Eine Medaille. Dieses Ziel kommuniziert Dario Cologna vor dem Abflug nach Kanada. Intern ist die Zielvorgabe klar: Sie soll golden glänzen.
Möglichkeiten bieten sich Cologna in Whistler einige, schliesslich ist er ein Allrounder. Er beherrscht beide Laufstile gleich gut und kann über praktisch jede Distanz vorne mitlaufen. Diese Vielseitigkeit ist aber gleichzeitig auch eine Gefahr: Sie ist zwar für den Gewinn des Gesamtweltcups oder der Tour de Ski notwendig, nicht aber unbedingt für den Sieg in einem einzelnen Rennen.
Die Saison 2008/09 ist Dario Cologna eine Warnung. Er gewinnt die Tour de Ski und reist als Anwärter auf mehrere Medaillen an die WM nach Liberec. Aber in Tschechien läuft es nicht nach Wunsch, die Ränge 4 und 6 sind nicht das, was sich Cologna erhofft.
Im Olympia-Winter soll es ihm nicht noch einmal passieren, dass er beim Saisonhöhepunkt nicht in Bestform ist. Cologna und seine Trainer machen alles richtig. Als am 15. Februar 2010 das Rennen über 15 Kilometer in der Skating-Technik ansteht, ist der Münstertaler bereit, um Geschichte zu schreiben.
Mit einem souveränen Sieg sorgt er für den ersten Olympiasieg eines Schweizer Langläufers. Im Ziel hat er den zweitklassierten Italiener Pietro Piller Cottrer um fast eine halbe Minute distanziert, eine Weltreise.
Gold gleich im ersten Einsatz - und dabei bleibt es auch bis zum letzten Tag der Spiele. Denn weder im Rennen über 30 Kilometer mit Skiwechsel, noch im Teamsprint oder in der Staffel klappt es mit einem weiteren Medaillengewinn. Beim «Fünfziger», dem prestigeträchtigen Abschlussrennen über 50 Kilometer, will Dario Cologna noch einmal zuschlagen.
Bis 200 Meter vor dem Ziel geht der Plan auf. Gegen Supersprinter Petter Northug scheinen alle chancenlos zu sein, aber Silber oder Bronze liegen in Reichweite für den Schweizer, der ebenfalls über ein starkes Finish verfügt.
Hätte, wäre, wenn. In der letzten Kurve des Rennens, nach mehr als zwei Stunden im Schnee, strauchelt Cologna. Er fällt, die Medaille ist futsch. «Silber oder Bronze hätte ich sicher geholt», ärgert er sich. Aber nur Stunden später ist seine Welt wieder in Ordnung. Als Fahnenträger führt er die Schweizer Delegation an der Schlussfeier ins Stadion.