Sport
Unvergessen

Carlo Janka schreibt Schweizer Ski-Geschichte und holt den Gesamtweltcup

epa02077999 Alpine Skiing World Cup overall winner Carlo Janka from Switzerland poses for photographers with the crystal ball on the podium during the World Cup finals in Garmisch-Partenkirchen, Germa ...
Janka mit der grossen Kristallkugel für den Gewinn des Gesamtweltcups.Bild: EPA
Unvergessen

Die grosse Kugel für den «Iceman» – Carlo Janka hievt sich mit 23 in den Ski-Olymp

12. März 2010: Carlo Janka ist erst 23 Jahre alt, aber bereits im Ski-Olymp angekommen. Nach Peter Lüscher, Pirmin Zurbriggen und Paul Accola ist er der vierte Schweizer, der die grosse Kugel für den Gewinn des Gesamtweltcups in die Höhe stemmen darf.
12.03.2024, 00:0111.03.2024, 14:02
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Nicht von ungefähr hat Carlo Janka den Spitznamen «Iceman». Als er am 12. März 2010 im Starthaus des Riesenslaloms von Garmisch-Partenkirchen darauf wartet, zum zweiten Lauf loszubrettern, hört der Bündner den Speaker.

«Ich hatte zehn Sekunden vor dem Start mitbekommen, dass ich gewinnen musste, um als Gesamtsieger festzustehen», verrät Janka im Ziel. Er bleibt cool, gewinnt das Rennen und so den Gesamtweltcup vor seinem österreichischen Kontrahenten Benjamin Raich.

Die Zusammenfassung des Weltcup-Finals 2010 mit Janka im Fokus.Video: YouTube/FC Carlo Janka

Der Sieg ist nötig, weil Raich ansonsten im Slalom den Spiess noch hätte umdrehen können. So bleibt dem «Blitz aus Pitz» nichts anderes übrig, als Janka zu gratulieren. «Carlo hatte eine sensationelle Saison, er war der Bessere und er hat es verdient», lobt Raich.

Ein historischer Triumph

Auch Oldie Didier Cuche gerät ins Schwärmen: «Er ist einfach ‹Jänks›, der coole Iceman. Er hat eine innerliche Freude, die einfach nicht raus kommt. Diese Ausgewogenheit ist eine grosse Stärke von ihm. Niederlagen gehen ihm einfach am Arsch vorbei.»

Nach dem WM-Titel in der Vorsaison und dem Olympiasieg wenige Wochen zuvor gelingt Janka ein Hattrick, den in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt erst Pirmin Zurbriggen errungen hat. Zudem ist er nebst der Walliser Ski-Ikone, Peter Lüscher und Paul Accola erst der vierte Schweizer Sieger des Gesamtweltcups.

Swiss Carlo Janka celebrates in the finish area after winning the men's Alpine Skiing World Giant Slalom race in Val d' sere, France, Saturday, December 13, 2008. (KEYSTONE/Jean-Christophe B ...
Schon in jungen Jahren sorgte Carlo Janka für Schweizer Glanzresultate.Bild: KEYSTONE

Janka, der «Iceman», zeigt ausnahmsweise sogar einmal Emotionen. Er ballt die Fäuste, blickt nach oben und lässt sich dann in den Schnee fallen. «Mir fiel ein grosser Stein vom Herzen. Der Kampf um den Gesamtweltcup war nervenaufreibend. Jetzt bin ich froh, dass die Saison zu Ende ist.»

Seuchenjahre – und eine kleine Renaissance

«Jetzt werde ich versuchen, dieses Niveau noch viele Jahre zu halten», hofft Janka nach seinem Triumph im Gesamtweltcup. Es bleibt bei der Hoffnung. In der Folgesaison kann er zwar noch einmal ein Weltcuprennen gewinnen, doch danach folgen Seuchenjahre. Hartnäckige Rückenprobleme und Fehler bei der Materialwahl machen aus dem Sieg- einen Hinterherfahrer.

Erst im Januar 2015 steht Carlo Janka wieder zuoberst auf einem Weltcup-Podest. Er gewinnt die Super-Kombination am Lauberhorn. Tags darauf wird Janka auch Dritter der Abfahrt. 2016 triumphiert er trotzt anhaltender Rückenprobleme völlig überraschend den Super-G auf der Olympia-Strecke von 2018.

First placed Carlo Janka, center, of Switzerland celebrates with members of Swiss Ski on the podium after the Slalom run of the men's Super Combined, SC, race of the FIS Alpine Ski World Cup seas ...
Endlich wieder ganz oben: Fast vier Jahre nach seinem letzten Weltcupsieg gewinnt Janka 2015 die Super-Kombination am Lauberhorn.Bild: KEYSTONE

Im Olympia-Winter reist Janka denn auch nach Pyeongchang, kommt aber zu keinem Renneinsatz. Nach einer Ruptur des Kreuzbands kurz vor Saisonbeginn bestreitet der Obersaxer nur die Trainings und muss danach wieder abreisen und die Saison beenden.

In der Saison 2019/20 läuft es Janka wieder besser. Der Obersaxer fährt in den Abfahrten von Lake Louise und Kvitfjell aufs Podest und wird achtbester Abfahrer der Saison. Es sind die Podestplätze 28 und 29 in einer Karriere, in der Carlo Janka alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Im Januar 2022 beendet er nach der Lauberhorn-Abfahrt seine Karriere.

Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Karriere von Carlo Janka
1 / 21
Die Karriere von Carlo Janka
2006: Carlo Janka gewinnt an der Junioren-WM Bronze. Weltmeister Stefan Guay holt später im Weltcup nur ein einziges Mal Punkte, Silbermedaillen-Gewinner Petteri Kantola gelingt dies bei bloss fünf Weltcupstarts nie.
quelle: ap cp / jacques boissinot
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die halbe Welt fährt Ski in der Stadt
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Wenig Training und drei Energydrinks vor Spielen – trotzdem knipst Jamie Vardy noch immer
Seine Geschichte ist eine für Fussballromantiker. Auch mit 37 Jahren spielt Jamie Vardy noch für Leicester City und knipst nach wie vor regelmässig. Dies soll der Stürmer auch am heutigen Sonntagnachmittag (13.45 Uhr) im FA-Cup-Viertelfinal tun.

Selbst aus dem Märchenteam von Leicester City, das in der Saison 2015/16 sensationell den Meistertitel in der Premier League gewann, stach er noch heraus: Stürmer Jamie Vardy. Mit 25 kickte er noch in der 5. Liga, 2012 wechselte er dann zu Zweitligist Leicester. In der zweiten Saison nach dem Transfer trug er 16 Tore zum Aufstieg bei. Und auch heute spielt der mittlerweile 37-Jährige noch bei den Foxes.

Zur Story