sache nun ernst. Fürs Erste. Folgt mir nicht, erwähnt mich nicht, favorisiert meine Tweets nicht, schreibt sie. Und erntet natürlich das Gegenteil. «Ich wollte immer mehr Follower und Retweets, aber sowas habe ich nicht gemeint.» Ein gut gemeinter Rat an ihre Adresse: «Hör einfach auf mit Twitter und damit, darüber zu tweeten, denn so bekommt du nur mehr Aufmerksamkeit hergottnochmal.»
«Sarah» versucht, zur Normalität zurückzukehren. Das heisst, sie postet Katzenbilder. Und Justin-Bieber-Clips. Viele Justin-Bieber-Clips. Vielleicht stellt sie sogar irgendwann mal den Computer ab. Doch dann ...
... muss «Sarah» feststellen, dass auch schon die Nachrichten über sie berichten. «omg omg stop». Jetzt klingelt's endlich, man könnte auch von schrillenden Alarmglocken sprechen. «Ich kann doch nicht wegen eines Tweets ins Gefängnis gehen, der sich von selbst gesendet hat.» Sogar am Verschwinden von MH 370 soll sie angeblich Schuld sein. Sie hat nun 37'000 Follower.
Und inzwischen ist «Sarah» auch schon international bekannt. «Ich bin in Singapur, Uk, US, Asutralien, Deutschland. Kann mein Tag noch schlimmer werden», ächzt sie, zumal sie TV-Psychologe Dr. Phil nicht bei der «Arbeit» zusehen kann. Sogar abgestimmt wird schon – über sie.
Endlich hat «Sarah» ein Einsehen und ist so fertig, dass sie nun alles zugibt. Kurz darauf wird der Account wegen des starken Traffics stillgelegt, so die New York Daily News. Am Montag stellt sich «Sarah» dann der Polizei – in Rotterdam. Sie ist 14 Jahr alt und bereut alles. Tief.
Ob das FBI die kleine Twitter-Terroristin noch einmal zur Vernehmung einbestellt, ist nicht überliefert.