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Polizei in Ferguson erklärt das Opfer zum Täter: Brown soll in Diebstahl verwickelt gewesen sein

Bilder aus dem Nachbarschaftsladen: Laut Polizei ist der Mann mit dem weissen T-Shirt Michael Brown. 
Bilder aus dem Nachbarschaftsladen: Laut Polizei ist der Mann mit dem weissen T-Shirt Michael Brown. Bild: LUCAS JACKSON/REUTERS
Überwachungskamera

Polizei in Ferguson erklärt das Opfer zum Täter: Brown soll in Diebstahl verwickelt gewesen sein

War Michael Brown vor seinem Tod in einen Ladendiebstahl verwickelt? Bilder legen eine Auseinandersetzung des Teenagers mit einem Verkäufer nahe. Die Familie des Opfers glaubt, die Polizei wolle den 18-Jährigen schlecht machen. 
15.08.2014, 20:3117.08.2014, 14:10
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Zusammen mit dem Namen des Polizisten, der Michael Brown erschoss, hat die Polizei in Ferguson weitere Details des Falls herausgegeben. Man sei wegen eines «Überfalls» in einem Shop in der Gegend gewesen, sagte Polizeichef Thomas Jackson. Die Ermittler veröffentlichten Bilder einer Überwachungskamera, die Brown kurz vor seinem Tod bei einer Auseinandersetzung mit einem Ladenmitarbeiter zeigen sollen. 

Auf den Bildern ist zu erkennen, wie ein grosser, dunkelhäutiger Mann in einem weissen T-Shirt mit einem schmalen, deutlich kleineren Mann aneinandergerät. Es soll sich dabei um Brown handeln, der den Verkäufer am Kragen packt. 

Brown hatte dem Polizeichef zufolge zusammen mit einem Freund versucht, in dem kleinen Gemischtwarengeschäft mehrere Päckchen Zigarillos zu stehlen. Einer Zeugin zufolge forderte der Mitarbeiter Brown auf, die Tabakwaren zu bezahlen. Als der Teenager jedoch Anstalten machte, den Shop zu verlassen, habe der Verkäufer sich in die Tür gestellt. «Daraufhin packte Brown ihn am Hemd und schubste ihn mit Gewalt rückwärts in einen Warenständer», zitiert die «Washington Post» aus einem Polizeibericht. 

Der Beamte Darren W., der Brown später erschoss, soll demnach bereits wegen eines anderen Notrufs in der Gegend gewesen sein und dann auf den Alarm des Ladenmitarbeiters geantwortet haben. Er habe eine Beschreibung des möglichen Verdächtigen bekommen sowie dessen Aufenthaltsort. W. habe Brown schliesslich auf dem Canfield Drive in Ferguson entdeckt.

Was dann genau geschah, ermitteln derzeit die Polizei und das FBI. Fakt ist bislang nur: Wenige Minuten später war der unbewaffnete Teenager tot. 

Wie und warum der Polizist den 18-Jährigen überhaupt ansprach, ist nicht wirklich klar. Laut Polizei eskalierte die Situation, als W. in seinen Dienstwagen geschubst wurde. Es soll zu einem Handgemenge gekommen sein, in dessen Folge W. auf Brown feuerte. Noch im Auto sei ein Schuss gefallen, dann seien eine Reihe weiterer gefolgt. 

Browns Familie und Freunde berichteten, der Schüler sei mit dem Freund auf dem Weg zu seiner Grossmutter gewesen. Der Kumpel sagte, Brown habe nach dem ersten Schuss die Arme gehoben und zu fliehen versucht. Dennoch habe der Polizist weiter auf Brown gefeuert. 

Jetzt auf

Der Anwalt der Familie Brown kritisierte die Informationspolitik der Polizei. Die Mitteilung habe die Eltern des Toten unvorbereitet getroffen, sie seien erzürnt. Der Jurist sprach von einer Verschleierungstaktik. Man bemühe sich, den Toten schlecht zu machen. «Es ist schlimm genug, dass sie ihn getötet haben. Und nun versuchen sie, auch noch seinen Charakter zu töten.»

Der Tod des 18-jährigen Brown hatte in Ferguson Unruhen und Ausschreitungen ausgelöst. Zuletzt war es zu Demonstrationen, aber auch Plünderungen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Die Lage beruhigte sich erst, nachdem Missouris Gouverneur die Verantwortung für die Kleinstadt der Autobahnpolizei übertrug. Der Chef der Behörde, Ronald Johnson, setzt auf Dialog und Deeskalation. (gam/AP/AFP/Reuters)

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